AMERIKA/KOLUMBIEN - Bischöfe haben als Hirten des Gottesvolkes die Pflicht „die Zeichen der Zeit im Leben des Landes zu erkennen und aufmerksam ausgehende vom Glauben die Situation, in der das Gottesvolk lebt zu beleuchten“. Probleme und Herausforderungen der kolumbischen Gesellschaft in einer Analyse der Bischofskonferenz

Dienstag, 6 Juli 2004

Bogotà (Fidesdienst) - „Evangelisierung und christliche Initiation“ lautet das Thema der 57. Vollversammlung der Kolumbischen Bischofskonferenz, die am gestrigen 5. Juli in den Räumlichkeiten der Bischofskonferenz in Bogotà eröffnet wurde. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz und Erzbischof von Bogotà, Kardinal Pedro Rubiano Sáenz, betonte in seiner Eröffnungsansprache, dass Bischöfe als Hirten des Gottesvolkes die Pflicht haben, „die Zeichen der Zeit im Leben des Landes zu erkennen und aufmerksam ausgehende vom Glauben die Situation, in der das Gottesvolk lebt zu beleuchten“. „Diese Pflicht macht auch eine Analyse der Gründe der Hauptprobleme und der wichtigsten Herausforderungen, denen die Kolumbianer heute gegenüberstehen, erforderlich“, so der Kardinal weiter. In einer solchen Perspektive befassen sich die Bischöfe deshalb mit den Gründen, die zur Trennung zwischen Glauben und Leben geführt haben und versuchen entsprechende pastorale Vorschläge zu formulieren, die einer Überwindung dieser Trennung förderlich sind. Während es nach Ansicht von Verhaltensforschern gibt es viele verschiedenen Gründe für eine solche Trennung gibt, „ist die Kirche sich sicher, dass die Entfernung von Gott zur Inkonsequenz und damit zu einem Bruch im Glaubensleben führt“, so der Kardinal.
Indem er daran erinnerte, das Papst Johannes Paul II. die kolumbianischen Bischöfe bei ihrem jüngsten „ad limina“-Besuch aufgefordert hatte, die Evangelisierung zur Priorität zu machen, betonte Kardinal Rubino. Dass in einem Land wie Kolumbien, wo bei einem seit vielen Jahren andauernden Guerillakrieg viele unschuldige Menschen gestorben und große Armut und Unsicherheit entstanden sind und die Fähigkeit zu einer ganzheitlichen Entwicklung beeinträchtigt wurde, auch die vorrangige Evangelisierungstätigkeit der Kirche auf die Förderung von Frieden und Versöhnung ausgerichtet sein müsse. Auf diese Weise könne sie zum Aufbau der Gesellschaft auf der Grundlage der soliden christlichen Prinzipien der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Liebe beitragen, indem sie eine Vergebung fördere, die auf dem aufrichtigen Wunsch nach Versöhnung mit Gott und den Mitmenschen beruht. Denn „die große Glaubwürdigkeit, die die Bischöfe beim Volk genießen, sind Folge einer entschiedenen Verkündigung des Evangeliums und des selbstlosen und transparenten Engagements der Kirche, im Dienst der Menschen und des Gemeinwohl des Landes“, so der Kardinal weiter.
Nach Ansicht des Vorsitzenden der Bischofskonferenz kann die Situation des Landes am besten mit dem Begriff „Konflikt“ umschrieben werden (= Gewalt, Terrorismus, Ausschluss, Auswanderung, Korruption, Drogenhandel, Armut, Arbeitslosigkeit). Mit dieser Situation werden sich die Bischöfe ganz besonders befassen. Es soll eine gemeinsame Analyse stattfinden, „damit im Licht des Evangeliums Richtlinien angeboten werden könne, die den Aufbau einer solidarischen und geschwisterlichen Gesellschaft begünstigen, die zur Lösung der Konflikte beitragen kann, damit Frieden und soziale Gerechtigkeit entsteht“.
Besonders wichtig ist nach Ansicht der kolumbianischen Bischöfe die Friedens- und Versöhnungsarbeit. In diesem Zusammenhang zitierte Kardinal Rubino: Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien; Vereinbarungen über die Freilassung von Zivilisten, die sich in den Händen der FARC befinden, was jedoch keine Austausch von Gefangenen sein darf, wie die Guerillakämpfer vorschlagen; Bekämpfung der sich stetig zuspitzenden Probleme der Auswanderung, Verarmung und Arbeitslosigkeit. Bereits vor zehn Jahren waren im Jahr 1994 rund 600.000 Binnenflüchtlinge aus den ländlichen Gebieten in die Städte gekommen, heute nehmen rund 2 Millionen Menschen staatlichen Schutz in Anspruch. Über 36.000 Flüchtlinge halten sich in anderen Ländern auf, rund 40.000 befinden sich auf Wartelisten. Einer wohlhabenden Minderheit stehen in Kolumbien weiterhin Millionen von Männern und Frauen gegenüber, die von der Gesellschaft ausgeschlossen sind. (RZ) (Fidesdienst, 6/7/2004 - 51 Zeilen, 574 Worte)


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