AFRIKA/SÃO TOMÉ - Weniger Armut, mehr Entwicklung: "die Kirche darf sich davor fürchten zu evangelisieren.“

Dienstag, 20 Juli 2010

São Tomé ( Fidesdienst) – “Ohne die Rolle der Staaten, der Regierungen und der verschiedenen, im sozialen Bereich tätigen Organisationen unterschätzen zu wollen, muss jedoch besonders die Kirche mutig und frei ihre prophetische Rolle der Verkündung des Evangeliums und der Verurteilung von Unrecht wahrnehmen. Die Kirche darf sich nie davor fürchten zu evangelisieren, eine Mission die folgendes bedeutet: Verkündung, Lebenszeugnis und Zeugnis der Gemeinschaft, Dialog und Zusammenarbeit mit den Anderen, großherziger Dienst Allen gegenüber unter Privilegierung der Bedürftigen.“ So heißt es in dem abschließenden Papier des IX. Treffens der Bischofskonferenzen der portugiesisch sprechenden Länder, die in Sao Tomé vom 2. bis 9. Juli stattfand (s. Fidesdienst 3/7/2010). „Zu Abschluss der Arbeiten waren sich alle Teilnehmer einig darin, dass sie eine äußerst reichhaltige Woche verbracht haben und dass sie sich eine Fortführung derartiger Veranstaltungen wünschen um die gegenseitigen Beziehungen zu vertiefen und Leben und Glauben miteinander zu teilen“, so fasst S.E. Mons. Manuel Antonio Santos, CMF, Bischof von Sao Tomé und Principe für den Fidesdienst seine Eindrücke von dem Treffen zusammen, dessen Gastgeber er in Sao Tome war.
„In Sao Tome, der kleinen, im Golf von Guinea gelegenen Insel, fand das neunte Treffen der portugiesisch sprechenden Bischöfe statt. Es ist ein Ereignis, das alle zwei Jahre in den Ländern der portugiesisch sprechenden Gemeinden – CPLP – durchgeführt wird. Es haben die Bischöfe für Angola, Brasilien, Capo Verde, Guinea-Bissau, Mosambik, Portugal und Sao Tome und Principe teilgenommen.“ Das Treffen stand unter den Thema „Die Kirche im Kampf gegen Armut und sozialen Ausgrenzung“.
„Es ist ein sehr aktuelles Thema angesichts der realen Gegebenheiten in Sao Tome und Principe“ unterstrich der Bischof. Eine Woche lang tauschten sich die Teilnehmer über die soziale Lage im Land aus. Sie besuchten einige bedeutsame Lokalitäten, begegneten die verschiedenen ethnischen Gruppen, verglichen ihre eigenen Vorstellungen mit den lokalen Kräften und nahmen an den speziell für diese Gelegenheit vorbereiteten Liturgiefeiern teil“. Das abschließende Papier, das Mons. Manuel Antonio Santos dem Fidesdienst zukommen ließ, hebt insbesondere einen Aspekt hervor, der als Zusammenfassung der Arbeiten dieser Woche und als Hinweis auf die künftige Arbeit angesehen werden kann: „Um das Ziel von weniger Armut und mehr Entwicklung zu erreichen, ist es u.a. unerlässlich, dass Maßnahmen zur Landverteilung und zur Verteilung des Reichtum angewandt werden sowie zur Bekämpfung der Korruption und zur Förderung würdevoller Arbeitsbedingungen. Die vorrangigen Aufgaben konzentrieren sich auf die Bildung, auf die Justiz, die Berufsausbildung und die Verbesserung der Gesundheitsfürsorge. Die Kirche hat bei ihrer Erziehungs-und Sozialarbeit in gleichem Maße wie die übrigen bürgerlichen Institutionen ein Recht darauf die dafür bestehenden Ressourcen in Anspruch zu nehmen.“
In der abschließenden Erklärung wird der herzliche Empfang hervorgehoben, den die Religionsgemeinschaften und Pfarrgemeinden von Sao Tome und Principe den Teilnehmern an dem Treffen vor allem während der gut besuchten und fröhlichen Eucharistiefeiern bereitet haben. Bei dem Treffen mit dem Staatspräsidenten und dem Ministerpräsidenten wurde betont, wie sehr die Arbeit katholischen Kirche auf der Insel sowohl im religiösen als auch im gesellschaftlich relevanten Bereich als Friedensstifter geschätzt wird.
Das Motto des Treffens, das im Einklang stand mit dem internationalen Jahr des Kampfes gegen Armut und soziale Ausgrenzung, wurde ausgiebig diskutiert unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Lage in den einzelnen portugiesisch sprachigen Länder. Von den im Abschlusspapier zitierten Kommentaren sind vor allem diejenigen hervorzuheben, die darauf verweisen, dass die Ziele für unser Jahrtausend noch weit entfernt von ihrer Verwirklichung sind, während die sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter geöffnet hat. Insbesondere werden darin die Führungskräfte der Europäischen Union aufgefordert ihre Verpflichtung einzulösen 0,7% des Bruttosozialprodukts für die Entwicklungshilfe bereitzustellen.
Angesichts der 35. Jahrestages der Unabhängigkeit der verschiedenen portugiesisch sprachigen Länder werden die Katholiken in dem abschließenden Dokument aufgefordert, aktiver und verantwortlicher „am Aufbau einer gerechten und brüderlichen Gesellschaft mitzuwirken“. Die Kirche verfügt in der Tat über das reiche Erbe der Gesellschaftsdoktrin, das sie innerhalb und außerhalb ihrer Grenzen untersuchen und präsentieren muss. (SL) ( Fidesdienst 20/7/2010)


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