ASIEN/INDIEN - Zentralregierung ergreift Maßnahmen zum Schutz der Christen vor Übergriffen hinduistischer Extremisten im Unionsstaat Orissa

Donnerstag, 23 September 2004

New Delhi (Fidesdienst) -Die jüngsten Proteste christlicher Gemeinden im westindischen Unionsstaat Orissa scheinen etwas bewirkt zu haben. Nachdem es vor kurzem zu erneuten Übergriffen gegen christliche Gemeinden gekommen war, ermitteln nun Regierungsbeamte im Raikia, wo am 26. August hinduistische Extremisten eine katholische Kirche zerstört hatten. Die Ermittler werden Verantwortlichkeiten und Gründe des Attentats untersuchen. Zu diesem Zweck werden im Rahmen der Ermittlungen auch Gespräche mit Religionsvertretern, Journalisten und Intellektuellen vor Ort stattfinden.
Die Ausschreitungen waren am 8. September auch Gegenstand einer Debatte des Parlaments des indischen Unionsstaats Orissa. Die Oppositionsparteien hatten die hinduistisch nationalistisch geprägte Baratiya Janata Party (BJP), die in Orissa regiert, darauf hingewiesen, dass keinerlei vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung solcher Ausschreitungen ergriffen und keine Ermittlungen auf den Weg gebracht worden waren. In diesem Zusammenhang forderten sie das Eingreifen der Nationalen Minderheitenkommission. „Es ist nur schwer zu verstehen, wie eine Gruppe von 500 Fanatikern, die eine Kirche in Raikia angreifen, dies tun kann, ohne dass die Polizei etwas davon bemerkt“, so christliche Abgeordnete.
Die Ortskirche fordert unterdessen auch Untersuchungen im Zusammenhang mit einer kürzlichen versuchten Zwangsbekehrung von 75 Christen zum Hinduismus. Der Global Christian Council of India beklagte, dass die Veranstalter der „Bekehrungszeremonie“ (bei denen es sich um Mitglieder extremistischer Hindugruppen handelt) gegen die gültigen Gesetze verstoßen haben. Der Rat, der diesen Fall auch der Nationalen Minderheitenkommission meldete, erklärte, die Hindu hätten gegen die in Orissa geltenden „Anti-Bekehrungs“-Gesetze verstoßen, die für einen Religionswechsel eine richterliche Genehmigung fordern. Das Gesetz, dass von der BJP eingeführt worden war, um die Bekehrung von Dalit und eingeborenen Volksstämmen zum Christentum zu verhindern, habe sich in diesem Fall gegen die Hindus selbst gewandt. Der Rat sprach in diesem Zusammenhang sogar vor einem Plan zur Ausrottung der Christen in Orissa und bat um den Schutz der Bundesregierung.
Ein Großteil der Einwohner von Orissa sind arme und ausgegrenzte Angehörige eingeborener Volksstämme. Massenbekehrungen sind hier keine Neuheit: fundamentalistische Gruppen bieten für eine „Rückkehr zum hinduistischen Credo“ entweder wirtschaftliche Vorteile an oder sie sprechen Drohungen aus. (PA) (Fidesdienst, 23/09/2004 - 33 Zeilen, 342 Worte)


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