VATIKAN - Papst Benedikt XVI. in der Tschechischen Republik (6) - Ökumenisches Treffen: „Wenn Europa die Geschichte des Christentums vernimmt, hört es seine eigene Geschichte“

Montag, 28 September 2009

Prag (Fidesdienst) – Am Nachmittag des 27. September begegnete der Papst im Thronsaal des Erzbischöflichen Palais den Vertretern des Ökumenischen Rates der Kirchen in der Tschechischen Republik. „Fragen wir uns, was das Evangelium der Tschechischen Republik und ebenso auch ganz Europa heute zu sagen hat“, so der Papst in seiner Ansprache: „in einer Zeitepoche, die durch ein Anwachsen verschiedenster Weltanschauungen geprägt ist. Das Christentum hat auf der sozialen und ethischen Ebene viel zu bieten; denn das Evangelium hört nie auf, Menschen anzuregen, sich selbst in den Dienst ihrer Brüder und Schwestern zu stellen. Nur wenige würden dies bestreiten. Außerdem wissen jene, die mit den Augen des Glaubens ihren Blick auf Jesus von Nazaret gerichtet haben, daß Gott uns eine tiefere Wirklichkeit zeigt, die jedoch untrennbar mit der „Ökonomie“ der Liebe verbunden ist, die in dieser Welt erfahrbar wird: Er schenkt Heil. „
In diesem Zusammenhang erinnerte der Papst daran, dass Europa weiterhin viele Veränderungen durchlebt und betonte, dass nach dem Zusammenbruch der früheren Regime, sich „Christen mit anderen Menschen guten Willens zusammengeschlossen haben, um zum Aufbau eines gerechten politischen Gefüges beizutragen, und sie stehen weiterhin im Dialog miteinander, um neue Wege für gegenseitiges Verständnis, Mitwirkung am Frieden und Förderung des Gemeinwohls zu bahnen“ Trotzdem „wurden neue Versuche unternommen, den Einfluss des Christentums auf das öffentliche Leben zurückzudrängen“. „Dieses Phänomen gibt uns zu denken“, so der Papst weiter.
Das Heil, das das Christentum verkündet „ist die zentrale Wahrheit des Evangeliums und das Ziel, auf das jegliche Evangelisierung und pastorale Tätigkeit hingeordnet sind. Und es ist der Maßstab, an dem die Christen immer wieder neu ihren Blick orientieren, wenn sie sich bemühen, die Wunden vergangener Spaltungen zu heilen“, so der Papst weiter. Sodann wünschte sich Papst Benedikt XVI. dass die ökumenischen Initiativen „Frucht tragen nicht nur im Bemühen um die Einheit der Christen sondern auch um das Wohl aller Europäer“. „Wenn Europa die Geschichte des Christentums vernimmt“, so Papst Benedikt XVI. „hört es seine eigene Geschichte. Sein Verständnis von Gerechtigkeit, Freiheit und sozialer Verantwortung wie auch die kulturellen und rechtlichen Institutionen, die dazu geschaffen wurden, dieses Gedankengut zu bewahren und den zukünftigen Generationen zu übermitteln, sind vom christlichen Erbe geprägt. Tatsächlich belebt seine Rückbesinnung auf die Vergangenheit seine Erwartungen für die Zukunft.“

In diesem Zusammenhang erinnerte der Papst an das Beispiel des heiligen Adalbert und der heiligen Agnes von Böhmen: „Ihr Einsatz für die Verkündigung des Evangeliums war von der Überzeugung getragen, daß Christen nicht ängstlich vor der Welt zurückzuschrecken brauchen, sondern daß sie furchtlos den Schatz der ihnen anvertrauten Wahrheit mit anderen teilen sollen. Ebenso müssen die Christen heute, wenn sie den gegenwärtigen Gegebenheiten offen begegnen und all das anerkennen, was in der Gesellschaft gut ist, auch den Mut haben, die Menschen zu einer radikalen Umkehr einzuladen, die sich aus einer Begegnung mit Christus ergibt und in ein neues Leben der Gnade führt.“

Sodann erläuterte der Papst warum Christen verpflichtet sind, „sich mit anderen zu vereinen, um Europa seine Wurzeln in Erinnerung zu rufen“: „Es ist nötig, weil diese Wurzeln weiterhin – auf unscheinbare, aber doch fruchtbare Weise – die geistige und moralische Grundlage des Kontinents liefern, damit dieser in einen sinnvollen Dialog mit Menschen anderer Kulturen und Religionen treten kann. Gerade weil das Evangelium keine Ideologie ist, beabsichtigt es nicht, die entstehenden sozial-politischen Gegebenheiten in ein starres Schema zu pressen. Vielmehr steht es über den Veränderungen dieser Welt und wirft in jeder Zeitepoche neues Licht auf die Würde der menschlichen Person.“

Abschließend bat er Gott darum, dass er allen den Geist der Stärke eingießen möge, „damit wir die unvergängliche Wahrheit des Heils verkünden, die den sozialen und kulturellen Fortschritt des Kontinents geprägt hat und ihn weiterhin prägen wird.
Durch das Heil, das uns durch Jesu Leiden, Tod, Auferstehung und Himmelfahrt geschenkt ist, werden wir, die wir an ihn glauben, nicht nur erneuert, sondern es drängt uns auch, die Frohe Botschaft mit anderen zu teilen.“ (SL) (Fidesdienst, 28/09/2009 – Zeilen, Worte)


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