AMERIKA - „Wir müssen jetzt handeln oder es wird zu spät sein“: Schlusserklärung zum CELAM-Misereror-Symposium zur derzeitigen Wirtschaftslage

Donnerstag, 12 März 2009

Vatikanstadt (Fidesdienst) – „Wir müssen jetzt handeln oder es wird für alle zu spät sein. Es sind dringend Antworten notwendig, und es dürfen nicht länger isolierte und unkoordinierte Maßnahmen angewandt werden, die nur darauf abzielen, das gegenwärtige System zu erhalten oder zu restaurieren“, heißt es in der Schlusserklärung zum Symposium, das das bischöfliche Hilfswerke Misereor in Zusammenarbeit mit dem Rate der Lateinamerikanischen Bischöfe CELAM am 6. und 7. März im Vatikan veranstaltete. Das Thema der Veranstaltung lautete „Gemeinwohl angesichts der Knappheit der Ressourcen“. Im Verlauf des Symposiums versuchten die Teilnehmer die aktuelle Situation im Kontext des Klimawandels, der aktuellen Weltwirtschaftskrise und des beschränkten Vorkommens an natürlichen Ressourcen zu analysieren, um ausgehend vom Glauben Antworten zu finden, die für die Gesellschaft gültig sein können.
An erster Stelle befassten sich die Bischöfe mit der Globalisierung, des mehr und mehr sichtbar werdenden beschränkten Vorhandenseins der Güter des Planeten und der schweren Wirtschaftskrise. Nach Ansicht der Teilnehmer „ist von dem beschränkten Vorhandensein der natürlichen Ressourcen und deren Verteilung vor allem die Gerechtigkeit in ihren verschiedenen Formen betroffen. In verschiedenen Ländern werde auch die Privatisierung der öffentlichen Güter beobachtet,. Diesbezüglich bekräftigten die Bischöfe unmissverständlich, dass „der Zugang zu Wasser seitens der Armen ein Menschenrecht darstellt, unabhängig von der Logik des Marktes“, und dies sollte sich in den Verteilersystemen widerspiegeln. Auch die „Lebensmittelkrise ist nicht so sehr vom Nichtvorhandensein von Lebensmitteln beeinflusst als vielmehr von der Schwierigkeit, sich solche zu beschaffen, oder von spekulativen Phänomenen.“
Die globale Wirtschaftskrise sei vor allem in den Entwicklungsländern festzustellen und nicht so sehr in den reichen Ländern, so dass „die vor allem lateinamerikanischen Länder und andere unter dem Exportrückgang, dem Verlust der Arbeitsplätze, dem Rückgang der Rohstoffpreise und der Zunahme der Staatsverschuldung leiden“. Nach Ansicht der Bischöfe gaben nationale und internationale politische Maßnahmen bisher „keine angemessenen Antworten auf diese großen Herausforderungen“.
Für die Bischöfe ist es notwendig in einem solchen Kontext „das Konzept des Gemeinwohls neu zu definieren“. Gemeinwohl sei „nicht nur die einfache Summe der einzelnen Güter einer Person oder einer sozialen Gruppe“, sondern es gründe „auf der Würde des Menschen, der nach dem Abbild Gottes geschaffen ist.“ „Das Gemeinwohl, das geschützt werden muss“, heißt es in der Erklärung, „ist nicht nur das Wohl jedes einzelnen Volkes für sich allein gesehen. Die Dimension wird zunehmend universaler, so dass wir heute von einem globalen Gemeinwohl sprechen können“.
Die Kirche fühlt sich von dieser Realität auf der Grundalge der Kirchlichen Soziallehre angesprochen und kann einige ethische Anforderungen formulieren, die praktische Lösungen bieten. „Es ist an der Zeit, dass die Kirche sich im Rahmen ihrer Sendung auf eine neue Haltung besinnt, denn sie ist berufen Wege für eine neue globale Ordnung zu finden, in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen und Organisationen. Arme und Ausgegrenzte können aktiv an einer politischen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ordnung beteiligt werden. Bei der Ausübung von Solidarität und Subsidiarität, die mit einer prophetischen Stimme umgesetzt wird, muss ein Wandel im Lebensstil und bei den Produktionsmethoden gefordert werden.“
In diesem Zusammenhang schlagen die Bischöfe vor, dass Verhaltensweisen gefördert werden, „die uns vom Konsumismus und von der Verschwendung natürlicher Ressourcen entfernen“ und denen ethischen Haltungen zugrunde liegen, die dem Sein mehr Wert beimessen, als dem haben und die das reine Streben nach Gewinn oder individuellen Vorteilen überwindet.
In den einzelnen Staaten soll die sinnvolle Nutzung der Ressourcen gefördert werden; man wünscht sich eine Politik, die den Gütern ein größeres Augenmerk schenkt; die lokalen und regionalen Märkte sollen im Rahmen eines gerechten Handels gefördert werden; man fordert den Respekt der Menschenrechte und wünschte eine effiziente, sinnvolle, gerechte und nachhaltige Nutzung der Ressourcen.
Auf globaler Ebene wünschen sich die Bischöfe internationale Vereinbarungen im Hinblick auf die Reduzierung des Schadstoffausschusses auf nicht weniger als 50% bis zum Jahr 2050; die Festlegung ethischer Grundlagen für die internationalen Handelsgeschäfte; und die Festlegung neuer Mechanismen zur Reduzierung der Auslandsverschuldung armer Länder. (RG) (Fidesdienst, 12/03/2009 – 56 Zeilen, 649 Worte)


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