OZEANIEN/AUSTRALIEN - „Es ist wichtig, dass die Religionen eine Rolle in der Öffentlichkeit spielen“: Interview mit dem Vorsitzenden des „Ambrose Center for Religious Liberty“

Donnerstag, 25 März 2010

Sydney (Fidesdienst) – Die Religionsfreiheit und die Rolle der Religionen in der Öffentlichkeit sind von wesentlicher Bedeutung und eine Meßlatte für die juridische Kultur eines Landes: dies betont der australische Anwalt Rocco Mimmo, Gründer und Vorsitzender des angesehenen „Ambrose Centre for Religious Liberty“.
Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls beim Büro der Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi betonte am 24. März erneut die Wichtigkeit des Schutzes der Religionsfreiheit in aller Welt. Die Religionen, so Mimmo in einem Interview mit dem Fidesdienst, und insbesondere die katholische Kirche können und müssen in Australien und in anderen Teilen der Welt eine wichtige Rolle in der öffentlichen Debatte spielen.

Wie beurteilen Sie die internationale Debatte zur Religionsfreiheit?

Ich glaube, dass die Freiheit der öffentlichen Ausübung der eigenen Religion von sehr großer Bedeutung ist. Deshalb muss die Kirche in aller Welt eine wichtige Rolle in der öffentlichen Debatte spielen. Insbesondere in Australien ist dies Rolle heute von ausschlaggebender Bedeutung, wo die Regierung auf Vorschlag der „Brennan-Kommission“ für Menschenrechte vielleicht bald eine spezifische „Charta der Menschenrechte“ billigen könnte.

Wären Sie mit einem solchen Schritt einverstanden?

Meines Erachtens sollte es in Australien anstelle einer „Charta der Menschenrechte“ vielmehr eine Parlamentarische Kommission geben, die die beim Parlament eingereichten Gesetzesvorschläge prüft und die Vereinbarkeit mit den internationalen Menschenrechtskonventionen beurteilt. Dies er Ansatz würde dazu beitragen, dass das Recht auf Religionsfreiheit gefährdet wird: Es gibt das Beispiel der „Charta der Menschenrechte“ im Vereinigten Königreich, die dort 1998 verabschiedet wurde, und wissen, zu welchen Folgen dies geführt hat.

Können Sie uns das kurz erklären?

In Großbritannien wurde die Charta der Menschenrechte immer als Instrument zum Schutz der individuellen Rechte benutzt und es wurde den staatlichen Behörden die Möglichkeit gegeben, auf den Lebensstil und die Entscheidungen des Einzelnen im Namen des Prinzips der Rechtsgleichheit einzuwirken. Der Staat hat sogar darüber diskutiert, ob eine religiöse Institution homosexuelle Priesteramtskandidaten für das Priesteramt zulassen darf oder nicht. Oder es gab zum Beispiel den Fall einer Krankenschwester, die entlassen wurde, weil sie einer 78jährigen Patientin angeboten hatte, mit ihr zu beten.

Wie kann man solchen Missbrauch verhindern?

Die Vertreter der verschiedenen Religionen müssen eine gemeinsame Position zum Schutz der Religionsfreiheit finden und vertreten. Die Religions- und Kultfreiheit wird zwar als internationales Recht im Rahmen der grundlegenden Menschenrechte anerkannt, wird aber in der Praxis oft als „staatlich garantierte Gewährleistung“ gegenüber Individuen und Organisationen betrachtet.

Was setzt der Schutz der Menschenrechte in der Gesellschaft voraus?

In einem Rechtsstaat werden alle Bürger als gleichberechtigt betrachtet, doch dies darf nicht bedeuten, dass Personen die bei ihrer karitativen Tätigkeit religiös inspiriert sind in der Öffentlichkeit als „Bürger zweiter Klasse“ betrachtet werden und ihr eigenes Credo nicht zum Ausdruck bringen dürfen. Denn sonnst müssen kirchliche Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen ihren öffentlichen Dienst einstellen, weil das staatliche Gesetz vorschriebt, das sie den eigenen Glauben nicht zum Ausdruck bringen, oder sie dazu zwingt, Dienste anzubieten, die nicht mit ihrer Glaubenslehre vereinbar sind. Auf diese Weise wird die Religion auf etwas Privates reduziert, so dass sie durch eine solche eingeschränkte Rolle das öffentliche Leben nicht mehr beeinflussen können. (PA) (Fidesdienst, 25/03/2010)


Teilen: