ASIEN/INDIEN - Bilanz zur Lage der Kirche in Orissa nach den Massakern im Herbst vergangenen Jahres

Freitag, 6 März 2009

Bhubaneswar (Fidesdienst) – Erzbischof Raphael Cheenath, SVD, von Bhubaneswar im indischen Unionsstaat Orissa veröffentlichte einen detaillierten Bericht zur Lage der Kirche nach den antichristlichen Massakern im Herbst vergangenen Jahres.
In dem Bericht mit dem Title „The Church In Kandhamal Stands Firm On Faith“, der dem Fidesdienst vorliegt, erläutert der Erzbischof die Bedingungen, unter denen christliche Gemeinden in Orissa und insbesondere im Verwaltungsdistrikt Kandhamal leben, der vom Vorgehen radikaler Hindugruppen im Herbst 2008 besonders betroffen war. Wie aus den Daten der Indischen Bischofskonferenz hervorgehen starben bei den Übergriffen 81 Menschen, 450 Dörfer waren betroffen, 4.677 Wohnungen wurden verwüstet, 236 Kirchen und 36 Klöster beschädigt, kirchliche Institute und Unterrichtsräume demoliert. Gegenwärtig leben immer noch 7.000 Binnenflüchtlinge in Aufnahmelagern der Regierung, während 40.000 Menschen, vielleicht für immer, aus dem Distrikt Kandhamal auswanderten.
Die Rückkehr zur Normalität nach dieser zerstörerischen Welle der Gewalt war nicht einfach: der Erzbischof unterstreicht, dass sich das Klima im allgemeinen normalisiert hat, die Menschen sich aber weiterhin vor neuen Übergriffen fürchten und noch nicht nach Hause zurückgekehrt sind.
Unterdessen beklagt der Erzbischof, dass die zivilen Behörden ihre Versprechen nicht eingehalten haben: „Die Behörden sind zwar daran interessiert, dass die Menschen in ihre Wohnungen zurückkehren, ohne jedoch für die angemessenen Sicherheitsbedingungen zu sorgen“, so der Erzbischof. Man habe sich auch nicht für die strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen der Gewalt eingesetzt und auch keine Schadenersatz-Verfahren für die Betroffenen Christen auf den Weg gebracht. Außerdem habe man hochrangige christliche Kirchenvertreter, darunter der Vorsitzende der Indischen Bischofskonferenz, Kardinal Telesphore Toppo, daran gehindert, die Orte der Gewalt zu besuchen, um kein weiteres Aufsehen zur erregen.
Christen – heißt es in dem Bericht – werden weiterhin von hinduistischen Extremisten gedemütigt und werden zum Beispiel gezwungen Mautgebühren für die Benutzung der Straßen zu zahlen, sie sind Einschüchterungen ausgesetzt und werden dazu aufgefordert, die Gottesdienste nicht zu besuchen, womit ganz eindeutig gegen ihre persönliche Freiheit verstoßen wird.
Der Erzbischof erinnert auch an die Solidarität innerhalb der katholischen Kirche in Indien, der Caritas und anderer kirchlicher Hilfswerke, wie „Catholic Relief Service“ und „Misereor“, einzelner Diözesen, wie zum Beispiel Mumbai, und vieler Wohltäter in aller Welt: ohne ihren Beitrag könnte man betroffenen Christen vor Ort nicht helfen.
Erzbischof Cheenath erinnert auch an die Notwendigkeit der Wiederaufnahme des Unterrichts für Kinder und Jugendliche (die andernfalls ein Schuljahr verlieren würden); den notwendigen Rechtsbeistand für Betroffene; die notwendige medizinische und psychologische Beetreuung vor allem für Kinder.
Abschließend begrüßt der Erzbischof den Geist des Glaubens, mit dem die Bevölkerung die Verfolgung ertragen hat und betont: „Unser Glaube hat die Feuerprüfung bestanden“. (PA) (Fidesdienst, 06/03/2009 – 41 Zeilen, 430 Worte)


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