AFRIKA/SÜDAFRIKA - „Das neue Gesetz zum Waffenbesitz soll der in Südafrika verbreiteten Mentalität des ‚Wilden Westens’ entgegenwirken“. In einem Kommentar für den Fidesdienst bezeichnet der Sprecher der Bischofskonferenz die Regelung auch als Sieg der von der katholischen Kirche unterstützten Nichtregierungsorganisationen

Freitag, 2 Juli 2004

Johannesburg (Fidesdienst) - „Es ist sicher positiv und ein entscheidender Fortschritt, wenn es darum geht der in Südafrika verbreiteten Mentalität des ‚Wilden Westens’ entgegenzuwirken“, so der Sprecher der Südafrikanischen Bischofskonferenz, Pfarrer Efrem Tresoldi, in einem Kommentar zur neuen Waffenscheingesetzgebung in Südafrika.
Die neuen Bestimmungen erhöhen das Alter für den legalen Waffenbesitz von 16 auf 21 Jahre. Der Besitzer darf keine kriminelle Vergangenheit haben und muss sich medizinischen und psychologischen Tests unterziehen und einen Kurs für den Umgang mit Waffen besuchen. Außerdem ist alle fünf Jahre eine weitere Prüfung vorgesehen.
„Das neue Gesetz wurde trotz starker Druckausübung der Lobbys der Waffenhersteller und -händler verabschiedet, die sogar durch Berufung beim Obersten Gerichtshof das Gesetz blockieren wollten. Der Oberste Gerichtshof lehnte die Berufung jedoch ab“, so Pfarrer Tresoldi. „Es handelt sich auch um einen Sieg der von der Kirche unterstützten Nichtregierungsorganisationen, die sich dafür eingesetzt haben, dass strengere Regelungen zum Waffenbesitz verabschiedet wurden“.
„Mit der Verbreitung der Schusswaffen hat auch die Zahl der Delikte zugenommen, insbesondere in den Familien. Viele Frauen wurden von den eigenen Ehemännern ermordet“, so Pater Tresoldi. „Die Menschen legen sich eine Waffe zu, um sich vor äußeren Angriffen zu schützen, doch am Ende bringen sie damit einen Familienangehörigen oder einen Bekannten um. Es hat sich eine Mentalität des ‚Wilden Westens’ ausgebreitet, was dazu führt, dass alle eine Waffe tragen wollen“. Zwischen 2001 und 2002 wurden in Südafrika 22.000 Morde und 115.000 bewaffnete Überfälle registriert. Südafrika gehört weltweit zu den Ländern mit der höchsten Mordrate (30 Opfer auf 100.000 Einwohner).
„Das neue Gesetz ist ein wichtiger Schritt, wenn es darum geht, die Verbreitung illegal getragener Schusswaffen einzuschränken“, so Pfarrer Tresoldi. „Es wird jedoch weiterhin das Problem des illegalen Waffenbesitzes geben. In Südafrika befindet sich heute leider der Kreuzweg internationaler Mafiaorganisationen, die sich illegalen Geschäften jeder Art, darunter auch dem Waffenhandel widmen. Aus den Nachbarländern werden unbehelligt Kriegswaffen importiert. Die Kontrollen im Hafen von Durban sind sehr unzuverlässig: von dort aus können gefährliche Ladungen in das Land gelangen.
Nach Schätzungen gibt es im Land zwischen 500.000 und 4 Millionen Waffen, die von ihren Besitzern illegal getragen werden.
„Südafrika versucht jedoch die neuen internationalen Bestimmungen zur Sicherheit des Seehandels umzusetzen, die strengere Kontrollen der Schiffe und ihre Ladungen vorsehen. Es werden Ressourcen in den Ausbau der Grenzpolizei investiert, was mehr Personal und neuer Technologien bedeutet. Es bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahmen dazu dienen werden, illegale Geschäfte einzudämmen, insbesondere den Handel mit Waffen und Drogen“, so Pfarrer Tresoldi abschließend. (LM) (Fidesdienst, 2/7/2004 - 41 Zeilen, 444 Worte)


Teilen: