AFRIKA/SÜDAFRIKA - „Der biologische Kolonialismus steht vor der Tür: Eizellen afrikanischer Frauen könnten schon bald für die Stammzellenforschung in Industrieländern benutzt werden“, warnt der Erzbischof von Johannesburg

Freitag, 23 Januar 2009

Johannesburg (Fidesdienst) - „Die globale Ethik ist eine Herausforderung, der sich die Kirchen stellen müssen“, so Erzbischof Joseph Tlhagale von Johannesburg in seiner Eröffnungsansprache zur Vollversammlung der Southern African Bishops’ Conference (SACBC), die am 22. Januar begann. Die Eröffnungsansprache von Erzbischof Tlhagale liegt dem Fidesdienst vor.
„In der Zeit der Postmoderne vertritt man die Ansicht, dass die Realität ein soziales Konstrukt ist, das man sich die Wahrheit selbst konstruiert. Es gibt keine objektive Wahrheit. Es wird auch behauptet, dass die Realität ein Text ist, den man auslegen kann und meine Version ist genauso richtig wir die meines Nachbarn“, so Bischof Tlhagale zu Beginn seiner Ansprache.
Die Folge einer solchen Philosophie sei, dass „Gott von seinem Sockel gestürzt wurde. ES sind die Menschen, die die Welt regieren. Transzendenz ist zu einer Täuschung geworden. Der Einzelne ist der Schöpfer und der Herr seines eigenen Schicksals. Der Einzelne ist das Maß aller Dinge. Das Naturrecht wir im Wesentlichen als antiker Glaube und Mythologie betrachtet“.
„Die postmoderne globale Ethik hat ein neues Vokabular und neue Konzepte hervorgebracht. Das ‚Recht auf frei Wahl’ wird als grundlegende Norm verkauft. Man kann sich frei für Bisexualität, Homosexualität oder Heterosexualität. Jugendliche können sich unabhängig von der Meinung der Eltern für eine Abtreibung entscheiden. Auch sie sind gleichberechtigt“, so der Erzbischof weiter.
Weitere schwerwiegende moralische Folgen dieser Lebensauffassung betreffen Euthanasie und Abtreibungen. „Euthanasie, so die Befürworter dieser Praxis, sei Ausdruck der freien Entscheidung und in diesem Zusammenhang wird auch die Würde des Menschen zitiert. Reproduktive Gesundheit bedeutet, dass man ein Recht darauf hat, sich nicht mehr fortzupflanzen. Es bedeutet, dass man abtreiben kann. Es bedeutet, dass man freien Zugang zu Verhütungsmitteln hat.“
Diese Vision stoße auch auf internationaler Ebene auf Zustimmung und werde von den Vereinigten Staaten vertreten. „ES war die Konferenz von Peking, die ihm Jahr 1995 das Konzept der komplementären Dimension zwischen Mann und Frau ablehnte“, so Erzbischof Tlhagale weiter, „Ziel war es eine geschlechtslose Gesellschaft zu schaffen, eine Gesellschaft ohne sexuelle Etikette. Die Konferenz von Kairo befasste sich mit der Familie und ihren verschiedenen Formen, damit auch so genannte Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern als solche gelten. Es gibt ein gemeinsames Bemühen für die Abschaffung von Begriffen wie Jungfräulichkeit, Enthaltsamkeit, Ehepartner, Ehemann, Ehefrau, Ehe, usw.“
„Sowohl das Protokoll von Maputo als auch die Konvention über die Abschaffung jeder Form von Diskriminierung gegen Frauen (CEDAW) sind dafür bestimmt, Abtreibungen und In-Vitro-Befruchtung in den meisten afrikanischen Ländern zu legalisieren. Diese Normen werden es auch möglich machen, dass man Eizellen von afrikanischen Frauen für die embryonale Stammzellenforschung in den Industrieländern benutzt. In Großbritannien ist es illegal Eizellen von englischen Frauen für Forschungszwecke zu benutzen. Es steht uns wahrscheinlich ein biologischer Kolonialismus bevor“, so der Erzbischof von Johannesburg besorgt. (LM) (Fidesdienst, 23/01/2009 – 44 Zeilen, 474 Worte)


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