ASIEN/INDIEN - „Der heilige Franz Xaver, ein Vorbild für die Evangelisierung im heutigen Indien “: Kardinal Telesphore Toppo im Gespräch mit dem Fidesdienst

Donnerstag, 3 Dezember 2009

Vatikanstadt (Fidesdienst) – „Der heilige Franz Xaver ist ein Vorbild für die Evangelisierung in Indien heute. Die Gläubigen lieben ihn und verehren ihn als Schutzpatron. Sein Engagement und sein missionarischer Eifer sind für uns Vorbild auch bei der Mission ad gentes, die in der indischen Kirche zunimmt“, so der Erzbischof von Ranchi, Kardinal Telesphore Toppo, im Gespräch mit dem Fidesdienst zum Fest des heiligen Franz Xaver am 3. Dezember.
Im Gespräch mit dem Fidesdienst erinnert Kardinal Toppo auch an die Schwierigkeiten und Perspektiven der Mission in Indien: „Es gibt Schwierigkeiten, aber auch Hoffnungen und Zeichen die Mut machen. Indien ist ein kleines Universum mit vielen Sprachen, Kulturen, Philosophien und Religionen und kann als Vorbild gelten für die Evangelisierung in einem Kontext, in dem der Pluralismus vorherrscht. Die Evangelisierung steht heute großen Herausforderungen gegenüber, wie dies auch zur Zeit der großen Apostel Thomas und Bartholomäus der Fall war, die die Botschaft Christi als Erste hier verkündet haben und dies galt auch für den heiligen Franz Xaver und die ersten Jesuiten. Die Christen machen heute in Indien 2,3% der Bevölkerung aus und sind damit eine verschwindend kleine Minderheit. Doch trotz der Schwierigkeiten wachsen in der Kirche das Selbstbewusstsein, die Autorität und die Qualität. Wir sind dabei auf die neuen Areopage ausgerichtet, die die moderne Kultur uns bietet.“
Ein „Augenblick der Wende“ war der kürzliche Indischen Missionskongress im Oktober 2009: „Das Thema des Kongresses lautete: „Lasst euer Licht leuchten“. Wir haben bei den Gläubigen ein Bewusstsein davon entstehen lassen, dass sie das Licht der Welt sind. Die Mission hat in der Vergangenheit große Erfolge erzielt, wie wir auch anlässlich der 150-Jahr-Feiern im Gedenken an die Ankunft der ersten Jesuiten in der Region Bengala erinnert haben: ich selbst bezeichne mich immer als einen „Sohn“ dieser Missionstätigkeit. Wir glauben, dass wir auch in der Zukunft solche Erfolge erzielen können.
Von den fundamentalistische Übergriffen auf Christen „lassen wir uns nicht einschüchtern“, so der Kardinal, „denn wir wissen, dass unsere Gott größer ist als die Extremisten. Deren Ideologie widerspricht dem Wesen Indiens selbst, das weder ihren Pluralismus verraten noch eine einzige Kultur oder Religion predigen will. Auch die Frage der ‚Zwangsbekehrungen’ entbehrt jeder Grundlage: ich komme aus einem tribalen Volksstamm und bin selbst ein lebendiger Zeuge. Wir verteidigen uns, indem wir an die indische Verfassung erinnern und an sie appellieren und wir wissen, dass Christus selbst unser Bollwerk ist“.
Zum Vorschlag der Einführung eines ökumenischen Gedenktags der indischen Martyrer sagt Kardinal Toppo: „Wenn es keine provokatorischen Untertöne gibt, könnte dies eine positive Initiative sein: dabei sollte das Zeugnis des Dialogs, des gegenseitigen Zuhörens und der Gewaltlosigkeit im Mittelpunkt stehen. In Orissa und in anderen Staaten müssen konkrete Initiativen des Dialogs und der Begegnung zwischen verschiedenen Gemeinden ergriffen werden, damit es nicht zu weiteren Massakern wie im Jahr 2008 kommt“.
„Das Zentrum der Mission“, so der Kardinal abschließend, „ist die Familie, denn sie ist Zentrum der Weitergabe und der Verbreitung des Glaubens. Die so genannte ‚Hauskirche’ ist der Dreh- und Angelpunkt der Evangelisierung in Indien, wie in anderen Teilen der Welt, im Osten wie im Westen, wo der christliche Glaube schwindet.“ (PA) (Fidesdienst, 03/12/2009)


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