VATIKAN - Papst Benedikt XVI. in Montecassino: Auch wir dürfen wie die Apostel „nicht zum Himmel starren, sondern müssen unter der Führung des Heiligen Geistes überall hingehen und die Heil bringende Botschaft vom Tod und von der Auferstehung Christi verkünden“

Montag, 25 Mai 2009

Cassino (Fidesdienst) – Am Sonntag, den 24. Mai, besuchte Papst Benedikt XVI. Cassino und die Benediktiner-Abtei Montecassino. Um 10.15 Uhr feierte er einen Gottesdienst zum Fest der Himmelfahrt Christi auf der Piazza Miranda, der im Gedenken an Besuch nach Papst Benedikt XVI. benannt werden wird. „Der geschichtliche Charakter des Geheimnisses der Auferstehung und der Himmelfahrt Christi hilft uns“, so Papst Benedikt XVI. in seiner Predigt, „die transzendente und eschatologische Dimension der Kirche zu verstehen. Diese ist nicht entstanden und lebt nicht um die Abwesenheit ihres „entschwunden“ Herrn zu ersetzen, sondern findet ihren Seinsgrund und ihren Auftrag vielmehr in der unsichtbaren Gegenwart Jesu, der durch den Heiligen Geist wirkt. In andern Worten: Wir können sagen, dass die Kirche nicht die Aufgabe hat, die Wiederkehr eines abwesenden Jesus vorzubereiten, sondern im Gegenteil für die Verkündigung der „ruhmreichen Gegenwart“ in geschichtlicher und grundlegender Weise lebt und wirkt.“
Zu Beginn der Predigt bezog sich der Papst auf die Lesung des Tages und erläuterte die Bedeutung des liturgischen Festes: „Die Himmelfahrt Christi bedeutet also in erster Linie die Einsetzung des gekreuzigten und auferstandenen Menschensohns in der Königsherrschaft Gottes über die Welt. „Im in den Himmel aufgefahrenen Christus ist der Mensch auf unerhörte und neue Weise in die Gegenwart Gottes eingetreten; der Mensch findet nun für immer Raum bei Gott. … Deshalb lädt uns das heutige Fest Christi Himmelfahrt zu einer tiefen Gemeinschaft mit dem gestorbenen und auferstandenen Jesus ein, der auf unsichtbare Weise im Leben eines jeden von uns gegenwärtig ist.“ Ausgehend vom Evangelium betonte der Papst sodann, dass die Auffahrt Christi in den Himmel „bedeutete nicht seine vorübergehende Abwesenheit in der Welt, sondern eröffnete vielmehr die neue, endgültige und ununterdrückbare Form seiner ruhmreichen Gegenwart – kraft seiner Teilhabe an der königlichen Macht Gottes.“ „Das Fest der Himmelfahrt“, so der Papst weiter, „müsste auch uns mit Freude und Enthusiasmus erfüllen, so wie die Apostel vom Ölberg „in großer Freude“ aufbrechen. Wie sie dürfen auch wir, der Aufforderung der „zwei Männer in weißen Gewändern“ folgend, nicht zum Himmel starren, sondern müssen unter der Führung des Heiligen Geistes allüberall hingehen und die Heil bringende Botschaft von Tod und Auferstehung Christi verkünden.“
Indem er sich an die Gläubigen der Diözese wandte, sagte Papst Benedikt: „dieses Fest ruft uns dazu auf, unseren Glauben an die reale Gegenwart Jesu wieder neu zu festigen. Ohne ihn können wir nichts Wirksames in unserem Leben und unserem Apostolat bewirken“ und er erinnerte an das Ziel seines Besuchs, nämlich „euch darin zu ermutigen, eure diözesane Gemeinschaft stets auf Christus „zu bauen, zu gründen und wieder aufzubauen“, wie dies auch der Heilige Benedikt selbst zeige, „der in seiner Regel daran erinnert, Christus nichts vorzuziehen: „Christo nihil omnino praeponere““.
Mit Bezug auf die Grundlagen der Spiritualität der Benediktiner die „in folgendem Motto zusammengefasst ist: ora et labora et lege; das Gebet, die Arbeit, die Bildung“ und betonte, dass das Gebet das schönste Erbe sei, das Benedikt den Mönchen aber auch eurer Ortskirche hinterlassen habe: „Das Gebet, zu dem die Glocke des Heiligen Benedikt die Mönche jeden Morgen mit ihren schweren Schlägen einlädt, ist der stille Pfad, der direkt zum Herzen Gottes führt; es ist der Atem der Seele, der uns in den Stürmen des Lebens wieder Frieden schenkt.“ Indem er an die Sorgfalt erinnerte, die die Diözese für die Vertiefung der Bibel aufbringt, wünschte sich Papst Benedikt XVI. „Das aufmerksame Hören auf das Wort Gottes soll eure Gebete nähren und euch zu Propheten der Wahrheit und der Liebe machen, in dem gemeinsamen Einsatz für die Evangelisierung und die Förderung der Menschen“.
Sodann befasste sich der Papst mit einem anderen Aspekt der benediktinischen Spiritualität: „Die Arbeitswelt menschlicher machen ist typisch für den monastischen Geist“, betonte er, „Auch eure Gemeinschaft versucht, den zahlreichen Arbeitern in den in Cassino ansässigen Industriebetrieben und damit verbundenen Firmen zur Seite zu stehen. Ich weiß, wie kritisch die Situation vieler Arbeiter ist. Ich versichere allen, die sich um ihren Arbeitsplatz sorgen, allen, die Sozialhilfe bekommen oder gar bereits entlassen sind, meine Solidarität. Die Wunde der Arbeitslosigkeit, die in dieser Region klafft, muss die Verantwortlichen der offenen Hand, die Unternehmer und alle, die die Möglichkeit haben, dazu bringen – mit dem Beitrag aller – wirksame Lösungen für die Beschäftigungskrise zu suchen, neue Arbeitsplätze zu schaffen, die die Familien schützen.“
Zur benediktinischen Tradition gehöre auch das Augenmerk für Kultur und Bildung. “Das berühmte Archiv und die Bibliothek von Montecassino bewahren unzählige Zeugnisse des Einsatzes von Männern und Frauen, die nachgesonnen und geforscht haben, wie sie das geistliche und materielle Leben des Menschen verbessern können“, betonte der Papst. „In eurer Abtei kann man das „quaerere Deum“ mit Händen greifen, die Tatsache, dass die europäische Kultur die Suche nach Gott war und die Bereitschaft auf ihn zu hören. Das gilt auch in unserer Zeit“. Abschließend erinnerte der Papst an das Engagement in Schulen und Universitäten, „damit sie Wissens-Werkstätte werden, Werkstätte des Suchens und der Leidenschaft für die Zukunft der kommenden Generationen“ ohne dabei „zerbrechlichen und schwachen Menschen“ zu vernachlässigen und „für die Menschen mit Behinderung und die Immigranten“, deren Ausdrucksform die „Casa della Carità“ – das „Haus der Nächstenliebe“ sei, das der Papst im Rahmen seines Besuchs einweihte. (SL) (Fidesdienst, 25/05/2009 – 69 Zeilen, 884 Worte)


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