EUROPA/ITALIEN - „Heute wissen wir, dass unsere Freiheit weniger Wert ist, wenn sie nicht mit allen geteilt wird“, so der Vorsitzende der italienischen katholischen Arbeiterverbände (ACLI), Luigi Bobba, im Gespräch mit dem Fidesdienst am Rande des „Postglobal“-Kongresses

Freitag, 17 September 2004

Rom (Fidesdienst) - In Orvieto trafen sich am 10. und 12. September Vertreter der italienischen katholischen Arbeiterverbände (ACLI) zu einem Kongress mit dem Titel „Postglobal. Religionen, Geschlechter, Generationen: die neuen Herausforderungen der Demokratie“. Dabei wurden vor allem neue Impulsen, Wege und Hintergründen der Demokratie in den verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt erörtert. Abschließend nahmen die Kongressteilnehmer am Sonntag, den 12. September am zweiten Welttag der Interdependenz in Rom teil.
In ihren Beträgen befassten sich verschiedene bekannte Redner vor allem mit drei Hauptthemen: Krise der Demokratie, neue Erfordernisse und Ressourcen der Demokratie in der postglobalen Welt; Politik der Interdependenz und Brücken des Dialogs als mögliche Wege des demokratischen Lebens im dritten Jahrtausend
„Während der vergangenen Jahrhunderte“, so der ACLI-Vorsitzende, Luigi Bobba, im Gespräch mit dem Fidesdienst, „wurden die nationale Unabhängigkeit, die nationale Befreiung und die nationale Souveränität als ein obligatorischer Schritt betrachtet: dies gilt für die Vereinigten Staaten und Europa, aber auch in der postkolonialen Zeit wurde dies als eine Notwendigkeit für die Konsolidierung von Recht, Freiheit und Demokratie betrachtet. Heute wissen wir, dass Länder, die die eigene Unabhängigkeit lange Jahre aus Voraussetzung zum Schutz einer demokratischen Entwicklung verteidigt haben, erfahren, dass weder Freiheit noch Gleichheit, weder der Schutz vor Tyrannei noch Sicherheit vor Terrorismus allein durch das Prinzip der Interdependenz (gegenseitige Abhängigkeit, Wechselspiel) garantiert werden können. Wir wissen heute, dass unsere Freiheit weniger Wert ist, wenn sie nicht mit allen geteilt wird. Damit es eine echte Freiheit gibt, müssen alle frei sein. Deshalb werden auch wir uns an diesem Engagement für die Interdependenz beteiligen, wobei wir dies nicht als eine Vision betrachten sondern als eine Gegebenheit, der wir bereits auf dem Weg in die Welt von morgen begegnen, die es heute bereits gibt.“
„Heute bedarf es einer Entwaffnung des Herzen“, so Schwester Enrica Rosanna, Untersekretärin der Kongregation für das geweihte Lehen, in ihrer Ansprache beim Kongress in Orvieto. „Allzu oft sind unsere Herzen bewaffnet, krank und verschmutzt. Tief in unserem inneren gibt es eine Finsternis, die Sünde heißt. Aus diesem Grund muss jeder von uns mit der Kraft des göttlichen Lichtes den Mut zur Läuterung besitzen und sich in einem ökologischen Engagement versuchen, das über die Umwelt hinausgeht und bis zur eigenen Person reicht.“
Luigi Bobba erinnert an die Worte von Pater Maria Toldo: „Es wäre schön, wenn diese neue Kultur des Friedens bei den jungen Menschen beginnen könnte, als ob es eine neue Morgenröte gäbe! Denn wir leben heute in einer einzigen Welt, einem Schiff, in dem wir alle zusammen unterwegs sind und wir dürfen es nicht zulassen, dass es untergeht, denn es wird keine zweite Arche Noah geben, die uns rettet. Die Welt ist eine, die Erde ist eine und entweder werden wir alle zusammen weiterleben oder wir werden alle verlieren“. Diese Worte regen zum Nachdenken an und werden die Teilnehmer des Kongresses in Orvieto mit Sicherheit dazu anspornen, sich weiterhin konkret für den Aufbau dieser „neuen Kultur des Friedens“ einzusetzen. Die „Erklärung der Interdependenz“, die auch für Europa Vorschläge zu einem gemeinsamen außenpolitischen Vorgehen enthält, und die von der ACLI zusammen mit den anderen Veranstaltern des Tages der Interdependenz in Rom unterzeichnet wurde, soll ein erster Schritt auf dem Weg zu diesem gemeinsamen Engagement sein. (PLR) (Fidesdienst, 17/09/2004 - 45 Zeilen, 563 Worte)


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