AMERIKA/KUBA - Verlautbarung der kubanischen Bischöfe zu den Wirtschaftsmaßnahmen Kubas und der Vereinigten Staaten

Freitag, 2 Juli 2004

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Folgende Verlautbarung der kubanischen Bischöfe, die am 26. Mai 2004 im Jahr der Familie veröffentlicht wurde, liegt dem Fidesdienst in der Originalfassung vor. Es folgt der vollständige Wortlaut in eigener Übersetzung.

„Besorgt hinsichtlich der jüngst von der Regierung der Vereinigten Staaten angekündigten wirtschaftlichen und politischen Maßnahmen, die sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft unseres Landes gefährden und unter Berücksichtigung der von der kubanischen Regierung zur Minderung der Auswirkungen dieser Maßnahmen ergriffenen Gegenmaßnahme sowie vor dem Hintergrund des Entsetzens und der Sorge, die diese Maßnahmen in unserem Land hervorgerufen haben, möchten wir folgendes zum Ausdruck bringen:

1. Wir bekräftigen unsere Ablehnung hinsichtlich der wirtschaftlichen Sanktionen, die in den Vereinigten Staaten als Embargo und in Kuba als Blockade bezeichnet werden. Wie wir bereits in einem Schreiben an unserer Priester und Gläubigen im Jahr 1969 festgestellt hatten, „verurteilen wir diese ungerechte Situation der Blockade, die unnötiges zusätzliches Leid zufügt und das Bemühen um Fortschritt noch schwieriger macht. Wir appellieren deshalb an das Gewissen aller, die in der Lage sind, eine Lösung zu finden, damit entschiedene und wirkkräftige Handlungen unternommen werden können, die eine Aufhebung dieser Maßnahmen herbeiführen können“ (vgl. Verlautbarung der Kubanischen Bischofskonferenz an Priester und Gläubige vom 10. April 1969).
1992 haben die kubanischen Bischöfe infolge der Billigung des Gesetzes „Torricelli“ und unter Erwägung der Auswirkungen dieses Gesetzes anerkannt, dass die Schwierigkeiten nicht nur dem nordamerikanischen Embargo zuzuschreiben waren, wie die Behörden unseres Landes dies wiederholt betont hatten, sondern auch verschiedenen nationalen und internationalen Fakturen, die der gegenwärtigen Krise zugrunde liegen. Gleichsam bekräftigen wir erneut unsere Ablehnung gegenüber allem was zu einer Vermehrung der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten führt, unter denen Kuba derzeit leidet (vgl. Erklärung der Kubanischen Bischofskonferenz zur Verschärfung des Wirtschaftsembargos gegen Kuba vom 3. Oktober 1992).
2. Vor allem werden die kubanischen Familien geschädigt, die in unserem Land Ort der Versöhnung und des Dialogs sind, denn zu den Schwierigkeiten und Mühen, von denen alle wissen, kommen neue Entbehrungen und Lasten hinzu, die ihre bereits besorgniserregende Situation verschärfen und die Trennung all jener verschlimmern, die in Kuba und in den Vereinigten Staaten leben.
Dies alles geschieht in einem Augenblick, in dem wir Frieden, Dialog, Versöhnung, Einheit und Hoffnung brauchen, damit die Institution Familie neu belebt wird und das Wohl das diese Institution mit sich bringt über alle politischen und ideologischen Vorurteile gestellt werden kann. Es schmerzt uns, dass wir feststellen müssen, dass die von den Vereinigten Staaten und von der kubanischen Regierung angekündigten Maßnahmen direkt oder indirekt die ärmsten Familien unseres Landes betreffen.
3. Wir können nicht akzeptieren, dass die Zukunft Kubas auf einem Ausschluss geplant werden soll und noch weniger können wir Eingriffe akzeptieren, die von einer ausländischen Regierung konzipiert wurden. Wir wollen uns nicht von der internationalen Staatengemeinschaft getrennt sehen, deren Freundschaft und Nähe wir schätzen, sondern vielmehr beziehen wir uns auf alles, was ein Klima der Beunruhigung und der Spaltung herbeiführen und die Bemühungen um eine Versöhnung, die die Kubaner brauchen, zunichte machen könnte. Als Hirten und als Kubaner wünschen wir uns eine Heimat, wie sie sich bereits Pater Felix Varela gewünscht hat: „eine politische und geographische Insel“. Heute ist das Lehramt von Papst Johannes Paul II. zutreffender denn je, der sagte: „Sucht nicht draußen das, was ihr auch drinnen finden könnt. Erwartet nicht von anderen das, zu was ihr selbst fähig und zu sein und zu tun berufen seit. Verschiebt den Aufbau einer neuen Gesellschaft nicht auf morgen, in der edle Wünsche nicht enttäuscht werden und in der ihr selbst Hauptakteure eurer Geschichte sein könnt“ (Papst Johannes Paul II., Predigt in Camaguey am 23. Januar 1998).
4. Wir betonten, dass die Lösung für die Situation, in der sich Kuba befindet, nur im Prozess des Dialogs zwischen den Kubanern, der Versöhnung und dem Bemühen „aller um das Wohl aller“, der begebaren Wege zum Aufbau einer gerechteren und geschwisterlicheren Gesellschaft ohne Ausschlüsse, zu finden ist. „Aus diesem Grund fordern wir alle Kubaner zum Wohl Kubas auf, der Versuchung nach dem Sieg über den jeweils anderen zu widerstehen und im verantwortlichen gemeinsamen Dialog nach Lösungen für unsere Konflikte zu suchen“ (vgl. Kubanische Bischofskonferenz, „Die soziale Präsenz der Kirche“, pastoraltheologische Instruktion vom 8. September 2003, Nr. 51).
Angespornt von der Liebe Christi, die vergibt, vertraut, stets hofft und erträgt, und als Hirten für die Gegenwart und die Zukunft des kubanischen Landes engagiert, fordern wir alle, die von außen oder von innen auf das Schicksal Kubas Einfluss nehmen wollen oder dies versuchen, egal ob es sich dabei um Christen oder Nichtchristen handelt, auf, den eigenen guten Willen allein durch den respektvollen Dialog und die Anwendung von Maßnahmen, die Versöhnung und Frieden zwischen den Kubanern garantieren, zum Ausdruck zu bringen.“
Die Verlautbarung ist unterzeichnet von den kubanischen Bischöfen: Kardinale Jaime Ortega Alamino, Erzbischof von Havanna; Erzbischof Pedro Meurice Estíu, Santiago de Cuba; José Bischof Siro González Bacallao von Pinar del Río; Bischof Emilio Aranguren Echeverría von Cienfuegos; Bischof Dionisio García Ibañez von Bayamo-Manzanillo. (R.Z.) (Fidesdienst 2/7/2004 - Zeilen, Worte)


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