VATIKAN - Papst eröffnet den Kongress des Bistums Rom: „Zunächst brauchen wir mehr Anstrengungen im Bereich der Bildung, die der Vision der Kirche besondere Aufmerksamkeit und Präzision widmet“

Donnerstag, 28 Mai 2009

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Am Dienstag, den 26. Mai, eröffnete Papst Benedikt XVI, in der Lateranbasilika den Kongress der Diözese Rom, der sich dieses Jahr mit dem Thema „Kirchliche Zugehörigkeit und pastorale Mitverantwortung“ befasst. Es folgen Ausschnitte aus der Ansprache des Papstes:

„Das Zweite Vatikanische Konzil wollte die Lehre der im Lauf von zweitausend Jahren gereiften Kirche rein und ganz verbreiten und formulierte von ihr eine „überdachte Definition“, wobei vor allem das auf den Geheimnissen basierende Wesen erläutert wurde…Nun ist die Kirche, die ihren Ursprung im Dreifaltigen Gott hat vor allem ein Geheimnis der Gemeinschaft. Und als Gemeinschaft ist die Kirche nicht nur eine geistliche Realität, sondern sie Lebt in der Geschichte so zu sagen in Fleisch und Blut… Die Kirche, ist demnach eine Gemeinschaft von Menschen, die durch das Wirken des Heiligen Geistes ein Gottesvolk bilden, das gleichsam der Leib Christi ist…. Während das „Volk Gottes“ die Kontinuität der Geschichte der Kirche zum Ausdruck bringt, bringt der „Leib Christi“ die Universalität zum Ausdruck, die am Kreuz und durch die Auferstehung des Herrn begonnen hat.“
„In der Zeit nach dem Konzil wurde diese ekklesiologische Lehre in großem Maß angenommen und, mit Hilfe Gottes, reiche Früchte in der kirchlichen Gemeinschaft getragen. Wir müssen jedoch auch daran erinnern, dass die Umsetzung dieser Lehre in der Praxis und die daraus folgende Aufnahme im Gewebe des kirchlichen Bewusstseins nicht immer und überall ohne Schwierigkeiten und mit der richtigen Auslegung von statten ging… Auf der einen Seite gibt es immer noch die Tendenz, die Kirche einseitig mit der Hierarchie zu identifizieren und dabei die gemeinsame Mitverantwortung, die gemeinsame Sendung des Wortes Gottes zu vergessen, das wir in Christus alle sind. Auf der andere Seite gibt es auch weiterhin die Tendenz, das Gottesvolk unter rein soziologischen und politischen Gesichtspunkten zu verstehen und dabei die Neuheit und die Besonderheit jenes Volkes zu vergesse, das nur durch die Gemeinschaft mit Christus Volk wird.“
„Liebe Brüder und Schwestern, an dieser Stelle sollten wir uns fragen, wie steht es um die Diözese Rom? In welchem Maß wird hier die pastorale Mitverantwortung aller, insbesondere der Laien anerkannt? In den vergangenen Jahrhunderten, hat die christliche Gemeinschaft, dank des großherzigen Zeugnisses vieler Getauften, die das Leben für die Erziehung zum Glauben der neuen Generationen, für die Krankenpflege und das Augenmerk für die Armen hingegeben haben, das Evangelium unter den Einwohnern Roms verkündet. Diese Sendung gilt auch für uns heute, in unterschiedlichen Situationen, in einer Stadt, in der nicht wenigen Getauften der Weg der Kirche abhanden gekommen ist, und viele, die nicht Christen sind, die Schönheit unseres Glaubens nicht kennen.“
„Zu viele Getaufte fühlen sich nicht als Teil der kirchlichen Gemeinschaft und leben an deren Rand. An ihre Pfarrei wenden sie sich nur, wenn sie bestimmte religiöse Dienstleistungen brauchen. Nur wenige Laien sind bereit, auf den verschiedenen apostolischen Feldern mitzuarbeiten. Natürlich fehlt es nicht an kulturell-sozialen Schwierigkeiten, aber wir können uns, wenn wir dem Auftrag Jesu gerecht werden wollen, nicht mit dem Ist-Zustand zufrieden geben….„Zunächst brauchen wir mehr Anstrengungen im Bereich der Bildung, die der Vision der Kirche besondere Aufmerksamkeit und Präzision widmet und dies sowohl für Priester als auch für Ordensleute und Laien. Wir müssen mehr und mehr verständlich machen, was diese Kirche, dieses Volk Gottes im Leib Christi ist. …Gleichzeitig muss – im Respekt vor den Berufungen und den Rollen der Geweihten und der Laien – die geteilte Verantwortung aller Glieder des Volkes Gottes stärker gefördert werden. Dazu brauchen wir einen Mentalitätswechsel, vor allem was die Laien betrifft. Wir sollten sie nicht nur als Mitarbeiter des Klerus betrachten, sondern als wirkliche Mitverantwortliche des Seins und Handelns der Kirche, und wir sollten die Bildung eines reifen und engagierten Laienstands fördern!“
„Die Kirche ist also nicht das Ergebnis einer Summe von Individuen, sondern eine Einheit derer, die sich mit dem einen Wort Gottes und dem einen Wort des Lebens speisen. Die Gemeinschaft und die Geschlossenheit der Kirche, die aus der Eucharistie entsteht, sind eine Realität, derer wir uns mehr und mehr bewusst werden müssen… Im Mittelpunkt des Lebens einer Pfarrgemeinde muss deshalb die Eucharistie und insbesondere der Sonntagsgottesdienst stehen. Wenn die Einheit der Kirche aus der Begegnung mit dem Herrn entsteht, ist es nicht zweitrangig das die Verehrung und die Feier der Eucharistie besonders gepflegt werden“.
„Schließlich dürfen wir auch das Zeugnis der Liebe nicht vergessen, dass die Herzen vereint und die kirchliche Zugehörigkeit begünstigt… Die gelebte Liebe ist die wichtigste Form des missionarischen Daseins. Das verkündete und gelebte Wort wird glaubhaft, wenn es durch Solidarität, Teilen und Gesten verwirklicht wird, die das Antlitz Christi als wahren Freund des Menschen veranschaulichen“
„Liebe Brüder und Schwestern, die Zukunft des Christentums und der Kirche in Rom hängt auch vom Einsatz und vom Zeugnis jedes Einzelnen unter uns ab“. (SL) (Fidesdienst, 28/05/2009 – 66 Zeilen, 805 Worte)


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