AFRIKA/SUDAN - Darfur: Die verschiedenen Milizen, die in der Region die Zivilbevölkerung unterdrücken

Dienstag, 21 September 2004

Khartum (Fidesdienst) - Die so genannten Janjaweed-Milizen stehen im Mittelpunkt der Krise in der westsudanesischen Region Darfur, zu der der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in diesen Tagen eine neue Resolution verabschiedete (vgl. Fidesdienst vom 20. September 2004). Diese Milizen sind hauptsächlich für die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung im Westen des Sudan verantwortlich.
Der Name Janjaweed wird für arabisch Reitermilizen benutzt und tauchte erstmals in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf. Janjaweed heißt übersetzt so viel wie „böse Reiter mit Gewehren“. Unterdessen gibt es verschiedene Milizen, auf die der verallgemeinernde Begriff „Janjaweed“ zutrifft. Hier ein kurzer Überblick:
1) An erster Stelle gibt es in der Region bewaffnete Viehhirten. In Darfur sind alle Gemeinschaften bewaffnet. Diese Gruppen, denen es sozusagen um Selbstverteidigung geht, sind nicht in ausschlaggebendem Maß an der Gewalt beteiligt.
2) Anderes gilt jedoch für die so genannten Rizeigat Janjaweed unter Leitung von Musa Hilal, gegen den eine Klage der internationalen Staatengemeinschaft vorliegt. Musa Hilal ist vorbestraft (1997 war er wegen Mordes an 17 Menschen in Darfur im Gefängnis), wurde aber 2003 freigelassen um die Organisation der Milizen zu unterstützen. Es handelt sich dabei um die Volksgruppe der Baggara, ein Nomadenvolk, das von arabischen Völkern abstammt, die sich im Mittelalter in Darfur niedergelassen haben. Musa Hilal hat seine Miliz jedoch nicht völlig unter Kontrolle: Mitglieder seines eigenen Klans wollten ihn infolge interner Spannungen ermorden. Internationalen Presseberichten zufolge soll Hilal jedoch rund 1.200 bewaffnete Männer kontrollieren.
3) Daneben gibt es Milizen, die ebenfalls aus Mitgliedern des Baggara-Volkes bestehen, wie zum Beispiel die Terjam, die bei Nyala im Süden von Darfur ihr Unwesen treiben.
4) Weitere Milizen setzen sich aus Arabern aus dem benachbarten Tschad zusammen, dazu gehört die Salamat-Gruppe, bei denen es sich um Reiter handelt, die im Grenzgebiet zwischen den beiden Ländern agieren.
5) Neue Milizen entstanden aus Gruppen, die bisher nicht an dem Konflikt beteiligt waren. Darunter die Fellata, aus Westafrika stammende Hirten, die in weiten Teilen des Senegal und des Tschad leben.
6) Schließlich wurden auch die FDP-Milizen der Regierung mobilisiert, die die Armee im Kampf gegen die Guerilla im Süden der Region Darfur unterstützen.
Diese Gruppen werden von der sudanesischen Luftwaffe unterstützt, die unter anderem Kampfhubschrauber bei Angriffen auf die Zivilbevölkerung einsetzt.
In Darfur kämpfen zwei Guerillabewegungen gegen die Zentralregierung in Khartum: Die Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM) und die Sudanesische Befreiungsarme (SLA). Beide Gruppen vordern von der Zentralregierung Mittel zur Entwicklung der Region, die von der Regierung lange Zeit vernachlässigt wurde. Die Friedensgespräche zwischen den Bewegungen und der sudanesischen Regierung in Nigeria wurden für einen Monat unterbrochen. (LM) (Fidesdienst, 21/09/2004 - 41 Zeilen, 433 Worte)


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