AFRIKA/SUDAN - „Das Interesse für die Krise in Darfur darf nicht nachlassen. Sie darf sich nicht in einen weiteren vergessenen Krieg verwandeln“, so der Vatikanvertreter bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi

Montag, 26 Juli 2004

Rom (Fidesdienst) - „Das Interesse der internationalen Staatengemeinschaft für die Krise in Darfur darf nicht nachlassen, denn sonst verwandelt sie sich in einen weiteren vergessenen Krieg in Afrika“, so der Apostolische Nuntius beim Sitz der Vereinten Nationen in Genf im Gespräch mit dem Fidesdienst. Der Vatikanvertreter hält sich anlässlich des vom Laienverband der Scalabrini Missionare in Loreto veranstalteten 7. Internationalen Meeting zur Migration in Italien auf.
In der westsudanesischen Region Darfur sind bei einem blutigen krieg in weniger als zwei Jahren 30.000 Menschen gestorben. Es gibt infolge des Konflikts rund 1 Million Binnenflüchtlinge und über 100.000 Menschen haben Zuflucht im benachbarten Tschad gesucht.
Der Vertreter des Heiligen Stuhls erinnert daran, dass die an dem Konflikt beteiligten Parteien beide muslimischer Religion sind, obschon die einheimische Bevölkerung in der Region Darfur im unterschied zu den arabischen Reitermilizen, Anhänger eines Islam sind, der stark von afrikanischen animistischen Traditionen beeinflusst ist. „Das Problem könne also ehre als Rassenproblem definiert werden und als Krieg um die Herrschaft über die Ressourcen“, so Erzbischof Tomasi weiter, „Es gibt keine religiöse Dimension wie im Bürgerkrieg in dem sich im Sudan über zwanzig Jahre lang der christlich-animistische Süden und der muslimische Norden bekämpften“. Erzbischof Tomasi teilt die Sorge des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Kofi Annan, der befürchtet, dass sich die Krise in einen Völkermord ausweiten könnte: „Auch der amerikanische Kongress“, so der Vatikanvertreter, „hat einstimmig eine Resolution zur Situation in Darfur gebilligt, in der der Begriff ‚Völkermord’ verwendet wird, das heißt die Zerstörung eines Volkes durch ein anderes unter Mitwirken oder durch die Untätigkeit des Zentralregierung“. Erzbischof Tomasi erinnert auch daran, dass „sich die internationale Staatengemeinschaft erst seit wenigen Monaten für den Konflikt in Darfur interessiert“. „Im Frühjahr dieses Jahres war bei einer Sitzung der UN-Menschenrechtskommission ein Entwurf für eine Resolution vorgelegt worden, die die internationale Staatengemeinschaft vor einem möglichen Völkermord in der Region warnen sollte. Die afrikanischen und arabischen Länder haben jedoch eine derart harte Formulierung abgelehnt, weshalb eine modifizierte Resolution verabschiedet wurde. Doch dies war ausreichend, um das Interesse der Weltöffentlichkeit zu wecken“.
Abschließend weist Erzbischof Tomasi auf Schwierigkeiten hin: „Kofi Annan versucht die internationale Staatengemeinschaft zu irgend einer Art von Eingreifen zu bewegen. Doch die Afrikanische Union, die eigene Beobachter nach Darfur entsandt hat, versucht einen Dialog zwischen den Konfliktparteien herbeizuführen, doch vor allem unter den muslimischen Ländern ist man sehr zurückhaltend, wenn es um ein direktes Eingreifen in interne Angelegenheiten eines Staates gehört, der derselben Gruppierung angehört. Dies lähmt die internationalen Interventionsmechanismen, wie müssen deshalb abwarten, was in Zukunft passieren wird.“ (LM) (Fidesdienst, 26/07/2004 - 38 Zeilen, 447 Worte)


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