AMERIKA/MEXIKO - Eucharistischer Weltkongress: Vor welchem Hintergrund feiert man den Glauben an die Eucharistie in Europa und Amerika

Dienstag, 12 Oktober 2004

Guadalajara (Fidesdienst) - Kardinal Carlos Amigo Vallejo, Erzbischof Von Siviglia (Spanien), der als Delegierter für Europa am Eucharistischen Weltkongress teilnimmt, betonte in seinem Vortrag am Montag, den 11. Oktober daran, dass es in Europa heute mehr Fragen und Sorgen als Hoffnungen gibt: „Eine große Wertekrise, die stille Entfernung von Gott, Verschlossenheit gegenüber dem Transzendentellen, das oft vom Kosumdenken erdrückt wird, ein leichtes Opfer alter und neuer Götzendienste und gleichzeitig der Durst nach etwas, das über das Momentane hinausgeht“ kennzeichnen den Kontinent. Deshalb sei es schwierig, den eigenen Glauben an die Eucharistie zu leben, in einem multikulturellen Umfeld, das alles was christlich ist ablehnt, weshalb es einfacher sei, sich als ungläubig zu bezeichnen. Die Kirche in Europa habe „eine anspruchsvolle und faszinierende Aufgabe“, die darin bestehe „zur authentischen christlichen Berufung zurückzufinden und den Sinn für das Geheimnis neu zu vermitteln; die liturgischen Feiern so zu erneuern, dass sie viel sagende Zeichen der Gegenwart Christi sind; neue Räume für die Stille, das Gebet und die Betrachtung zu schaffen; die Rückkehr zu den Sakramente zu fördern, insbesondere zur Eucharistie und zur Beichte, als Quelle der Freiheit und neuer Hoffnung“.
Der emeritierte Erzbischof von Boston (USA), Kardinal Bernard Law, erklärte in seinem Vortrag, dass die Verehrung der Eucharistie in Nordamerika und Kanada lebendig sei, die Kommunion häufig empfangen werde und die Eucharistische Anbetung außerhalb der Gottesdienste regelmäßig stattfinde. Trotzdem sei der Sinn für den Sonntag als Tag des Herrn verloren gegangen, weshalb auch die Zahl der Besucher der Sonntagsgottesdienste zurückgegangen sei. Viele seien zunehmend davon überzeugt, dass allein die Tatsache der Teilnahme am Gottesdienst und der Wunsch nach dem Empfang der Kommunion ausreiche, um einen Anspruch auf das Empfangen der Kommunion zu haben, auch wenn man nicht von der Erbsünde frei sei. Außerdem wies Kardinal Law darauf hin, dass es unter den Katholiken an Wissen über das Geheimnis und die Heiligkeit der Eucharistie fehle.
Erzbischof Emilio Carlos Berlie von Yucatan (Mexiko), der als Delegierter für Lateinamerika am Weltkongress teilnimmt, wies in seinem Vortrag darauf hin, dass der Sonntag in Lateinamerika weiterhin als „Tag des Herrn“ erlebt werde. In den Vergangenen Jahrzehnten habe auch die Liebe zur Eucharistie zugenommen: Millionen Kinder und Jugendliche empfangen sie regelmäßig; es habe auch das Engagement für den Aufbau einer gerechteren Welt zugenommen, das aus der Eucharistie erwachse; die eucharistische Anbetung sei in Lateinamerika Quelle der Heiligkeit der Menschen, usw. Trotzdem gebe es auch bedrohliche Schatten: der Opfercharakter der Heiligen Messe werde oft auf einen soziales Zusammentreffen und die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen reduziert; willkürliche Gottesdienstgestaltung die Eucharistie zu einer persönlichen Inspiration des zelebrierenden Priesters; vor allem junge Menschen und insbesondere Menschen aus ländlichen Gebieten - die oft lange Zeit unter seelsorgerischen Gesichtspunkten vernachlässigt wurden - oder jene städtischen Bevölkerungsteile, die einer säkularisierten und hedonistischen Welt angehören, nehmen zunehmend weniger an Sonntagsgottesdiensten und kirchlichen Festen teil. Außerdem habe man eine ernsthafte Vermittlung des liturgischen Wissens vernachlässigt; es bestehe noch kein ausreichendes Bewusstsein von der Ausübung des allgemeinen Priesteramtes in seiner aktiven Form, im Unterschied zur Ausübung des geweihten Priesters. Schließlich sei die Verbindung zwischen Eucharistie und Nächstenliebe nicht immer in ausdrücklicher Weise im Leben der Gemeinschaft vorhanden. (RZ) (Fidesdienst, 12/10/2004 - 46 Zeilen, 529 Worte)


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