AFRIKA/GABUN - Die geopolitischen Folgen von Bongos Tod

Dienstag, 16 Juni 2009

Libreville (Fidesdienst) – Am 16. Juni wird der am 8. Juni in Barcelona verstorbene Präsident Gabuns, Omar Bongo beigesetzt und verschiedene Beobachter befragen sich nach den geopolitischen Folgen seines Todes für Zentral- und Westafrika.
Bongo war seit 41 Jahren an der Macht und der Dekan der afrikanischen Präsidenten. Er verkörperte „eine gewisse Vorstellung von Afrika“ bzw. der Beziehungen zwischen Afrika und Frankreich, bei denen nationale und strategische Interessen oft mit den Privatinteresen von Politikern und Unternehmern verschmolzen. Darüber hinaus hatte Bongo jedoch ein Beziehungsnetzwerk in ganz Afrika geschaffen, insbesondere in Zentral- und Westafrika, das ihn zu einem wichtigen Mittler gemacht hatte, wie zum Beispiel bei den Krisen in Angola, der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad, der Demokratischen Republik Kongo und in Kongo Brazzaville. Zu letzterem, das wie Gabun ein Erdölförderland ist, unterhielt Bongo besondere Beziehungen, nachdem er die Tochter des Präsidenten Sassou-Nguesso geheiratet hatte, die wenige Wochen vor ihrem Ehemann in einer Klinik in Marokko verstorben war.
Gabun war unter Bongo (hinter dem auch Frankreich stand) so etwas wie Südafrika für das südliche Afrika und Nigeria für das westliche Afrika und den Golf von Guinea geworden: Länder die einen starken Einfluss auf die eigene Umgebung ausüben, auch weil sie eine stärkere Volkswirtschaft als die anderen Ländern in der Region haben. Im Fall von Gabun, war jedoch eine Art Wettbewerb mit Kamerun, der zweiten Wirtschaftsmacht in Mittel- und Westafrika entstanden, die das Funktionieren der wichtigsten Zusammenarbeitsorganismen zwischen den Staaten in der Region bremste: die Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft Westafrikas (CEMAC) und der Rat für Frieden und Sicherheit in Zentralafrika. Es war zu einer politischen und diplomatischen Spaltung in der Region gekommen, die verhinderte dass die potentiellen Möglichkeiten dieser Organismen vollständig genutzt wurden. Auf der einen Seite stand Kamerun, unterstützt von Tschad und der Zentralafrikanischen Republik, auf der anderen Seite Gabun mit der Republik Kongo und Äquatorialguinea.
Wird der Präsident von Kamerun, Paul Biya, nach dem Tod von Bongo zur Bezugsperson für die Region werden. Die zukünftige Entwicklung wird es zeigen. Unterdessen wird man die Nachfolge Bongos an der Spitze von Gabun genau verfolgen müssen. Der verstorbene Präsident hatte keinen Nachfolger bestimmt und bisher wurden die von der Verfassung vorgesehenen Prozeduren für den Tod des Staatsoberhaupts verfolgt: die Senatspräsidentin, Frau Rose Francine Rogombé hat das Amt ad interim übernommen. Innerhalb von 45 Tagen nach dem Tod von Bongo soll in Gabun sein Nachfolger gewählt werden. Wie aus Presseberichten hervorgeht, soll die Benennung eines Kandidaten eine Angelegenheit der Familie des verstorbenen Präsidenten sein, wo es an möglichen Nachfolgern nicht fehlen soll. (LM) (Fidesdienst, 16/06/2009 – 48 Zeilen, 423 Worte)


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