VATIKAN - Erzbischof Migliore an die Vereinten Nationen: Religionsfreiheit umfasst nicht nur Respekt und Förderung der grundlegenden Gewissensfreiheit, sondern auch der Meinungsfreiheit und der Praxis der Religion für jeden Einzelnen ohne Einschränkungen

Mittwoch, 11 November 2009

New York (Fidesdienst) – „Die spezifische und hauptsächliche Verantwortung der Vereinten Nationen gegenüber der Religion besteht darin mit den Staaten zu debattieren, sie aufzuklären und ihnen dabei zu helfen, das auf allen Ebenen das Recht auf Religionsfreiheit gefördert wird, wie es in den wichtigen Dokumenten der Vereinten Nationen festgeschrieben ist, die nicht nur Respekt und Förderung der grundlegenden Gewissensfreiheit umfasst, sondern auch der Meinungsfreiheit und der Praxis der Religion für jeden Einzelnen ohne Einschränkungen“, so Erzbischof Celestino Migliore, der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, in einer Ansprache an die 64. Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Artikel 49: „Kultur des Friedens“ am 10. November.
Erzbischof Migliore erinnerte daran, dass „die Nachfrage nach Religion und der Beitrag der Religionen zu Frieden und Entwicklung“ in den vergangenen Jahren zu dringlichen und für die Weltöffentlichkeit unumgänglichen Fragen geworden seien. Noch zu Beginn der industriellen Revolution habe man die Religion als „Opium des Volkes“ bezeichnet, so der Erzbischof, und im heutigen Kontext der Globalisierung betrachte man sie als „Vitamin der Armen“. Einzige Aufgabe der Religionen sei es jedoch sich in den Dienst der geistlichen und transzendenten Dimension des menschlichen Wesens zu stellen: sie erheben den menschlichen Geist, schützen das Leben, stärken die Schwachen, setzen Ideale in Aktionen um, tragen zur Überwindung von Ungleichheiten bei, ermöglichen den Menschen die volle Ausschöpfung ihrer Potentiale, sie lösen Konfliktsituationen und überwinden Ungerechtigkeit durch Versöhnung…
Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls erinnerte auch an die Manipulierung der Religion in der im Laufe der Geschichte und daran, dass ideologische und nationalistische Bewegungen die religiösen Unterschiede zum Voranbringen der eigenen Sache genutzt haben. Heute sei der interreligiöse Dialog auf der Suche nach den theologischen und geistlichen Ursprüngen der verschiedenen Religion mit dem Ziel des gegenseitigen Kennenlernens und der Kooperation mehr und mehr ein Gebot der Stunde, so Erzbischof Migliore weiter, der dabei betonte, dass die katholische Kirche diesen Weg bereits vor 40 Jahren mit ihrem Konzilsdekret „Nostra Aetate“ eingeschlagen habe, so dass heute viele christliche Konfessionen und andere Religionen, die sich für den Dialog einsetzen vom Heiligen Stuhl im Rahmen zahlreicher Initiativen unterstützt werden.
Verschiedene soziale und politische Ereignisse der jüngsten Zeit hätten zu einer Erneuerung des Engagements der Vereinten Nationen geführt, wenn es darum geht, das eigene Denken und Handeln mit der Behauptung einer Kultur des Respekts mit besonderem Augenmerk für die interreligiöse Verständigung geführt, so der Erzbischof weiter, der seinen Beitrag beendete indem er daran erinnerte, dass das wichtigste Ziel der Vereinten Nationen bei dem Bemühen um die Verständigung und die Kooperation der Religionen darin bestehe, die Staaten und alle Teile der Gesellschaft dazu zu verpflichten, „die Würde und die Rechte jedes Menschen und aller Gemeinschaften überall auf der Welt anzuerkennen und zu achten“. (SL) (Fidesdienst, 11/11/2009)


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