EUROPA - „Es ist für unseren Kontinent an der Zeit, das Evangelium neu zu entdecken”. Verlautbarung der GEneralsektretäre des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) zum Abschluss ihres Treffens

Mittwoch, 16 Juni 2004

Belgrad (Fidesdienst) - Während Bürger in 25 EU-Ländern über die neue Zusammensetzung des europäischen Parlaments abstimmten, trafen sich die Generalsekretäre der europäischen Bischofskonferenzen in Belgrad. Zentrales Thema des Treffens war die Rolle des Christentums und der Kirchen im heutigen Europa.
In der Pressemitteilung zu diesel Treffen, die dem Fidesdienst vorliegt, betonten die Bischöfem, dass Vieles darauf hin weist, “dass es für Europa an der Zeit ist, das Evangelium neu zu entdecken: die Diskussion um die christlichen Wurzeln Europas, die aus dem Terrorismus resultierende Angst und Desorientierung, das Gefühl fehlender Grundwerte, die Suche nach Inhalten und Spiritualität, die Verbreitung von zweifelhaften, irrationalen, sektiererischen, alternativen religiösen Anschauungen… “
“Die Grenzverschiebung im wirtschaftlichen und politischen Europa Richtung Osten stellt eine neue große Herausforderung dar. Durch den Austausch von Tradition und Geschichte, kann das Modell „Ost-/Westeuropa“ endgültig überwunden werden. Es ist wichtig, sich mit der modernen Kultur und den Phänomenen Säkularisierung und Säkularismus auseinanderzusetzen. Der Westen blickt diesbezüglich auf langjährige - teilweise jedoch auch misslungene - Erfahrungen zurück. Für den Osten stellen sich diese Fragen neu. Ein Sekretär aus dem Westen warf die Frage auf, ob die Kirche in gewissen Ländern nicht teilweise säkularisiert sei. Für die Sekretäre aus Osteuropa stellen sich folgende grundlegenden Fragen: Während des Kommunismus wurden Christen ausgegrenzt und gedemütigt - wird dies auch in der Europäischen Union der Fall sein? Wird der Glauben auch im neuen Europa lediglich auf eine Privatangelegenheit reduziert? Die Gründerväter der europäischen Idee waren Christen - was wird nun daraus? Ein Austausch von Gaben ist möglich: Der Westen kann seine eigene Erfahrung weitergeben, wie man als Christen in einer säkularisierten Gesellschaft leben kann, der Osten kann dem Westen dabei helfen, verlorene Werte wieder zu finden.”, schreiben die Teilnehmer des Treffens.
Ebenfalls diskutiert wurden die Beziehungen zwischen der Kirche und den europäischen Institutionen und insbesondere die Verfassung sowie ethische Fragen. Eine lebhafte Diskussion löste das Thema „Beziehung zwischen Christentum, Laientum und Religionen“ aus. Es gibt den Laizismus, der die Rolle der Religion verneint; es gibt aber auch ein authentisches Laientum, das eine Möglichkeit der Beziehung zwischen Staat und Kirche darstellt. Es wurde die Erfahrung von Frankreich beschrieben, wo die klare Trennung zwischen Staat und Kirche nicht Gleichgültigkeit zwischen den beiden bedeutet. Das Kopftuchverbot zeigt allerdings auch die Grenzen und Schwäche eines solchen laizistischen Modells. Auch wurde die Frage aufgeworfen, weshalb Regierungen und Medien in Ländern mit einer mehrheitlich katholischen Bevölkerung besonders viele Vorurteile gegenüber der Kirche zu haben scheinen. In einer laizistischen Gesellschaft ist von der Kirche eine besondere Fähigkeit gefordert, bestehende Frage aufzugreifen und eine Sprache zu finden, die Antworten gibt und vor allem das Evangelium, das „gute Nachricht“ für jeden ist, bezeugt und verkündigt.
Das Treffen von Belgrad war auch eine bedeutende ökumenische Erfahrung. Am Samstag, 12. Juni, wurden die Sekretäre vom Patriarchen Pavle von der serbisch-orthodoxen Kirche empfangen und am Sonntag, 13. Juni, waren die Teilnehmer auf Einladung von Bischof Irenej von Novi Sad zu Gast im orthodoxen Kloster Kovilj. Die Sekretäre haben auch die Situation der Ökumene im gesamten Europa diskutiert: “Es ist wichtig, einen Prozess in die Wege zu leiten, der auf dem ökumenischen Weg neuen Schub verleiht”, so die Generalsekretäre der Bischofskonferenzen.
Die Sekretäre haben die anstehenden Projekte von CCEE besprochen, um die Zusammenarbeit der Bischofskonferenzen zu verstärken. Im November 2004 wird ein Symposium von afrikanischen und europäischen Bischöfen stattfinden, um die gemeinsame pastorale Verantwortung bei den großen Herausforderungen Evangelisierung, Armut und Frieden zu fördern. CCEE beabsichtigt, seine Dienste verstärkt in den Bereichen Kultur, Universitäten und Schulen anzubieten. Ein neues Projekt ist die Bildung einer Kommission für die Evangelisierung und den Dialog, die die Beziehungen zum Judentum, Islam, Buddhismus, zu alternativen Religionen und zu den Kulturen studiert und koordiniert. Zum Thema Familie wurden zahlreiche Initiativen der Bischofskonferenzen präsentiert. (SL) (Fidesdienst, 16/6/2004 - Zeilen, Worte)


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