EUROPA/ITALIEN - Bei einer Konferenz zum 20. Jahrestag des Dokuments „Die Kirche in Italien und Italiens Süden“ fordert Kardinal Bagnasco die Kirche in Süditalien auf, aktiv zur Gestaltung der eigenen Zukunft beizutragen

Freitag, 13 Februar 2009

Neapel (Fidesdienst) – „Es ist notwendig, dass jeder sich bewusst wird, was dieser Teil des Landes ist und was er für das eigen Wohl und das Wohl aller tun kann. Es geht nicht darum ein anderes Italien zu schaffen, sondern ein einziges Land mit seinen verschiedenen Reichtümern“, so der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Genua, Kardinal Angelo Bagnasco, in seiner Predigt im Dom von Neapel, zur Lage in Süditalien mit Blick auf den zweiten Tag der Konferenz „Kirche im Süden, Kirche des Südens“. Dabei forderte Kardinal Bagnasco die Kirche des Südens und die Menschen dort auf, aktiv zur Gestaltung der eigenen Zukunft beizutragen, „mit jenem Quantum Stolz, das nicht Überlegenheit und Selbstfälligkeit bedeutet, sondern Selbstbewusstsein und Verantwortungsgefühl“. Vor zwanzig Jahren veröffentlichten die italienischen Bischöfe ein Dokument mit dem Titel „Die Kirche in Italien und Italiens Süden“ (Chiesa italiana e Mezzogiorno), auf das sich die Konferenz, die unter dem Motto „Kirche im Süden, Kirche des Südens) am 12. und 13. Februar in Neapel stattfand, bezog und dabei unterstrich, dass dieses Dokument, wie Professor Piero Barruci, Garant für Wettbewerb und freien Markt, sehr weitsichtig war. Der Untertitel der Konferenz „Als verantwortungsbewusste Gläubige in die Zukunft blicken“ sollte ein weiterer Aufruf zur Hoffnung und zu dem sein, was der Erzbischof von Neapel, Kardinal Crescenzio Sepe „als „Übung der Nächstenliebe als Erfordernis der ganzen Kirche“ bezeichnet. Den auch das 1989 erschienene Dokument betonte bereits: „Das Land wird nur gemeinsam wachsen“. „Das Dokument aus dem Jahr 1989“, so Kardinal Sepe, „enthielt Richtlinien für die Tätigkeit der Kirche und der Christen in Süditalien: gegenseitige Solidarität, Fähigkeit zum prophetischen Zeugnis, Freiheit von jeder Art von Machteinfluss, Neuevangelisierung, Hinführung zum politischen Engagement Dienst und Befreiung. Eine umfassende Analyse einer Realität, die angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise an Problematik nicht verloren hat“. Doch man dürfe sich nicht darauf beschränken, das „soziale Drama“ zu beklagen.
„Wir müssen für Hoffnung sorgen“, so der Kardinal weiter, „Wir müssen verständlich machen, dass jeder eigene Talente hat und das wir durch den Austausch gemeinsam vorankommen.“ Professor Barrocci betonte in seinem Vortrag, dass es in den vergangenen zwanzig Jahren im Land eine wahre Revolution gegeben habe. Eine Epoche sei zu Ende gegangen und man müsse sich fragen, ob des heute noch angemessen sei, von einem Problem des Südens zu sprechen.
Der Leiter des Büros für die Pastoral der Kultur der Erzdiözese Palermo, Giuseppe Savagnone, betonte hingegen, dass man realistisch sein müsse und dass das Dokument aus dem Jahr 1989 in einigen Punkten zu optimistisch gewesen sei. In Wirklichkeit müsse man die Dinge heute auf zwei Ebenen betrachten: zum einen gebe es die Debatte zum anderen gebe es die konkreten Werke, zum einen gebe es Konferenzen und zum anderen die Seelsorge. Leider seien diese Bereiche strikt voneinander getrennt. Dies gehe auch aus einer Analyse der Bischöfe der Regionen Kalabrien, Apulien, Basilikata und Kampanien zu den Jahren von 1989 bis heute hervor.
Professor Alessandro Pajno erinnerte in seinem Beitrag daran, dass das Bewusstsein von der Zugehörigkeit an Qualität gewinnen müsse, das religiöse Bewusstsein müsse zu einem bürgerlichen Bewusstsein werden. „Was auch nach zwanzig Jahren noch fehlt, ist die Verbindung zwischen religiösen und geschichtlichen Entscheidungen. Christen in Süditalien leben ihren Glauben im Privaten, während es eines bewussten Christseins bedarf, eines Sinns der Zugehörigkeit zur Kirche, der den katholische Laien auch zu aktivem Engagement in der Gesellschaft inspiriert.“
Professor Carlo Greco von der Theologischen Fakultät Süditalien sprach über einen neuen Kontext, in dem die Kirche missionarisch, kreativ und aktiv sein müsse. Dies habe man bereits bei der Konferenz der Bischöfe in Palermo im Jahr 1995 hervorgehoben, woraus ein Kulturprogramm der Kirche entwickelt worden sei. (CS) (Fidesdienst, 13/02/2009 – 49 Zeilen, 652 Worte)


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