ASIEN/IRAK - „Der Irak weiß erst jetzt, was Demokratie bedeutet. Der ideologische Pazifismus führt zu dem, was die Fundamentalisten wollen“, so ein irakischer Priester zur UN-Resolution für den Irak

Mittwoch, 9 Juni 2004

Bagdad (Fidesdienst) „Die neue UN-Resolution und die Befreiung der italienischen Geiseln sind für mich Anlass zur Freude“, so der in Mossul tätige syrisch-katholische Pfarrer Nizar Semaan. „Dies zeigt, dass die gemäßigte Linie die richtige ist“, so Pfarrer Semaan. „Ich habe großen Respekt vor Pazifisten und denjenigen, die den Rückzug der Truppen der Koalition aus dem Irak fordern. Doch diese Menschen kennen die Realität im Irak nicht. Ein Rückzug der Truppen würde im Land zu Chaos führen. Darunter würden vor allem die Schwächsten leiden: nämlich Frauen und Kinder. Damit ist der ideologische Pazifismus genau das, was die Fundamentalisten wollen“.
„Wie alle Iraker wünsche ich mir einen unabhängigen und souveränen Irak“, so Pfarrer Semaan. „In diesem Moment brauchen wir die Unterstützung der Koalition. Der Irak ist noch nicht sicher, so lange die irakische Polizei sich in der Aufbauphase befindet. Es kommt zum Beispiel immer wieder zu Entführungen zu erpresserischen Zwecken. Die Zivilbevölkerung arbeitet in zunehmendem Maß mit den Behörden zusammen und liefert dabei auch Informationen über Kriminelle und Terroristen. Dies ist eine wichtige Entwicklung, weil es bedeutet, dass die provisorische Regierung auf das Vertrauen der Menschen zählen kann“.
„Den Pazifisten möchte ich raten: Informiert euch über die Lage im Irak. Versteht Ihr nicht, dass man eine Demokratie nicht in zwei Tagen aufbauen kann? Habt Ihr vielleicht geglaubt, dass es sofort nach dem Sturz Saddams freie Wahlen geben könnte?“, so der irakische Pfarrer. „Der Irak weiß erst heute, was Demokratie bedeutet. Die politischen Parteien organisieren sich langsam. Es gibt eine freie Presse und dies wäre bis vor etwa einem Jahr noch undenkbar gewesen. Die Menschen können heute noch nicht glauben, dass sie sich wieder frei äußern können. Es handelt sich um eine neue historische Phase, die es in der Geschichte des Irak vorher nie gegeben hat. Doch die neuen Institutionen sind noch schwach, deshalb brauchen wir die Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft.“
„Die neue UN-Resolution ist deshalb ein grundlegender Schritt, den sie Zeigt den Weg zur Rückkehr der irakischen Souveränität in Begleitung der internationalen Staatengemeinschaft und der Koalition auf, die damit auch von den Vereinten Nationen legitimiert wurden“, so Pfarrer Semaan. „Dies bedeutet nicht, dass die Gewalt im Irak sofort enden wird. Leider wird es noch einige Zeit dauern, bis der Terrorismus gestoppt werden kann. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die meisten Iraker den Frieden wünschen und es wird ihnen zu verdanken sein, wenn der der Fundamentalismus besiegt werden kann. Aus diesem Grund sollten wir allen den gemäßigten Islam unterstützen, der sich um Frieden bemüht. (LM) (Fidesdienst, 9/6/2004 - 37 Zeilen, 440 Worte)


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