AFRIKA/TUNESIEN - Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke: „Wir sollten den neuen tunesischen Führungskräften einen Vertrauensvorschuss gewähren“

Donnerstag, 27 Oktober 2011

Tunis (Fidesdienst) – „Die Wahlen fanden in einem Klima der Freude, des Friedens und der Anteilnahme statt. Die Beteiligung der Wähler war sehr hoch“, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Tunesien, Pfarrer Jawad Alamat, zum Fidesdienst. „Da es sich um die ersten freien Wahlen in Tunesien handelt, war es im Grunde für alle eine erstmalige Erfahrung. Viele Tunesier betrachteten die Wahl geradezu als ‚Abenteuer’ und waren begeistert bei der Sache. Dies zeigte sich auch dadurch, dass die Wähler problemlos 4 bis 5 Stunden Wartezeit in Kauf nahmen, um ihre Stimme abzugeben“.
Zum Ausgang der Wahl, die nach ersten Hochrechnungen von der islamischen Ennahdha-Partei gewonnen wurde, sagt Pfarrer Alamat: „Die Führungskräfte der Ennahdah-Partei haben sehr interessante Positionen vertreten und wir wollen ihnen Glauben schenken. Sie haben zum Beispiel betont, dass religiöse Minderheiten respektiert werden sollen und sie wollen die Kultfreiheit garantieren und die Öffnung gegenüber dem Westen beibehalten. Wichtig ist, dass alle persönlichen Rechte, die Tunesien errungen hat beibehalten oder noch verbessert werden. Wir sollten den neuen Führungskräften einen Vertrauensvorschuss gewähren“.
Der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Tunesien fügt hinzu: „Die neuen Führungskräfte des Landes sollten auch berücksichtigen, dass sie es mit einem Volk zu tun haben, das sich stark fühlt, nachdem ihm eine Revolution gegen ein Regime gelungen ist, das es unterdrückt hat. Die Menschen sind sich ihrer Rechte bewusst. Die Kandidaten der Ennahdha-Partei wurden auf der Grundlage ihres Versprechens gewählt, dass sie den demokratischen Reformprozess und die Modernisierung in Tunesien fortsetzen werden und dabei die muslimische Identität des Landes im Auge behalten“.
„Wenn man von Schariah spricht“, so P. Alamat weiter, „sollte man nicht unbedingt Länder vor Augen haben, die diese islamischen Gesetze restriktiv und konservativ umsetzen. Wir brauchen uns vor diesen Bezugspunkten der islamischen Religion nicht fürchten, denn sie stehen für die Suche nach der eigenen Identität. Wir sollten unseren muslimischen Freunden zuhören, wenn sie betonten, dass die Schariah viele menschliche Werte enthält, die ihre Kultur ausmachen“, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke abschließend. (LM) (Fidesdienst, 27/10/2011)


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