AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPBUBLIK KONGO - Erneute Gefechte im Osten des Kongo. Beobachter halten die Zahl von 300.000 Vertriebenen für übertrieben

Donnerstag, 29 Juli 2004

Bukavu (Fidesdienst) - Im Südkivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist die Situation weiterhin ungewiss. Nach Angaben der internationalen Presse sollen rund 300.000 Personen aus der Gegend um das rund 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Bukavu gelegenen Kahele flüchten. „Diese Zahl scheint ziemlich übertrieben“, so Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst, „In ganz Bukavu leben nur 300.000 Menschen; in der Region Kahele gibt es nur kleine im Wald verstreute Dörfer; deshalb gibt es in der Gegend gar nicht so viele Menschen, wie von der internationalen Presse berichtet wird“.
In der Region kam es jedoch erneut zu Gefechten zwischen den regulären Streitkräften und den Rebellen unter Laurent Nkunda, der die Truppen der RCD-Goma anführt, die größtenteils aus Banyamulenge besteht, bei denen es sich aus Ruanda stammende Tutsi handelt, die seit Jahrzehnten im Osten des Kongo leben. „Wir wissen über die Lage nicht im Detail Bescheid, da alle Kommunikationsverbindungen unterbrochen wurden“, so der Beobachter.
Unterdessen wird auch die Kluft in den Reihen der Banyamulenge-Bewegung zunehmend tiefer. Nach Aussage von Beobachtern, die aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden wollen, „wurden einige Vertreter aus den Reihen der Banyamulenge, die sich der ruandischen Stadt Cyangugu aufhielten, von ihren ehemaligen Gefährten verschleppt“. Es sollen mindestens vier Personen verschleppt worden sein, von denen jedoch nur bei zweien die Namen bekannt sind: ein gewisser Kadage, der im März dieses Jahres in einem Schreiben der katholischen Kirche vorgeworfen hatte, sie beteilige sich an dem „Völkermord“ an den Banyamulenge; und ein gewisser Matthias, bei dem es sich um einen ehemaligen Mitarbeiter der Geheimdienste der RCD handelt. „Es ist nicht bekannt, weshalb diese Personen gegen ihren Willen festgehalten werden Es steht jedoch fest, dass es in den Reihen der Banyamulenge eine Spaltung gibt, die von Tag zu Tag offensichtlicher wird“, so der Beobachter.
Schwierigkeiten gibt es vor allem bei der Wiedereingliederung der Banyamulenge in das soziale und politische Leben im Kongo: ein Teil der Rebellen möchte den Krieg beenden und sich in die Gesellschaft des Landes integrieren. Die so genannten „Hardliner“ wollen ihre Forderungen weiterhin mit Gewalt durchsetzen. „Dieses Problem ist nicht einfach zu lösen, den die Banyamulenge werden von den anderen Kongolesen als diejenigen betrachtet, die innerhalb weniger Jahre zwei Kriege verursacht haben, den ersten in den Jahren von 1996-97 und den zweiten in den Jahren von 1998-2003. Die Erinnerung an die Gewalt und die Entbehrungen ist noch sehr lebendig. Viele Wohnungen sind noch heute von Menschen besetzt, die die eigentlichen Besitzern mit Gewalt enteignet haben.“
„Die Kongolesen fordern nur, dass die Banyamulenge die tatsächlich als Kongolesen betrachtet worden wollen, die Staatsbürgerschaft als Einzelpersonen beantragen und diese nicht als Masse fordern. Dies ist das eigentliche Problem. Und dies könnte der politische Hintergrund sein, vor dem Verhandlungen stattfinden sollten, damit es in der Region Stabilität geben kann.“, so unsere Beobachter abschließend. (LM) (Fidesdienst, 29/7/2004 - 40 Zeilen, 475 Worte)


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