ASIEN/NEPAL - Nationaltrauer für die zwölf im Irak ermordeten nepalesische Staatsbürger - Apostolischer Pro-Präfekt im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Die Atmosphäre ist äußerst angespannt aber unter Kontrolle. Christen befinden sich auf keinen Fall im Kreuzfeuer“

Donnerstag, 2 September 2004

Kathmandu (Fidesdienst) - „Die Situation ist unter Kontrolle, doch die Spannung ist greifbar. Die Ausgehsperre ist auch heute morgen seit 9 Uhr wieder in Kraft. Die Behörden haben der Bevölkerung drei Stunden für die wichtigsten Besorgungen zur Verfügung gestellt. Heute wurde die Nationaltrauer proklamiert und die Menschen sind immer noch verbittert und stehen noch unter Schock“, so der Apostolische Pro-Präfekt von Nepal, P. Pius Perumana, im Gespräch mit dem Fidesdienst zur Situation in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu nach dem Massaker an zwölf nepalesischen Staatsbürgern im Irak.
P. Pius erklärtem gegenüber dem Fidesdienst: „Gewiss, wir erwarteten keine gewaltsame Reaktion auf diesen Vorfall. Es war unter den Menschen großer Schmerz und Entsetzen zu spüren, was sich leider in einem kollektiven Zorn entladen hat. Polizei und der Behörden haben umgehend eingegriffen und den Aufstand beruhigt und zur Ruhe aufgerufen. Auch die muslimischen Religionsführer in Nepal haben diesen Mord verurteilt. Alle nepalesischen Bürger fühlen sich unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit von dieser Tragödie betroffen. Auch die Christen haben Angst und verlassen ihre Wohnungen nicht, doch nicht aus angst vor Aggressionen aus Religionsgründen, sonder aus Angst vor der allgemeinen Spannung, die im Land herrscht. Wir beten für die Opfer und ihre Familien“. Der Pro-Präfekt dementierte damit von einigen Agenturen Nachrichten über eine mögliche religiös begründete Gefahr für Christen.
In der Stadt ist die Situation derzeit unter Kontrolle und es gab keine weiteren Ausschreitungen, doch seit 14.00 Uhr wurde die Ausgangssperre verhängt. Nach dem Bekanntwerden des Massakers an 12 nepalesischen Staatsbürgern, die von der muslimischen Terrorgruppe Ansar Al Sunna zunächst entführt und dann ermordet worden waren, forderten hunderte Menschen auf den Straßen von Kathmandu „Rache“. Bei den Unruhen wurden Brandanschläge auf die Moscheen Jame und Takie im Zentrum der Landeshauptstadt verübt. Eine Menschenmenge war in die Jame-Moschee eingedrungen und hatte dort Einrichtung und Gegenstände beschädigt und in Brand gesteckt. Außerdem wurden Steine auf Einrichtungen der Behörden geworfen, denen die Demonstranten vorwarfen, sie hätten sich nicht in ausreichendem Maß um eine Rettung der Geiseln bemüht. Die Demonstranten wurden schließlich von der Polizei aufgehalten. Bei den Unruhen starben nach offiziellen Angaben zwei Menschen.
Angriffe wurden auch auf verschiedene Arbeitsvermittlungsagenturen und auf die Büros der Quatar Airways und der Saudi Arabia Airlines: insgesamt 200.000 nepalesische Bürger arbeiten in den Golfländern. Einige Zuwanderer sind dort als reguläre Arbeitskräfte beschäftigt, viele haben keinen Arbeitsvertrag, werden ausgebeutet und verrichten gefährliche Arbeiten, wie zahlreiche Quelle berichten.
Die Regierung stellte den Familien der Ermordeten ein Schmerzensgeld in Höhe von 1 Million Rupie (umgerechnet etwa 11.000 Euro) in Aussicht gestellt. Außerdem sollen Ermittlungen gegen die „Moonlight Consultancy“ eingeleitet werden, die die 12 Opfer beschäftigt hatte. Nach Angaben der Familien sollen sich die 12 nepalesischen Staatsbürger illegal und gegen ihren Willen im Irak aufgehalten haben: sie hatten einen Vertrag unterzeichnet, der ihnen einen Arbeitsplatz in Jordanien in Aussicht stellte. Dort soll man sie jedoch in den Irak geschickt haben, nachdem man ihnen die Reisepässe weggenommen hatte.
Nepal ist überwiegend hinduistisch (75% der 27 Millionen Einwohner), doch das Land garantiert die Religionsfreiheit. Es gibt 8,2% Buddhisten, 3,9% Muslime und 2,5% Christen. (PA) (Fidesdienst, 02/09/2004 - 46 Zeilen, 535 Worte)


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