AFRIKA/MADAGASCAR- Madagascar bereitet sich voller Hoffnung und Unsicherheit auf den Nationalfeiertag vor, während im Süden weiter Hunger und Durst herrschen.

Dienstag, 23 Juni 2009

Antananarive ( Fidesdienst)- Während Madagascar noch auf den Beginn des landesweiten Dialogs warten, bereitet man sich auch die Feierlichkeiten anlässlich des Nationalfeiertags am 26. Juni vor. “Die Lage ist ruhig, wenn auch Polizei und Militär die Sicherheitsmaßnahmen verschärft haben; sie sind in diesem Jahr strenger als zuvor” erklärte Radio Don Bosco, die wichtiste katholische Radiostation im Lande gegenüber Fides.
“Die Bevölkerung ist im Großen und Ganzen ruhig; die Anhänger des demissionierten Präsidenten, Marc Ravalomanana, weiterhin Demonstrationen veranstalten, bei denen sie die Achtung der Verfassung und die Rückkehr von Ravalomanana fordern. Es gibt einige Randgruppen, die versuchen die Spannung durch kleine Bombenanschläge und ander Provokationen aufzuheizen. Am 22. Juni, z.B. hat eine Bande von Jugendlichen eine Straßensperre in der Hauptstadt improvisiert, wurde aber von den Ordnungskräften zerstreut.”
“Die einzige Unbekannte – heißt es weiter – ist die Vorgehensweise von Marc Ravalomanana, der versprochen hat aus dem Exil in Südafrika zurückzukehren, um eine parallewle Feier zu der offiziellen, von der Hohen Übergangsbehörde organisierten anzuführen. Der ehemalige Präsident ist bisher nicht im Lande eingetroffen. Sollte er tatsächlich kommen,könnte sich möglicherweise die Situation von vor einigen Monaten wiederholen, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen, und somit den landesweiten Dialog in Frage stellen, der binnen Kurzem beginnen sollte. Im Januar hatte der derzeitige Vorsitzende der Hohen Übergangsbehörde, Andry Rajoelina den Protest auf den Plätzen gegen den damaligen Präsidenten Ravalomanana geleitet. Dieser ist dann unter dem Druck des Volkes und der Streitkräfte zurückgetreten und hat die Macht an ein Militärdirektorium abgegeben, ein in der Verfassung nicht vorgesehenes Organ.”
Der Ausweg aus der Krise wird im landesweiten Dialog gesehen, der Ende Juni beginnen sollte (s. Fidesdienst 22/6/2009). Zwischenzeitlich sind ca. 500.000 Menschen in den südlichen Provinzen von einer schweren Hungersnot betroffen (s.Fidesdienst 18/6/2009). “ Die von der Trockenheit betroffenen Landesteile hatten wegen der klimatischen Bedingungen schon immer ähnliche Probleme”, erklären die Informationsquellen von Fides. “In diesem Jahr war die Trockenheit jedoch wesentlich schlimmer als sonst, und die politischen Krise im Land hat sicher zur Verschlechterung der Situation beigetragen, da die Versendung von Hilfsgütern in die betroffenen Gebiete langsamer vor sich ging oder blockiert war. Außerdem haben einige ausländische Regierungen als Protest gegen die Art und Weise, in der Marc Ravalomanana aus seinem Amt entfernt wurde (er erklärte, dass er unter Androhung von Waffengewalt zurücktreten musste) die humanitäre Hilfe für Madagascar unterbrochen.”
Gestern hat allerdings der US-Botschafter in Antananarive mit einigen lokalen NGO, darunter die Catholic Relief Services Madagascar, eine Vereinbarung unterzeichnet zur Finanzierung von Entwicklungsprojekte auf der Insel für insgesamt 85 Millionen Dollar über fünf Jahre .
“Die Hohe Übergangsbehörde plant darüber hinaus ein Abkommen mit Saudiarabien für den Verkauf von Wasser, das per Schiff von Madagascar zur Arabischen Peninsula transportiert werden soll. Mit dem Erlös soll der Bau von Wasserbereitungsanlagen in den Trockengebieten des Landes finanziert werden”, fügen unsere Quelle hinzu. “Abgesehen vom Süden gibt es reichlich Wasser in Magadagscar. Es müssen jedoch Sammel-und Verteilungsanlagen gebaut werden, damit das Land insgesamt gleichmäßig versorgt werden kann.”
Der mögliche Verkauf von Wasser (kein Trinkwasser, sondern Wasser für die Landwirtschaft) an Saudiarabien stößt auf Kritik im Land, ebenso wie seinerzeit das Abkommen, das Ravalomanana mit einer südkoreanischen Multinationalen für die Konzession von 1 Million Hektar Ackerland ausgehandelt hatte.
Neben der Verfassungsreform und einem neuen Wahlgesetz müssen sich die politischen Kräfte in Madagascar über die Verwendung der natürlichen Ressourcen einig werden, um aus der Krise herauszufinden.(L.M.) (Fidesdienst 23/6/2009


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