AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Über 100.000 Zivilisten fliehen aus Nordkivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo vor Gefechten zwischen Armee und Rebellen

Freitag, 17 September 2004

Bukavu (Fidesdienst) - Über 100.000 Zivilisten fliehen vor den erneuten Gefechten im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Dies berichten Hilfswerke der Vereinte Nationen, die erklären, man sei „besorgt“ angesichts dieser Situation. „Wir sind nicht in der Lage, die von den Vereinten Nationen genannten Zahlen zu bestätigen“, so Beobachter aus Bukavu, der Hauptstadt der Region Südkivu, gegenüber dem Fidesdienst, „doch es ist mit Sicherheit zu Massenwanderungen in Nordkivu gekommen“. „Die Regierungstruppen versuchen im Rahmen einer umfassenden Operation, die Rebellen unter Leitung von General Nkunda aus der Gegend zu vertreiben. In den vergangenen Tagen haben Soldaten aus Kinshasa Minova (120 Kilometer nördlich von Bukavu) eingenommen, nun haben sich dann auf den Vormarsch nach Walikale begeben, einer Stadt auf halbem Weg zwischen Goma und Kisangani“, so der Beobachter, der hinzufügt: „die Offensive ist noch nicht beendet und man erwartet wichtige Entscheidungen. Die Befehlshaber der drei beteiligten Militäreinheiten befinden sich immer noch in der Hauptstadt Kinshasa um die nächsten militärischen Operationen mit der Regierung abzustimmen“.
„Wie aus den uns zur Verfügung stehenden Informationen hervorgeht, ist sind die Menschen vor allem aus Angst vor möglicher Unterdrückung aufgebrochen, weniger als vor konkreter Gewalt. Sowohl Minova als auch Walikale wurden fast ohne Gefechte eingenommen“, so der Beobachter.
Wie humanitäre Hilfswerke berichte, soll es sich bei den meisten Menschen auf der Flucht um Banyamulenge handeln, Tutsi ruandischer Abstammung. Dieser Volksgruppe gehört auch General Nkunda an. „Die Banyamulenge-Frage ist sehr schwierig. Viele Flüchtlinge dieses Volksstammes kehren aus den Aufnahmelagern aus Ruanda zurück und die Kongolesische Regierung hat der internationalen Staatengemeinschaft versprochen, dass sie sich um diese Menschen kümmern wird. Leider empfinden andere kongolesische Volksgruppen eine gewisse Ablehnung gegenüber den Banyamulenge, weil sie mit den sezessionistischen Guerillagruppen identifiziert werden“, so der Beobachter weiter. „Die internationale Staatengemeinschaft muss dem Kongo dabei helfen, diese Menschen zu betreuen, doch man darf nicht vergessen, dass es auch noch tausende kongolesischer Flüchtlinge in Tansania gibt, an die niemand denkt“.
Die Spannungen in Nord- und Südkivu haben im Frühjahr dieses Jahres begonnen, als aufständische Soldaten unter General Nkunda und Oberst Mutebesi Bukavu angegriffen hatten. Die Rebellen wurden von den Soldaten der regulären Streitkräfte abgewehrt. Sowohl Nkunda als auch Mutebesi gehören der Rebellenbewegung RCD Goma an, die im Osten des Kongo agiert. Infolge von Friedensvereinbarungen wurden beide in die regulären kongolesischen Streitkräfte integriert. Sie hatten jedoch nie wirklich akzeptiert, dass sie dort den Befehlen anderer gehorchen sollten und deshalb den Aufstand der von ihnen geleiteten Einheiten organisiert, die größtenteils aus Mitgliedern der RCD Goma bestehen.
Die RCD Goma hat sich zur Unterstützung des Friedensprozesses bereiterklärt: die Soldaten aus den Reihen der Rebellenbewegung sollen in die neue kongolesische Armee integriert werden, die aus der Fusion verschiedener bewaffneter Gruppen entstehen soll, die sich im Bürgerkrieg in den Jahren von 1998 bis 2003 bekämpft haben; die Rebellen sind auch in der Regierung vertreten. In den Reihen der Bewegung gibt es jedoch extremistische Strömungen, die den Friedensprozess zu untergraben versuchen. (LM) (Fidesdienst, 17/09/2004 - 43 Zeilen, 496 Worte)


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