AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Nach den gestrigen Ausschreitungen hat sich die Lage im Norden von Cote d’Ivoire beruhigt

Dienstag, 12 Oktober 2004

Bouaké (Fidesdienst) - In der seit zwei Jahren von den Rebellen der „Forces Nouvelles“ belagerten Stadt Bouaké im Norden von Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) ist wieder Ruhe eingekehrt. Dies berichten Beobachter vor Ort, nach deren Aussage, „sich die Lage in der Stadt beruhigt hat und keine besonderen militärischen Manöver stattfinden“. Am gestrigen 11. Oktober hatten Anhänger der „Forces Nouvelles“ vor dem Büro der UN-Truppen in Cote d’Ivoire demonstriert. Dabei war es zu Auseinandersetzungen zwischen den Demonstranten und den „Blauhelmen“ gekommen. Nach Aussage der Rebellen sollen die UN-Soldaten das Feuer gegen die Demonstranten eröffnet haben. Bei den Auseinandersetzungen sollen mehrere Personen verletzt worden sein, darunter drei schwer. Die „Blauhelme“ dementierten jedoch diese Vorwürfe und bekräftigten man habe nur zur Einschüchterung in die Luft geschossen.
Die Demonstranten protestierten gegen den Beginn der Entwaffnung der ivorischen Milizen, die am 15. Oktober beginnen soll. „Der Protest war vom politischen Flügel der Forces Nouvelles angeregt worden, die diese Entwaffnung ablehnen“, so die Beobachter. „Paradoxerweise ist der militärische Flügel der Bewegung mit einer Entwaffnung und der Beendigung der Spaltung des Landes einverstanden“.
Auf der Grundlage der Vereinbarungen die am 31. Juli in Accra unterzeichnet wurden, sollen in Cote d’Ivoire neben der Entwaffnung auch eine Verfassungsreform stattfinden. Insbesondere geht es dabei um den Artikel 35, der festlegt, dass Präsidenten der Republik zwei ivorische Elternteile haben muss. Die Reformen wurden vom Parlament jedoch noch nicht gebilligt und der politische Flügel benutzt die Frage der Entwaffnung als Druckmittel, mit der der Präsident Laurent Gbagbo zur einer Beschleunigung des parlamentarischen Weges bewegt werden soll.
„Die politischen Verantwortlichen der Forces Nouvelles befürchten, dass die UN-Truppen, die gut ausgerüstet sind, eine Entwaffnung auch mit Waffengewalt erzwingen können. Aus diesem Grund wurde die Protestkundgebung veranstaltet, bei der die ‚Blauhelme’ das Feuer gegen wehrlose Zivilisten eröffnet haben sollen“, so die Beobachter.
Trotz der Unterzeichnung eines Friedensabkommens im Januar 2003 ist Cote d’Ivoire seit Ausbruch des Bürgerkriegs im September 2002 de facto in zwei Teile gespalten. Der Norden und der Westen des Landes wird von verschiedenen Guerillabewegungen belagert, die sich unter der Bezeichnung „Forces Nouvelles“ zusammenschließen. In dem afrikanischen Land sind rund 6.000 ‚Blauhelme’ stationiert. Außerdem befinden sich rund 12.000 Soldaten der Friedenstruppen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft und rund 4.000 französische Soldaten im Land. (LM) (Fidesdienst 12/10/2004 - 33 Zeilen, 380 Worte)


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