AFRIKA/TSCHAD - UNHCR vereinbart mit der tschadischen Regierung Maßnahmen zum Schutz der im Osten des Landes lebenden sudanesischen Flüchtlinge vor Mord, Diebstahl und Erpressung

Montag, 4 Oktober 2004

Rom (Fidesdienst) - Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) hat mit den tschadischen Behörden Maßnahmen zum Schutz der Flüchtlinge vereinbart, die in den Aufnahmelagern im Osten des Landes untergebracht sind, nachdem es in jüngster Zeit vermehrt zu Gewalt gegen diese aus dem Sudan stammenden Flüchtlinge gekommen war. In den vergangenen Tagen waren drei sudanesische Flüchtlinge ermordet worden. Dies geht aus einer Verlautbarung des UNHCR hervor, die dem Fidesdienst vorliegt.
Im Rahmen der Vereinbarungen zwischen dem UNHCR und der tschadischen Regierung wurden bereits 180 tschadische Polizeibeamte stationiert, darunter 20 Frauen, die in den Aufnahmelagern und deren Umgebung Kontrollen durchführen. Das UNHCR stellt den Beamten des tschadischen Flüchtlingskomitees neuen Fahrzeuge zur Verfügung.
Die Flüchtlinge und die tschadischen Behörden machen die im Tschad lebenden Nomadenvölker für die jüngste Gewalt verantwortlich. Die Einwohner der umliegenden Dörfer seien an den Gewalttaten nicht beteiligt. Die Zwischenfälle zeugen jedoch von der zunehmenden Spannung zwischen den Flüchtlingen und der einheimischen Bevölkerung im Wettbewerb um die bereits geringen Ressourcen des Landes. Obschon die sudanesischen Flüchtlinge von der einheimischen Bevölkerung im Tschad, die demselben Volksstamm angehört, zunächst freundlich empfangen wurden, hat sich inzwischen eine eher ablehnende Einstellung verbreitet, nachdem unter den Einheimischen der Eindruck entstanden ist, dass es den Flüchtligen inzwischen besser geht, als ihnen selbst.
Am 24. September hatte ein Reiter auf einem Kamel mit einem Gewehr auf einen Flüchtling geschossen, der seine Tiere auf einer Weide in rund 20 Kilometer Entfernung vom Flüchtlingslager in Mile gebracht hatte. Der Flüchtling wurde dabei zunächst an den Beinen verletzt und starb später im Krankenhaus an den Folgen der Verletzungen. Am Montag, den 27. September wurden zwei weiter Flüchtlinge aus bisher noch unbekannten Gründen in Iriba und Mile ermordet.
Am 28. September nahmen acht bewaffnete Reiter 100 Ziegen aus dem Camp in Miles mit, die dort von einem Flüchtling auf die Weide gebracht worden waren. Am selben Tag wurde in rund 20 Kilometer Entfernung vom Camp ein weiterer Flüchtling durch eine Schusswaffe am Arm verletzt und seines Pferdes beraubt. Der Mann musste den Weg zum Camp zu Fuß zurücklegen und verlor dabei viel Blut.
In der vergangenen Woche waren fünf Mädchen und zwei Jungen in Rund 30 Kilometer Entfernung vom Aufnahmelager in Kounoungo beim Holzsammeln von fünf Männern überfallen, die die Kinder schlugen und die Mädchen vergewaltigten.
Das UNHCR versucht unterdessen auch selbst zwischen den Flüchtlingen und der einheimischen Bevölkerung zu vermitteln. Im Verlauf seiner jüngsten Mission in der Region hatte der Flüchtlingshochkommissar der Vereinten Nationen, Ruud Lubbers erklärt, man müsse mehr für die Menschen im Tschad tun. Deshalb forderte er die Geberländer auf, umfangreichere Mittel für die in der Umgebung der zehn Flüchtlingslager im Osten des Tschad lebenden Menschen bereit zu stellen. Nach Angaben von Ruud Lubbers wurden bereits eine Reihe von UNHCR-Projekte zur Unterstützung der einheimischen Bevölkerung im Tschad auf den Weg gebracht. (LM) (Fidesdienst, 4/10/2004 - 42 Zeilen, 484 Worte)


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