EUROPA/ÖSTERREICH - „Mutter Teresa war die Missionarin einer grenzenlosen Liebe“: ein Kommentar von Msgr. Leo M. Maasburg zum 100. Geburtstag von Mutter Teresa von Kalkutta

Mittwoch, 25 August 2010

Wien (Fidesdienst) – Am 26. August 2010 wird weltweit der 100. Geburtstag von Mutter Teresa, Gründerin der Missionarinnen von der Nächstenlieb, gefeiert. Monsignore Dr. Leo-M. Maasburg, heute Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich (www.missio.at), war Reisebegleiter, Ratgeber, Beichtvater und Dolmetscher für Mutter Teresa. Seine Erlebnisse schildert er in dem Buch „Mutter Teresa: Die wunderbaren Geschichten“ (Pattloch Verlag, München 2010), das im Jubiläumsjahr in mindestens zehn Sprachfassungen erscheint.

In einem Beitrag für den Fidesdienst erläutert Msgr. Maasburg die missionarischen Aspekte im Leben und Wirken der Ordensfrau:

Mutter Teresa von Kalkutta wird von Menschen unterschiedlichster Nation und Religionszugehörigkeit als Vorbild, Heilige und leuchtendes Beispiel selbstlosen Dienstes am Nächsten verehrt. Sie war Missionarin einer grenzenlosen Liebe: grenzenlos in ihrer geographischen Weite wie die Aussendung der Apostel, grenzenlos in ihrer geistigen Tiefe wie das eine, neue Gebot Jesu: „Liebt einander wie ich euch geliebt habe.“ Mutter Teresa hat diesen Auftrag Jesu in ungemein authentischer und vollkommener Weise gelebt und dadurch das Licht Christi aufleuchten lassen, wo immer sie hinkam. Durch ihr Sein und Handeln hat sie der Welt gezeigt, was Mission heute heißen kann: „Love in action“, „tätige Liebe“ in Wort und vor allem in der Tat aus tiefer Liebe zu Gott. Sie predigte die Liebe nicht durch Worte, sie lebte sie.

Als Mutter Teresa ihre Schwestern nach Äthiopien schickte, stellte man ihr seitens des diktatorischen Regimes die delikate Frage, ob sie hier missionieren werde. Sie gab zur Antwort: „The tender love and care we will give to the Poorest of the Poor will show them the Love God himself has for them. “ „Die zärtliche Liebe und Fürsorge, die wir den Ärmsten der Armen in ihrem Lande geben werden, wird ihnen die Liebe zeigen, die Gott selbst zu ihnen hat.“ Mutter Teresa hat niemanden in den Glauben hineingeredet, sondern die Menschen durch ihr Beispiel in den Glauben hineingezogen.

Was immer sie tat war „His work“ (sein Werk), nichts schrieb sie sich selbst zu. Sie war nur ein „Bleistift in Gottes Hand. In der Hand eines Gottes, der gerade im Begriff stand einen Liebesbrief an die Welt zu schreiben.“

Ihre Verfügbarkeit führte sie in eine neue, unbekannte mystisch-spirituelle Tiefe. In einer Offenbarung Seines Durstes, Seiner Sehnsucht nach Liebe („Mich dürstet“, Johannes-Evangelium 19,28) verlangte Jesus ihr Einverständnis zu Seinem Plan.

Der Weg in die geistige Tiefe nimmt für Mutter Teresa eine unerwartete, dramatische Wende. In einer Jahrzehnte währenden „Nacht der Seele“ lässt Jesus sie an Seinem Leiden in mystischer, aber sehr realer und schmerzhafter Weise teilnehmen und Seine Gottverlassenheit am Kreuz („Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“, Markus-Evangelium 15,34) erfahren. Während ihr neuer Orden sich über die ganze Welt ausbreitet, erfährt sie durch eine quälend empfundene Gottferne den Schmerz der dürstenden Sehnsucht der Liebe nach Erwiderung dieser Liebe.

Mutter Teresa vertraut sich ganz Gottes Führung an und gründet 1948 die „Missionarinnen der Nächstenliebe“, die Jesu Licht zu den Ärmsten der Armen in den Slums Kalkuttas und später in die materiellen, sozialen und spirituellen Slums der ganzen Welt bringen sollten.
Ihr wird klar, dass der Ort, wo der Durst Jesu nach Liebe gestillt werden kann, nur die Hungrigen, die Durstigen, die Nackten, die Heimatlosen sein können – mit einem Wort: „Jesus in der schrecklichen Verkleidung der Ärmsten der Armen“, in den Slums der Welt und in den geistigen Slums der Herzen aller Menschen. So ist sie zur Missionarin der Nächstenliebe gereift, zugleich grenzenlos sozial und abgrundtief spirituell. In einer erstmaligen Globalität der Gleichheit von Arm und Reich, wird in dieser unscheinbaren Frau die Mission der ganzen Kirche und die Berufung jedes Menschen, unabhängig von Rasse und Religion, Hautfarbe und Ideologie klar: „ein Kind Gottes zu sein, dafür geschaffen zu lieben und geliebt zu werden“. (MS/LM) (Agenzia Fides, 24/08/2010)


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