AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPULBIK KONGO - „Es müssen einige Monate vergehen, damit wir den Erfolg der Militäroperationen beurteilen können“, so ein Missionar nach dem Rückzug der ruandischen Truppen aus dem Kivu

Donnerstag, 26 Februar 2009

Kinshasa (Fidesdienst) – „Bestimmte Äußerungen scheinen mir zu optimistisch und ich haben den Eindruck, dass sie vor allem die gemeinsame Militäroperation rechtfertigen sollen; doch man muss sie mit der Realität konfrontieren: es scheint nicht so, als ob die Operation endgültige Resultate gebracht hätte“, so der italienische Xaverianer Missionar P. Loris Cattani, der lange Jahre in der Demokratischen Republik Kongo tätig war, im Gespräch mit dem Fidesdienst in einem Kommentar zum Rückzug der ruandischen Einheiten aus der Region Nordkivu (im Ostteil des Kongo), die dort gemeinsam mit kongolesischen Soldaten die FDLR-Rebellen bekämpft hatten. Die gemeinsame Militäroperation hatte am 20. Januar begonnen: 6.000 ruandische Soldaten wurden mit Zustimmung der kongolesischen Regierung im Nordkivu stationiert.
„Nach Angaben der kongolesischen Behörden wurden 90 Mitglieder der FDLR getötet, während 200 weitere sich ergaben und nach Ruanda zurückgeführt worden sein sollen. Was die Zivilbevölkerung anbelangt, so teilt die MONUC mit, dass rund 2.000-3.000 Zivilisten nach Ruanda zurückgekehrt sind. Man nimmt an, dass die FDLR rund 6.000 Soldaten hat und deshalb entstehen Zweifel am eigentlichen Erfolg der Militäroperation“, so P. Cattani. „Die FDLR wollten sich den Gefechten nicht stellen und flohen vor den kongolesisch-ruandischen Truppen in die Wälder. Man hat zwar ihre Basislager zerstört, doch die sind schnell wieder aufgebaut. Die FDLR finanziert sich aus dem Handel mit den Bodenschätzen des Kivu und in der Vergangenheit wurde sie auch von der kongolesischen Armee mit Waffen beliefert um andere Rebellenbewegungen unter Leitung des ehemaligen Armeegenerals Nkunda zu bekämpfen“, so der Missionar weiter.
„Insgesamt sollt man zwei Betrachtungen anstellen“, so der Missionar weiter. „An erster Stelle den raschen Wandel in den Beziehungen zwischen Ruanda und dem Kongo, die bis Anfang Januar den jeweils anderen für die Instabilität in der Region verantwortlich machten: Kigali warf Kinshasa vor, man rüste die FDLR mit Waffen aus; Kongo beschuldigte Ruanda es sei mit Nkunda verbündet. Plötzlich kam es zu einer Wende: Ruanda verhaftet Nkunda fast zeitgleich mit dem Beginn der gemeinsamen Militäroperationen im Nordkivu gegen die FDLR. Einen Monat zuvor hatten ugandischen Truppen eine Offensive gegen die LRA gestartet. Beide Militäroperationen wurden von dem neuen Kommando des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums AFRICOM unterstützt und vorbereitet. Es ist klar, dass die USA und die Europäische Union massiven Druck auf Kigali und Kinshasa ausgeübt haben und deren Annäherung wünschten. Vor diesem Hintergrund frage ich mich, wie echt diese Wende ist und wie lange sie anhalten wird. Außerdem wurde die gemeinsame Militäroperation im Kongo nur von einigen wenigen vorbereitet: das Parlament wurde nicht einmal gefragt und auch der Oberbefehlshaber der Armee wurde nicht zu Rate gezogen. Die Militäroffensive wurde paradoxerweise vom Chef der kongolesischen Polizei, John Numbi vorbereitet, ohne den Oberbefehlshaber der Streitkräfte miteinzubeziehen. Numbi war auch maßgeblich an der Entscheidung vom Januar 2007 beteiligt, im Norden die Soldaten der RCD Goma (eine weiter mit Ruanda verbündete Rebellengruppe) zu lassen, die in die Reihen der vereinten kongolesischen Streitkräfte integriert wurden. Aus diesen Soldaten entstand dann ein Jahr später die Rebellenbewegung unter Nkunda.“
Trotzdem hofft P. Loris auf Frieden: „Ich bin der erste, der bereit ist, an eine tatsächliche Annäherung zwischen Ruanda und Kongo zu glauben: ich hoffe aufrichtig, dass es eine Rückkehr zum Frieden geben wird. Man spricht nun sogar schon von einer geplanten Integration der Volkswirtschaften zwischen Ruanda, Burundi und dem Kivu. Eine solche gab es bereits vor der Krise in den 90er Jahren. Es gab die Wirtschaftsgemeinschaft der Region der Großen Seen. Man sollte dahin zurückkehren, ohne dass strategische und wirtschaftliche Interessen ausländischer Mächte diesen Prozess beeinflussen, denn er sollte vor allem im Dienst der einheimischen Bevölkerung stehen. (LM) (Fidesdienst, 26/02/2009 – 52 Zeilen, 609 Worte)


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