AFRIKA/GUINEA - Verbergen sich hinter dem Attentat auf den Anführer der Militärjunta Interessen des Drogenhandels?

Montag, 7 Dezember 2009

Conakry (Fidesdienst) – „Die Umstände, unter denen Aboubacar Sidiki Diakité auf Moussa Dadis Camara schoss, sind nicht klar. Wie kommt es, dass ein Leutnant der Militärjunta einen Mordanschlag auf ihn verüben wollte? In Guinea vermutet man, dass sich dahinter Interessen der Drogenhändler verbergen, die sich von den Maßnahmen der Militärjunta zur Bekämpfung des Drogenhandels beeinträchtigt fühlen“, so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Guinea, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden will.
„Es gibt an Camara viel auszusetzen, doch man kann nicht sagen, er habe sich nicht energisch für die Bekämpfung krimineller Organisationen eingesetzt, die Guinea als Durchgangsland für den Handel mit Kokain aus Südamerika auf dem Weitertransport nach Europa benutzen. Diese Kampagne trifft große Interessen und es könnte sein, dass jemand beschlossen hat, mit ihm abzurechnen und sich dabei vielleicht eines Mitarbeiters bedient, der sich von den UN-Ermittlungen zum Massaker vom 28. September bedroht fühlt“, so der Beobachter zum Fidesdienst.
Ein Sprecher der Militärjunta bezeichnete den Mordanschlag unterdessen als „Putschversuch“, bei dem der Präsident ermordet werden sollte. Bei dem Anschlag starben der Fahrer und einer der Leibwächter des Anführers der Militärjunta und weitere Tote gab es bei einem Schusswechsel zwischen den Leibwächtern und den Soldaten um den Attentätern. Camara selbst wurde mit Verletzungen in ein Militärkrankenhaus eingeliefert und von dort aus mit einem vom Präsidenten von Burkina Faso (der bei den Krisengesprächen in Guinea vermittelt) bereit gestellten Flugzeug in eine Militärkrankenhaus nach Marokko ausgeflogen. Dort soll er operiert worden sein und sein Gesundheitszustand soll sich nach offiziellen Angaben bereits wieder bessern. Der Verteidigungsminister Sékouba Konaté hat unterdessen die Regierungsgeschäfte übernommen.
„Die Rekonstruktion des Tatverlaufs schließt eine Verwicklung heimlicher Mandanten nicht aus, die die Attentäter mit Waffen versorgt haben. Gleichzeitig stellen sie die Impulsivität Camaras unter Beweis, der ohne ausreichenden Schutz unterwegs ist, was für einen Staatschef nicht üblich ist. Auch die Mitarbeiter Camaras beklagen dieses Verhalten“, so der Beobachter. „Ich habe nicht den Eindruck, dass die Junta im Inneren gespalten ist, denn diesem Fall würde es in der Hauptstadt Conakry bereits plündernde Banden geben. Doch bisher ist die Lage ruhig, obschon es verstärkte Kontrollen und häufiger Straßenblockaden gibt“, so der Beobachter abschließend zur gegenwärtigen Lage. (LM) (Fidesdienst, 07/12/2009)


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