AFRIKA/TUNESIEN - Erzbischof von Tunis: „Jeder, der das Land regieren wird, wird sich mit den hohen Erwartungen der Bevölkerung konfrontiert sehen“

Montag, 31 Oktober 2011

Tunis (Fidesdienst) – „Angesichts der Tatsache, dass es sich um die erste wirklich freie Wahl in der Geschichte Tunesiens handelte, war die Wahl vom 23. Oktober ein voller Erfolg“, so Erzbischof Moroun Elias Lahham von Tunis zum Fidesdienst. Bei der Wahl für die Verfassungsgebende Versammlung am 23. Oktober gewann die muslimische Ennahdah-Partei mit 41% der Stimmen. Die Parteiführung kündigte die Bildung der Regierung innerhalb der kommenden 10 Tag an. Innerhalb eines Jahres soll es eine neue Verfassung geben.
„Wir müssen das Wahlergebnis akzeptieren und den Gewinnern Zeit lassen, ihre Wahlversprechen in die Praxis umzusetzen. Es wird nicht einfach sein, denn es bleibt nur ein Jahr für die neue Verfassung und andere wichtige Reformen. Die Menschen wollen alles und zwar sofort. Dies ist für die Ennahdah oder auch jede andere Partei nur schwer machbar“, so Erzbischof Lahham.
Unterdessen kam es am 28. Oktober zu Unruhen in Sidi Bouzid, wo die Behörden zunächst eine Ausgangssperre erließen und diese dann wieder rückgängig machten. Demonstranten hatten gegen den Ausschluss von sechs Listen der Petition Popoulaire unter Leitung des angeblich mit dem Präsidenten Ben Ali verbündeten Unternehmers Hechmi Haamadi protestiert.
„Es handelt sich um eine zweitrangige Episode, die sich erledigt hat“, so der Erzbischof von Tunis. „Hechmi Haamadi hat seine Wahlkampagne auf demagogische Parolen aufgebaut und versucht die ärmeren Wähler durch Versprechen, wie ein in Aussicht gestelltes Arbeitslosengeld, für sich zu gewinnen. Nachdem seine Liste ausgeschlossen wurde, sind seine Anhänger auf die Straße gegangen, doch die Proteste scheinen bereits beendet zu sein. Der Politiker hat Beziehungen zu Ben Ali und wird deshalb unter der Mehrheit der Tunesier keine Anhänger finden“, so Erzbischof Lahham abschließend. (LM) (Fidesdienst, 31/10/2011)


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