AFRIKA/SIERRA LEONE - „Der zunehmende Drogenkonsum ist besorgniserregend, doch das wahre Problem ist die Arbeitslosigkeit“. Ein Missionar zur Situation in dem afrikanischen Land

Donnerstag, 15 Juli 2004

Freetown (Fidesdienst) - „Das wahre Problem in Sierra Leone ist der Mangel an Arbeitsplätzen. Das Drogenproblem ist nur eines der vielen Probleme, aber nicht das Hauptproblem“, so der italienische Xaverianer Missionar Pater Giuseppe Berton aus Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone. Vor zwei Jahren hatte die Regierung in Sierra Leone die „National Drug Control Agency“ geschaffen. „Dies war mit Sicherheit ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung des Phänomens“, so Pater Berton. „Die am meisten konsumierten Drogen werden im Land selbst produziert“, so der Missionar, „Stimulierende Drogen werden in diesem Land seit jeher genommen, denn sie helfen bei der Überwindung von Hunger und Anstrengung, wie die Kokainblätter in den Andenländern“.
„Zu einer Zunahme des Konsums solcher Drogen kam es bereits nach ersten Bürgerkrieg in den 90er Jahren, vor allem unter jungen Menschen, die aus den ländlichen Gebieten in die Städte kamen“, so Pater Berton. „Während des Bürgerkriegs nahmen auch die Milizionäre Drogen, doch der Drogenkonsum hatte noch nicht das heutige Niveau erreicht“.
„Seitdem der Bürgerkrieg zu Ende ist, gib es hier tausende arbeitslose Jugendliche. Es ist klar, dass viele von ihnen der Versuchung der Drogen nachgeben. Doch das wahre Problem bleibt die Arbeitslosigkeit“, so der Missionar weiter. „Der wichtigste Wirtschaftssektor ist weiterhin die Landwirtschaft, doch die jungen Menschen wollen nicht in die ländlichen Gebiete zurückkehren. Eine Rückkehr in die Heimatdörfer würde bedeuten, dass sie dort für wenig Geld für ihre strengen Väter arbeiten müssten. Deshalb bleiben die jungen Menschen lieber in der Stadt, auch wenn sie dort ein mühsames Leben führen“.
„Die Situation ist unhaltbar, wenn man bedenkt, dass Freetown heute über 2 Millionen Einwohner hat und vor 15 Jahren nur ein paar hunderttausend Menschen hier lebten. Es muss einen wirtschaftlichen Wandel geben, damit alternative Arbeitsplätze zur Landwirtschaft entstehen. Gleichzeitig wäre auch eine Agrarreform notwendig, um vom Selbstversorgungssystem weg zu kommen“, so Pater Berton abschließend. (LM) (Fidesdienst, 15/7/2004 - 27 Zeilen, 322 Worte)


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