AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Inkulturation, Liturgie, missionarische Pädagogik und Promotion des örtlichen Klerus in den Schriften von Kardinal Wilhelm Massaja über seine 35 Jahr der Mission in Äthiopien

Mittwoch, 27 Mai 2009

Rom (Fidesdienst) – „Der Missionar - so liest man in den Historischen Erinnerungen des Apostolischen Vikariats der Galla“ – muss das Land, in das er gesandt wird. Als sein eigenes ansehen, es als seine Heimat lieben, alles dafür tun, was er kann.“ Bis vor einigen Jahren kannte man Seiten wie diese nicht und man wusste nur, dass Kardinal Wilhelm Massaja (1809-1889) zwischen 1880 und 1886 ein monumentales Werk von 3.908 handgeschriebenen Seiten verfasst hatte, das im Geheimen Vatikanischen Archiv aufbewahrt ist.
Es war Papst Leo XIII, der den Kapuzinermissionar bat – den ersten Apostolischen Vikar Äthiopiens - in einem Buch seine zahlreichen Reisen und die Ereignisse seines Apostolats unter den Galla zu erzählen. „Meine 35 Jahre der Mission in Äthiopien“ (zwölf Bände, die zwischen 1885 und 1895 von der Polyglotten Tipographie von Propaganda Fide veröffentlicht wurden) waren ein Bestseller der internationalen missionarischen Literatur, mit einer Übersetzung ins Französische 1887, ins Spanische zwischen 1943 und 1959, einer Taschenbuchausgabe in Italien zwischen 1921 und 1930. Aber vieles blieb noch zu veröffentlichen.
Über die „Grammatikalischen Lektionen“ zur Sprache der Galla, die schon 1867 in Paris verlegt wurden, war der Briefwechsel auf 134 Briefe reduziert worden und selbst das Manuskript wurde einer kompletten Revision des Inhalts und des Stils unterzogen. Nach 25 Jahren an Nachforschungen in ungefähr hundert Archiven und Bibliotheken veröffentlichte 1978 Pater Antonio Rosso OFM cap. In 5 Bänden die „Briefe und kleinere Schriften“, die 1.239 Dokumente auf insgesamt 2.185 Seiten beinhalten. Die Edition erlaubte auch eine sichere Chronologie und gab detaillierter Zeugnis über die Ereignisse, die in „Meine 35 Jahre“ erzählt wurden. Unter den Adressaten der Briefe hebt der Forscher einige illustre Persönlichkeiten der Epoche hervor: die Päpste Pius XI und Leo XIII, die Kaiser Napoleon und Joannes IV, die Könige Vittorio Emanuele II und Menelik II, die Forscher Orazio Antinori und Antonio d'Abbadie, die Apostolischen Vikare Giustino De Jacobis und Daniele Comboni.
1984 nahm sich Pater Rosso der vollständigen und getreuen Publikation der in 5 Bänden gefassten und bis dahin im Bestand „Missionen“ des Geheimen Vatikanischen Archivs aufbewahrten Handschriften an. Daraus ergab sich ein ebenso umfangreiches Werk von 6 Bänden und 2.317 Seiten mit dem Titel „Historische Erinnerungen des Apostolischen Vikariats der Galla (1854-1880). Die aufgeführten Textstellen haben die authentisch missionarische Absicht des Manuskripts ans Licht gebracht, das Interesse für noch aktuelle, an die Enkulturation gebundene Thematiken, für die Liturgie, die missionarische Pädagogik und den einheimischen Klerus. Um diese Themen zu verteifen, hat das Nationale Komitee für die Feier des 200. Geburtsjahres von Kardinal Wilhelm Massaja für den 9- und 10. Juni einen Studientag im internationalen Franziskanischen Kolleg S. Lorenzo von Brinidisi in Rom organisiert. (AM) (Fidesdienst 27/5/2009; Zeilen 37, Worte 457)


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