AFRIKA/DEMOKTRATISCHE REPUBLIK KONGO - General Nkunda in Ruanda festgenommen: er gehört zu den Hauptverantwortlichen des Krieges in der Region Nordkivu. „Wir sind besorgt im Hinblick auf die mangelnde Transparenz bei den Militäroperationen“

Freitag, 23 Januar 2009

Kinshasa (Fidesdienst) – Der kongolesische Rebellengeneral Laurent Nkunda wurde am Abend des 22. Januar in Ruanda bei einer gemeinsamen Operation der ruandischen und kongolesischen Streitkräfte festgenommen. Nkunda ist beim Internationalen Strafgericht der Kriegsverbrechen angeklagt und war Anführer der Rebellenbewegung CNDP, die in der Region Nordkivu im Ostteil der Demokratischen Republik Kongo an der Grenze zu Ruanda ihr Unwesen trieb.
Die Festnahme von Nkunda ist Teil der Vereinbarungen über die Zusammenarbeit zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo zur Beendigung der Instabilität in der Region Nordkivu. Auf der Grundlage des Abkommens wurden tausende ruandische Soldaten in die Region Nordkivu geschickt, um dort an den Operationen gegen die ehemaligen ruandischen Hutu-Milizionäre teilzunehmen, die 1994 in der Demokratischen Republik Kongo Zuflucht suchten (vgl. Fidesdienst vom 21. Januar 2009).
„Die Festnahme von Nkunda und die ruandischen Operationen im Kongo verblüffen uns“, so der italienische Xaverianer Missionar und Kenner des Ostkongo, P. Silvio Turazzi im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Den Missionaren, die unter den Einheimischen tätig sind bereitet es Sorge, dass Ruanda und Kongo ohne internationale Zustimmung vorgehen, Die Mission der Vereinten Nationen im Kongo (MONUC) teilte in der Tat mit, dass sie das Vorgehen der beiden Armeen gegen die Hutu-Milizen weder unterstützen noch überwachen werden. Verschiedenen Nichtregierungsorganisationen haben unterdessen ihre Tätigkeit eingestellt. Es gibt also keine unabhängigen Beobachter, die das Geschehen in der Region Kivu verfolgen. Es tut uns sehr leid, dass der militärische Weg und nicht der Dialog gewählt wurde um das Problem der FDLR (ruandische Rebellen) zu lösen. Den Männern der FDLR wirft man vor, sie seien am Genozid in Ruanda im Jahr 1994 beteiligt gewesen. Doch wir wissen, dass 60% der Mitglieder nicht älter sind als 24 Jahre. Sei waren 1994 Kinder: wie kann man sie für ein so schreckliches Verbrechen verantwortlich machen?“.
„Das Problem des Kivu muss durch den Dialog gelöst werden, indem man transparent und unter Beteiligung der Vereinten Nationen vorgeht, die 1994 die Regierung des damaligen Zaire bat, die Hutus aufzunehmen. Unter ihnen befinden sich bestimmt Verantwortliche des Genozids, doch vor allem handelt es sich um Frauen und Kinder“, so der Missionar.
Nkunda rechtfertigte sein bewaffnetes Vorgehen damit, dass er die kongolesischen Tutsis gegen die Bedrohung durch die FDLR schützen wolle. In Wirklichkeit hatte seine Rebellenbewegung eine Offensive zur Eroberung des Nordkivu gestartet und es war ihm gelungen, dessen Hauptstadt Goma zu belagern. Doch in den Reihen der CNDP kam es zu einer Spaltung: an die Stelle Nkundas trat die Nummer Zwei der Rebellenbewegung, Bosco Ntaganda. Dieser hatte am 16. Januar das Ende des Krieges erklärt und sich den kongolesischen und ruandischen Regierungssoldaten angeschlossen. „Auch Bosco Ntaganda wird vom Internationalen Strafgericht wegen Kriegsverbrechen verfolgt. Er und Nkunda werden für ein größeres Spiel benutzt, und wenn man sie nicht mehr braucht wird man sich ihrer entledigen“, so der Missionar. (LM) (Fidesdienst, 23/01/2009 – 43 Zeilen, 490 Worte)


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