AFRIKA/SUDAN - Die Kriege im Sudan werden mit unkonventionellen Waffen (Hunger) und mit unkonventionellen Soldaten (Kindern) gekämpft. Ein Missionar, der vor kurzem ein Buch zum Konflikt im Sudan veröffentlichte, beschreibt die komplexe Situation.

Freitag, 16 Juli 2004

Khartum (Fidesdienst) - „Der Bürgerkrieg im Sudan ist ein äußerst komplexer Konflikt. Es wäre zu einfach, ihn als Konflikt zwischen den Ideologien des Nordens und des Südens zu beschreiben“, so der Mill Hill Missionar Pater Mathew Haumann, der vor kurzem ein Buch mit dem Titel „Travelling With Soldiers and Bishops“ zum Krieg im Sudan veröffentlicht hat.
„Für den Krieg im Sudan gibt es viele Gründe“, so Pater Haumann. „Es gibt dabei mit Sicherheit ethnische Aspekte, es besteht eine Art Apartheid zwischen der arabischen Bevölkerung im Norden und der afrikanischen Bevölkerung im Süden. Außerdem spielen auch religiöse und kulturelle Faktoren eine Rolle. Dies sieht man daran, dass die Regierung versucht, das ganze Land durch die Islamisierung der ganzen sudanesischen Bevölkerung zu arabisieren.“. Außerdem gibt es wirtschaftliche Interessen im Zusammenhang mit den Erdölvorkommen. „Deshalb könnte der Bürgerkrieg im Sudan als Zusammenspiel vieler kleiner Konflikte bezeichnet werden, die sich miteinander verflechten, wodurch ein äußerst komplexes Szenarium entsteht“, so Pater Haumann.
„Der Krieg ist komplex und wird mit den unterschiedlichsten Waffen geführt“, betont Pater Haumann. „Panzer, Kampfflugzeuge, Kampfhubschrauber, Minen, Gewehre und Munition kommen aus den Industrieländern. Aber in diesem Krieg werden auch unkonventionelle Waffen benutzt, wie zum Beispiel der Hunger. Durch die Verweigerung einer schulischen Grundausbildung und die Zerstörung des im Süden existierenden Schulsystems werden viel größere Schäden angerichtet als durch Bombenangriffe. Die Regierung weiß, dass es einfacher ist, ungebildete Menschen auszuschalten“. Doch die Schuld für die tragischen Lebensbedingungen der Menschen im Südsudan liegt nicht nur bei der Zentralregierung. Auch die Guerillaeinheiten der SPLA (Sudanesische Befreiungsarmee) tragen ihren Teil dazu bei, obschon die Rebellen vorgeben, für die Rechte der Bevölkerung im Südsudan zu kämpfen. „Die SPLA hat kaum etwas dafür getan, dass Kinder und Jugendliche in den von ihnen kontrollierten Gebieten die Schule besuchen konnten. Es ist meist auch einfacher ungebildete Menschen für den Krieg zu rekrutieren“, bedauert Pater Haumann.
Der Konflikt im Sudan ist wie ein Krieg aus anderen Zeiten, denn es werden tausende Zivilsten versklavt und bei den Soldaten handelt es sich oft um Kinder. „Es ist eine ganze Generation herangewachsen, die nicht weiß, was es heißt in Frieden zu leben. Es wird oft vergessen, dass die meisten Opfer des Krieges Kinder sind, die von dem Krieg aufgesaugt wurden und keinen Ausweg kennen. Und trotzdem sind diese Kinder eigentlich auch die Zukunft des Sudan“, so der Missionar.
Dieselben Schrecken hat es auch in der Geschichte der Industrieländer gegeben. Dies belegt der Missionar wie folgt: „Der englische Begriff „infantry“ (Infanterie) stammt meiner Ansicht nach von dem Begriff „infant“ ab, was soviel bedeutet wie kleines Kind“, so Pater Haumann. „Kinder sind ihrem Wesen nach dazu geeignet das Verhalten von Erwachsenen nachzuahmen und wenn sie dies nicht spontan tun, dann werden sie zur Teilnahme am Krieg gezwungen.“
„Heute richten sich die Blicke der Welt auf den Konflikt in Dafur im Westsudan. Was dort zurzeit geschieht (Bombenangriffe, Misshandlung von Zivilisten, usw.) findet genauso seit über 20 Jahren im Süden des Landes statt“, so Pater Haumann abschließend.
Das Buch „Travelling With Soldiers and Bishops“ erschien in Kenia bei den Paulines Publications Africa. (LM) (Fidesdienst, 16/7/2004 - 44 Zeilen, 535 Worte)


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