AFRIKA/UGANDA - Norduganda: Als „weltweit schlimmste humanitäre Notlage“ bezeichnet ein Mitarbeiter der italienischen Hilfsorganisation AVSI die Situation im Gespräch mit dem Fidesdienst

Mittwoch, 26 Mai 2004

Rom (Fidesdienst) - „Die Situation in Norduganda ist gegenwärtig die weltweit schlimmste humanitäre Notlage“, betont Giampaolo Silvestri, der die Abteilung Afrika/Nahost der italienischen Hilfsorganisation AVSI (Associazione Volontari per il Servizio Internationale - Verband für internationale Freiwilligenarbeit) im Gespräch mit dem Fidesdienst bei der Rückkehr von einem Besuch in Norduganda, wo seit Jahren die Guerillakämpfer der LRA (Lord’s Resistance Army) ihr Unwesen treiben und vor allem Zivilisten misshandeln. „Ein einziges Zahlenbeispiel reicht aus, um die Situation verständlich zu machen: 95% der Menschen leben im eigenen Land in Flüchtlingslagern“, so Silvestri. „Nur in den Städten leben die Menschen noch in ihren Wohnungen, die Dörfer sind alle vollkommen verlassen. Die Menschen haben ständig Angst vor neuen Angriffen der Guerillakämpfer. Jede Nacht wird mindestens eines der weniger von Soldatenbewachten und weiter von den Städten entfernt liegenden Aufnahmelager überfallen. Frauen und Kinder, die ihn den Flüchtlingslagern in der Nähe der Städte leben, verbringen die Nacht in Krankenhäusern, wo sie relativ sicher sind“, so der AVSI-Mitarbeiter.
„In Gulu, der Hauptstadt der Region kommen täglich rund 7-8000 Kinder zum Übernachten in das Krankenhaus der Stadt. Sie suchen sich dort irgendeinen Platz zum Schlafen, oft auch auf dem Innenhof des Krankenhauses, und kehren morgens um 6 Uhr wieder in ihre Aufnahmelager zurück, die oft auch rund 10 Kilometer entfernt liegen.“, so Silvestri. „Sie haben Glück, denn wer in Aufnahmelagern lebt, die weit von den Städten entfernt sind, muss jede Nacht mit einem Überfall rechnen. Jede Nacht gibt es Tote, Verletzte, Verstümmelte und Kinder werden aus den Camps entführt und als Kindersoldaten in die Truppen eingezogen.“
„Die ugandische Arme sollte die Kinder in den Camps theoretisch beschützen. Doch die wenigen Regierungssoldaten sind schlecht bewaffnet und wenig motiviert“, so Silvestri. Gegenwärtig versucht die ugandische Armee im Rahmen der Operation „Fist 2“ gegen die Basen der Guerillaeinheiten vorzugehen. „Die Menschen haben kein Vertrauen, sie glauben nicht mehr, dass der Guerillakampf innerhalb kurzer Zeit beendet werden kann“, so Silvestri.
„AVSI ist seit Jahrzehnten in der Region tätig und unterstützt dort fünf Krankenhäuser, davon drei kirchliche und zwei staatliche Einrichtungen“, so Silvestri. „Außerdem betreuen wir acht Flüchtlingslager in Kitgum, die wir mit Zelten, Decken, Kleidung und anderen Non-Food-Gütern versorgen. Lebensmittelhilfen stellt das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zur Verfügung. Wir bauen Brunnen und Abwasserkanäle und wenn wir die Möglichkeit dazu haben, verteilen wir auch Saatgut und landwirtschaftliche Geräte. Die Region ist sehr fruchtbar, doch die Guerilla verhindert die Bewirtschaftung der Felder. Nur das Ackerland in der Nähe der Städte kann bewirtschaftet werden.“
„Die Öffentlichkeit sollte über dieses Drama informiert werden. Angesichts der unzähligen Opfer dieser Gewalt dürfen wir nicht länger schweigen“, so Silvestri. (LM) (Fidesdienst, 26/5/2004 - 39 Zeilen, 450 Worte)


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