AFRIKA/MADAGASKAR - Die Bilanz der Opfer bei den jüngsten Unruhen steigt (mindestens 40 Tote), während weiter diplomatische Anstrengungen unternommen werden

Mittwoch, 28 Januar 2009

Antananarivo (Fidesdienst) – Die internationale Staatengemeinschaft bemüht sich weiterhin um die Beilegung der politischen Krise in Madagaskar (vgl. Fidesdienst vom 27. Januar 2009) wie Beobachter aus der Ortskirche in Antananarivo dem Fidesdienst berichten, versuchen die in der Hauptstadt von Madagaskar akkreditierten Botschafter eine Begegnung zwischen Staatspräsident Marc Ravalomanana und seinem größten Widersacher, dem Bürgermeister der Stadt, Andry Rajoelina, herbeizuführen. Die Afrikanische Union erklärte sich „besorgt“ angesichts der aktuellen Situation auf der Insel.
„Bisher ist es noch nicht gelungen, eine Begegnung herbeizuführen“, so der Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Der Staatspräsident schuf die Voraussetzungen für eventuelle Gespräche, indem er die Sendetätigkeit von Radio „Vita“, dessen Eigentümer der Bürgermeister ist, wieder genehmigte“. Ravalomanana bat den Bürgermeister um den Dialog und um „nationale Einheit“ und wandte sich an die internationale Staatengemeinschaft und die Kirche mit der Bittet „das Möglichste zu tun, damit es zu einer Annäherung der Parteien kommt“.
Rajoelina forderte unterdessen seine Anhänger zur Teilnahme an einer öffentlichen Kundgebung in der Hauptstadt auf.
Unterdessen steigt die Zahl der Menschen, die bei den Unruhen ums Leben kamen. Mindestens 37 tote wurden in einem Geschäft in Antananarivo gefunden, das nach der Plünderung während der Unruhen in Brand gesteckt worden war. Damit steigt die Zahl der Todesopfer auf nunmehr insgesamt 40 an.
„Die Situation bleibt weiter angespannt, auch weil weiterhin von Plünderungen und Protesten auch in andern Städten Madagaskars berichtet wird. Die Demonstranten haben es vor allem die Besitztümer des Präsidenten abgesehen, insbesondere die Supermarktkette, deren Filialen es in fast allen Städten des Landes gibt. Zu den politischen Protesten kommen kriminelle Handlungen hinzu. Man nutzt das Chaos für Plünderungen und Verwüstung“, so der Beobachter weiter. „Wahrscheinlich wird auch versucht, die Spannung durch die Verbreitung von falschen Nachrichten weiter zu schüren, wie zum Beispiel eine Nachricht vom Tod des in Frankreich im Exil lebenden ehemaligen Präsidenten Didier Ratsiraka“.
Ein Interview mit dem ehemaligen Präsidenten (der sich nach heftigen Auseinandersetzungen mit Ravalomanana 2002 gezwungen sah, ins Exil zu fliehen), das Ende Dezember vom Fernsehsender „TV Vita“ (der sich wie Radio Vita im Besitz des Bürgermeisters der Hauptstadt befindet) ausgestrahlt wurde, war einer der Hauptauslöser der gegenwärtigen Krise. Nach der Ausstrahlung des Interviews hatten die Behörden die Schließung des Senders angeordnet. Rajoelina forderte danach seine Anhänger zu Streiks und Protestkundgebungen auf.
Doch es gibt auch andere Gründe für die Spannungen. Rajoelina weigert sich einem südkoreanischen multinationalen Unternehmen eine Konzession für die Nutzung von großen Ackerflächen zu erteilen. Verschiedene ausländische Firmen sind an der Ausbeutung der Ressourcen des Landes interessiert; darunter Nickel, Bauxit, Kobalt, und zukünftig auch Gold, Kohle und Uran.
Diese Interessen bleiben jedoch zunächst im Hintergrund, während sich gegenwärtig um Rajoelina auch andere Vertreter der Opposition, darunter anscheinend auch der ehemalige Präsident Ratsiraka, gruppieren. (LM) (Fidesdienst, 28/01/2009 – 46 Zeilen, 471 Worte)


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