ASIEN/TÜRKEI - Bilaterale Kommission zwischen Kirche und Staat lässt auf eine offizielle Anerkennung der katholischen Glaubensgemeinschaft hoffen

Montag, 26 Juli 2004

Istanbul (Fidesdienst) - „Das Klima unter der christlichen Glaubensgemeinschaft und unter den Gläubigen der verschiedenen in der Türkei präsenten Konfessionen ist derzeit wirklich gut. Nach dem Treffen zwischen dem Premierminister und den Bischöfen vor etwa einem Monat sind in der katholischen Kirche in der Türkei Hoffnungen und Erwartungen gewachsen. Wir warten nun auf die Bildung einer bilateralen Kommission, der Vertreter von Kirche und Regierung angehören, die sich mit den ungelösten Problemen der Kirche in der Türkei im Verhältnis zum Staat befassen soll. Wir sind äußerst optimistisch und hoffen, dass wir nicht enttäuscht werden“, so der Sprecher der katholischen Bischofskonferenz in der Türkei, Pfarrer Georg Marovich, im Gespräch mit dem Fidesdienst zu Situation der Kirche in der Türkei.
Am 21. Juni dieses Jahres hatte erstmals ein türkischer Premierminister in der Person von Recep Tayip Erdogan, katholische Bischöfe empfangen. Bei dem Gespräch hatten die Kirchenvertreter Gelegenheit die Identität der Sendung der katholischen Kirche zu erläutern und über die katholischen Gemeinden und deren Schwierigkeiten zu sprechen. An Treffen nahmen die Bischöfe verschiedener in der Türkei vertretenen katholischen Riten teil.
In einer herzlichen Atmosphäre wurden die Probleme und sorgen der Christen in der Türkei dargelegt und dabei auch eine ausdrückliche Bitte um eine offizielle juridische Anerkennung der katholischen Kirche in der Türkei gebeten.
Die Bischöfe übergaben dem Premierminister ein Memorandum mit der Bitte um die Schaffung einer bilateralen Kommission, die sich auch eingehend mit der Frage des juridischen Staus der katholischen Kirche und mit den damit zusammenhängenden Fragen auseinandersetzen soll.
Pfarrer Marovich äußerte sich im Gespräch mit dem Fidesdienst auch zu den beiden jüngsten Zugunglücken in der Türkei, die im Land zu einer polemischen Auseinadersetzung zwischen den politischen Parteien geführt hat.
Am 22. Juli waren bei der Entgleisung eines Hochgeschwindigkeitszuges auf der Strecke Istanbul-Ankara 37 Menschen gestorben, über 80 wurden verletzt. Am gestrigen 25. Juli war ein Zug in der Provinz Aydin auf einem Bahnübergang mit einem Kleinbus zusammengestoßen, wobei 14 Menschen starben und weitere sechs verletzt wurden.
Auf der einen Seite schließe sich die katholische Kirche dem vom Papst in einem Telegram zum Ausdruck gebrachten Beileid für die Angehörigen der Opfer an, so Pfarrer George. Auf der anderen Seite habe die Caritas umgehend Hilfsmittel für die Verletzten und die Familien der Opfer zur Verfügung gestellt.
Von insgesamt 66 Millionen Einwohnern der Türkei sind 98% Muslime und nur 0,6% Christen, darunter Orthodoxe und Katholiken des lateinischen, armenischen, syrisch-katholische, chaldäischen, byzanthinischen und maronitischen Ritus. Viele Christen leben in der Türkei anonym. Christen können wieder ins Parlament gewählt werden, noch eine Militärkarriere anstreben. (Fidesdienst, 26/7/2004 - 39 Zeilen, 431 Worte)


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