AFRIKA/GUINEA - Zwei Dutzend Menschen wegen Kokainhandels angeklagt: darunter auch hohe Vertreter des früheren Regimes

Montag, 15 Juni 2009

Conakry (Fidesdienst) – Handelt es sich um die tatsächliche Absicht, den Drogenhandel zu bekämpfen oder ist es nur ein Mittel um politische Gegner auszuschalten und gleichsam die internationale Staatengemeinschaft wohlgesinnt zu stimmen? Dies fragen sich internationale Beobachter im Vorabend des Prozesses gegen rund zwei Dutzend Menschen, die in der Republik Guinea (Guinea Conakry) des Drogenhandels angeklagt sind.
Seit Dezember 2008 wird Guinea von einer Militärjunta regiert (die sich Nationalrat für Demokratie und Entwicklung-CNDD) nennt und nach dem Tod des Präsidenten Lansana Conté die Macht ergriffen hat. Die Isolation durch die internationale Staatsgemeinschaft nach dem Putsch will soll nun überwunden werden, indem unter Beweis gestellt wird, dass die neue Regierung in der Lage ist Korruption und Drogenhandel zu bekämpfen. Guinea ist, wie andere westafrikanische Länder zu einem Durchgangsland für lateinamerikanische Drogen auf dem Weg nach Europa geworden. Der Chef der neuen Junta, Moussa Camara, versucht nun im Rahmen einer öffentlichen Kampagne das moralische Niveau im Land anzuheben und hat in diesem Zusammenhang auch hohe Vertreter des Regimes des verstorbenen Präsidenten verhaftet. Darunter der Sohn des Präsidenten Conté und einige hohe Offiziere der Armee und der Marine.
Bereits im Vorfeld des regulären Prozesses haben die Angeklagten unter Anweisung des für die Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung verantwortlichen Staatssekretärs ein Geständnis abgelegt, dass vom staatlichen Fernsehen übertragen wurde. Die Bürger des Landes betrachten dies mit gemischten Gefühlen: auf der einen Seite freuen sie sich über das abgelegte Geständnis, auf der anderen Seite fragen sie sich ob sich hinter dieser wenig orthodoxen Methode nicht eine Logik des Machtkampfs in den Führungsreihen des Staates verbirgt. Es wird vermutet, dass die Militärjunta sich unter dem Vorwand der Verwicklung in Drogengeschäfte der „alten Garde“ entledigen möchte. Diejenigen, die an dem Vorgehen zweifeln merken an, dass es unter den Angeklagten keinen aus den Reihen der Militärjunta gibt.
Bei dem Prozess, der diese Woche beginnen soll, sind unter den zwei Dutzend Angeklagten auch zehn Ausländer (8 Nigerianer, ein Ghanaer und ein Israeli). Unter den einheimischen Angeklagten befindet sich der Armeegeneral und ehemalige Oberbefehlshaber Diarra Camara und dessen Sohn der Leutnant Amara Camara sowie der ehemaliger Oberbefehlshaber der Marine, Admiral Aly Daffé. (LM) (Fidesdienst, 15/06/2009 – 32 Zeilen, 362 Worte)


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