AFRIKA/MOSAMBIK - Ehemalige DDR-Gastarbeiter besetzen mehrere Stunden lang die deutsche Botschaft in Maputo

Donnerstag, 15 Juli 2004

Maputo (Fidesdienst) - „Es handelt sich wohl um eine demonstrative Aktion der Verzweiflung im Zusammenhang mit einer seit Jahren ungelösten Situation“, so Beobachter aus Maputo zur Besetzung der deutschen Botschaft in Mosambik durch eine Gruppe von rund 40 Demonstranten. Der Botschafter und das Botschaftspersonal mussten das Botschaftsgebäude verlassen. Die Polizei umzingelte das Gebäude. Nach sechsstündigen Verhandlungen verließen die Demonstranten die Botschaft friedlich.
Die Demonstranten handelten nach eigenen Aussagen im Interesse der Gastarbeiter, die vor und zwanzig Jahren in der ehemaligen DDR lebten und arbeiteten, und forderten die Auszahlung rückständiger Gehälter. „Als Mosambik in das sozialistische Lager aufgenommen wurde, wurden tausende Arbeitskräfte aus Mosambik in die Fabriken der damaligen DDR geschickt“, so die Beobachter. „Die Gastarbeiter erhielten selbst jedoch nur einen Teil des Lohns, der Rest wurde auf staatlichen verwalteten Konten in Mosambik deponiert. Nach dem Fall der Mauer in Berlin wurden die mosambikanischen Gastarbeiter in ihre Heimat zurück geschickt. Es war nicht einfach so plötzlich tausende von Arbeitnehmern wieder unterzubringen. Der Staat, der sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand, konnte den Arbeitern die restlichen Gehälter, die im Land verwaltet worden waren, während sie sich im Ausland befanden, nicht auszahlen. Seither kommt es fast jede Woche zu Protestkundgebungen, bei denen die Auszahlung dieser Gehälter gefordert wird.“
„Es handelt sich dabei um friedliche Demonstrationen: die Demonstranten, die auch „Majermane“ genannt werden, demonstrieren im Zentrum der Hauptstadt mit Spruchbändern und der mosambikanischen, deutschen und komischer Weise auch amerikanischen Fahnen“, so die Beobachter.
Vor drei Wochen hatten sie das Parlament besetzt. Der Vorsitzende des Parlaments konnte sie jedoch überzeugen, das Gebäude zu verlassen, nachdem er ein persönliches Intervenieren beim Staatsoberhaupt zugesagt hatte. Der Parlamentsvorsitzende beauftragte später den Arbeitsminister mit der Einleitung von Verhandlungen mit den Arbeitern, die jedoch scheiterten.
Der deutsche Botschafter erklärte, sein Land habe alles in seiner Macht stehende für die mosambikanischen Gastarbeiter getan. Die Demonstranten fordern Gehaltsnachzahlungen in Höhe von insgesamt rund 10 Millionen Dollar. Die Zahl der mosambikanischen Gastarbeiter in der ehemaligen DDR wird auf 13.000 bis 17.000 geschätzt. (LM) (Fidesdienst, 15/7/2004 - 35 Zeilen, 339 Worte)


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