AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Dreihundert afrikanische Soldaten werden in Darfur stationiert, ein erster Schritt in Richtung eines afrikanischen Sicherheitssystems?

Freitag, 9 Juli 2004

Addis Abeba (Fidesdienst) - Handelt es sich um den ersten Schritt in Richtung eines afrikanischen Sicherheitssystems? Es ist mit Sicherheit noch zu früh für eine Beurteilung, doch mit dem von der Konferenz der Staats- und Regierungschefs der Afrikanischen Union getroffene Beschluss, 300 Soldaten in der westsudanesischen Region Darfur zu stationieren, wurde endgültig ein Tabu des nachkolonialen Afrika gebrochen, das ein Nichteingreifen in innere Angelegenheiten der einzelnen Staaten vorschrieb. Bereits ein Eingreifen regionaler Organisationen, wie dies die Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft in Liberia und Cote d’Ivoire durchgeführt hatte, hatte dieses Konzept ins Wanken gebracht. Zehn Jahre nach dem Völkermord in Ruanda, fragt man sich heute in ganz Afrika, was getan werden kann, um solche Verbrechen zu verhindern.
Der Gipfel der Afrikanischen Union, das am 8. Juli in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba zu Ende ging hat als beschlossen, bis Ende Monate ein kleines militärisches Kontingent zur Unterstützung der bereits in Darfur tätigen afrikanischen Beobachter (zur Tragödie in Darfur vgl. Fidesdienst vom 8. Juli 2004) im Sudan zu stationieren. Unter operativen Gesichtspunkten können 300 Soldaten wenig tun, wenn es darum geht, Massaker zu verhindern. Deshalb bleibt zu hoffen, dass dies nur der Anfang eines konkreten Engagements sein wird.
Für die afrikanischen Staats- und Regierungschefs soll dies ein erster Schritt zur Schaffung einer afrikanischen Friedenseinheit sein. Der UA-Gipfel hat ein Projekt für die Schaffung einer afrikanischen Eingreiftruppe unterzeichnet, die in den Krisengebieten des Kontinents eingesetzt werden soll. Die Afrikanischen Union bat die Europäische Union, die Vereinten Nationen, den G8 und die einzelnen Länder um die notwendige Unterstützung bei der Bildung einer solchen Militäreinheit.
Die Gipfelteilnehmer befassten sich auch mit der Krise in Cote d’Ivoire und in der Region der Großen Seen. Auf Initiative des UN-Generalsekretärs Kofi Annan, wurde für den 29. Juli eine Versammlung der ivorischen Bürgerkriegsparteien in Accra (Ghana) anberaumt. Was die Region der Großen Seen anbelangt, so haben die Demokratische Republik Kongo und Ruanda die Schaffung eines gemeinsamen Diskussionsforums beschlossen, dass sich mit verschiedenen strittigen Fragen befassen soll. Kongo wirft Ruanda vor, Teile des Landes besetzt zu haben, während Ruanda erklärt, auf kongolesischem Gebiet hielten sich Guerillakämpfer auf, die für den Völkermord 1994 verantwortlich waren. (LM) (Fidesdienst, 9/7/2004 - 32 Zeilen, 367 Worte)


Teilen: