ASIEN/NEPAL - Ausgehsperre aufgehoben, in Nepal kehren Toleranz und Solidarität zurück - Friedensmarsch der verschiedenen Religionsgemeinschaften auf den Straßen der Hauptstadt: Hindus, Muslime, buddhistische Mönche, Priester und Schwestern und viele christliche Laiengläubige nehmen daran teil

Montag, 6 September 2004

Katmandu (Fidesdienst) - Auf denselben Straßen und Plätze, die noch vor wenigen Tagen Schauplatz heftiger Proteste und Ausschreitungen gewesen waren, versammelten sich gestern rund 5.000 Menschen aller Religionsgemeinschaften in Nepal zu einem Marsch für Toleranz, Aussöhnung und Frieden. Nach der Hinrichtung von 12 Geiseln durch eine Terrorgruppe im Irak war es zu Unruhen und Angriffen auf die muslimische Glaubensgemeinschaft sowie auf zwei Moscheen der Stadt gekommen. Infolge dieser Ausschreitungen hatte die nepalesische Regierung eine Ausgangssperre verhängt, die gestern bereits für einige Stunden unterbrochen und heute ganz aufgehoben wurde.
„Die Situation hat sich wieder normalisiert. Darüber sind wir sehr froh. Die Atmosphäre ist nun wieder positiv: die Menschen wünschen sich vor allem Toleranz und Solidarität“, so der Apostolische Pro-Präfekt in Nepal, Pfarrer Pius Perumana, sichtlich erleichtert über die positive Entwicklung, zur Situation in Nepal.
„Die Muslime sind immer noch verbittert, doch man hat verstanden, dass die Aggression das Werk von Provokateuren war, die versuchten interreligiöse Spannungen und Hass zu schüren. Aus welchen Gründen wissen wir nicht. Die Menschen in Nepal haben gestern ihr wahres Gesicht gezeigt: sie sind friedliebend, gastfreundlich, respektvoll gegenüber allen Religionen“, so Pfarrer Perumana weiter.
An dem Friedensmarsch nahmen hinduistische und muslimische Gläubige, buddhistische Mönche und zahlreiche Christen teil, darunter auch Priester und Ordensschwestern, deren Fotos heute auf den Titelseiten der Tageszeitungen zu sehen sind. Viele Religionsvertreter sprachen in ihren Reden von Geschwisterlichkeit und Solidarität und forderten religiöse und gesellschaftliche Harmonie. Alle Teilnehmer entzündeten Kerzen und beteten für den Frieden.
Heute finden auf den Straßen der Hauptstadt zwar noch zahlreiche Militärkontrollen statt, doch die Situation scheint im Allgemeinen ruhig zu sein und es werden keine weiteren Episoden der Gewalt gemeldet. Läden und Geschäfte sind wieder geöffnet und die Menschen können sich auf den Straßen der Hauptstadt frei fortbewegen. Auch viele Kinder und Jugendliche sind heute auf den Straßen zu sehen, da anlässlich des hinduistischen Feiertages der Geburt Krischnas die Schulen und Büros geschlossen bleiben.
Die Einwohner von Nepal sind vorwiegend Hindus (75% der insgesamt 27 Millionen Einwohner), doch im Land herrscht Religionsfreiheit. Es gibt Buddhisten (8,2%), Muslime (3,9%) und Christen (2,5%). (PA) (Fidesdienst, 06/09/2004 - 36 Zeilen, 347 Worte)


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