ASIEN/INDIEN - Bildung ist ein grundlegendes Recht aller Menschen: Katholische Experten analysieren einen Gesetzesentwurf der indischen Regierung zur Neuordnung der des Schulwesens

Dienstag, 22 Juni 2004

New Delhi (Fidesdienst) - Bildung ist für das persönliche Wachstum junger Menschen und für den Fortschritt der Gesellschaft von grundlegender Bedeutung: deshalb sollte der Bildungsstandard der indischen Bürger verbessert und der Beitrag privater Einrichtungen, wie zum Beispiel der katholischen Schulen, in diesem Bereich gefördert werden. Zu diesem Ergebnis gelangten die Teilnehmer eines von der bischöflichen Kommission für Erziehung und Kultur unter Leitung von Bischof Charles Soreng veranstalteten Seminars zum Thema Bildung.
Über 35 Teilnehmer, darunter Experten des Sektors, Lehrkräfte und Rektoren befassten sich im Rahmen der Veranstaltung mit der so genannten „Free Compulsory Bill“, einem Gesetzesentwurf, der Grundlage einer Neuordnung des Bildungswesens sein soll und unter anderem die Einführung der Schulpflicht für Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren vorsieht.
In seiner Eröffnungsansprache hatte Bischof Charles Soreng darauf hingewiesen, dass die Bildung ein grundlegendes Instrument für den Aufbau eines „Reiches der Gerechtigkeit und des Friedens“ sei, während Bischof Vincent Concessao von Delhi, den vorliegenden Gesetzesentwurf als Gelegenheit für die Kirche „zum Dialog mit der Regierung auf der Suche nach Wegen der Zusammenarbeit, positiven Elementen, Empfehlungen und Bemerkungen“ sei.
Der Jesuitenpater Tom Kunnakal sprach über die Rolle und den Beitrag der christlichen Missionare im Bildungswesen vor allem unter benachteiligten und armen Bevölkerungsteilen. Nach Ansicht des Jesuitenpaters sollte der Gesetzesentwurf von der Kirche nicht als Bedrohung sondern als Möglichkeit zur Erweiterung des Beitrags zum indischen Schulwesen betrachtet werden.
Die indischen Bischöfe wurden gebeten, ihre Meinung zur „Free and Compulsory Bill“ zu äußern. Die gesammelten Kommentare will die Kirche in einem offiziellen Dokument zusammenfassen und der Regierung unterbreiten. Die katholische Kirche beklagt im Zusammenhang mit dem neuen Gesetzesentwurf vor allem die Tatsache, dass kein allgemeines Schulsystem vorgesehen ist, in dessen Rahmen Schüler aus allen Kasten, Klassen und Religionen in denselben Schulen unterrichtet werden. Wie aus Untersuchungen des Kinderhilfswerks UNICEF hervorgeht, leben in Indien mindestens die Hälfte der insgesamt rund 130 Millionen Kinder in aller Welt, die nicht einmal einen Tag lang eine Schule besucht haben. Das Problem des Schulbesuchs ist eng mit dem Problem der Kinderarbeit und verschiedenen Formen der Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen verbunden.
Eine durchschnittliche Analphabetenrate von 35%, die unter den ärmsten Bevölkerungsgruppen auch 55% erreicht, verdeutlicht das problematische Bildungsniveau der Bevölkerung in Indien mit seinen über einer Million Einwohner. Auf der anderen Seite hat der intellektuelle, wissenschaftliche und technologische Fortschritt in einigen indischen Verwaltungsbezirken, wie zum Beispiel in Bangalore in Karnataka das Land aber auch zu einem Bezugspunkt der internationalen Softwareherstellung gemacht. Rund 160 internationale Firmen haben hier eine Niederlassung. Die Kluft zwischen armen Massen und einer reichen Elite hat sich demzufolge auch im Bereich der Wissenschaft fortgesetzt, wo es einer Elite gelungen ist, mit den notwendigen finanziellen Mitteln wissenschaftliche und technologische Kompetenz auf höchstem Weltniveau zu erwerben, während Millionen indischer Bürger nicht einmal Zugang zu einer schulischen Grundbildung haben. (PA) (Fidesdienst, 22/6/2004 - 45 Zeilen, 482 Worte)


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