ASIEN/OSTTIMOR - Mit einer Geste der Begnadigung für an den Massakern nach der Volksbefragung beteiligte proindonesische Milizionäre möchte der osttimoresische Staatspräsident zur Versöhnung beitragen

Dienstag, 25 Mai 2004

Dili (Fidesdienst) - Eine Geste der Gnade soll zur Versöhnung beitragen: in diesem Sinn ließ der Präsident von Osttimor, Xanana Gusmao, die Haftstrafe für drei proindonesische Milizionäre, die vom Sondergericht für Dili im Zusammenhang mit den Massakern von 1999 verurteilt worden waren, zu denen es nach dem Referendum gekommen war, mit dem sich die Bürger Osttimors für die Unabhängigkeit von Indonesien entschieden.
Es handle sich um „eine symbolische Geste der Vergebung“, so der Präsident in seiner Ansprache zum zweiten Jahrestag der Unabhängigkeit der kleinen Republik. Bei einem Massaker in Los Palos, an dem die drei Verurteilten beteiligt waren, wurden auch ein katholischer Priester und zwei Schwestern ermordet. Der unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen tätige „Special Panel for Serious Crimes“ erhob Anklage gegen 380 Personen, von denen sich jedoch die meisten, darunter General Wiranto, der heute für die Präsidentschaft in Indonesien kandidiert, in Indonesien aufhalten, das eine Auslieferung verweigert.
Engagement für die Versöhnung in Osttimor forderte jüngst auch der neue Bischof von Dili, Alberto Ricardo da Silva, der im Gespräch mit dem Fidesdienst erklärte: „Die Kirche hat sich stets dafür eingesetzt, vor allem in Zeiten der Schwierigkeiten und der Krise. Heut müssen wir uns um so mehr darum bemühen, damit die junge timoresische Demokratie auf einer soliden Basis der Harmonie und des Friedens gründet“. Bischof Da Silva wurde am 27. Februar dieses Jahres von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Dili ernannt. Am 2. Mai empfing er im Rahmen eines Festgottesdienstes im Dom von Dili die Bischofsweihe.
„Für die Zukunft Osttimors“, so der neu ernannte Bischof, „habe ich große Hoffnung, trotz der Schwierigkeiten, denen das Land in dieser schwierigen Phase gegenübersteht. Die Menschen sind zuversichtlich und dies gilt insbesondere für die jungen Menschen, die einen Großteil der Bevölkerung ausmachen. Auch die Kirche wächst, was vor allem an den vielen neuen Priester- und Ordensberufen zu erkennen ist. Dies macht uns Mut.“
Tausende Menschen hatte Osttimor infolge der Unruhen verlassen, die im September 1999 nach der Volksbefragung zwischen Unabhängigkeitskämpfern und pro-indonesischen Milizen ausgebrochen waren. Viele von ihnen kehrten seither nach Osttimor zurück, doch es gibt immer noch Bürger des Landes, die aus Angst vor Rache wegen ihrer Sympathie für pro-indonesische Gruppen nicht in ihre Heimat zurückkehren. Dies erschwert das Vorankommen des Friedensprozesses: Die Verantwortliche der Massaker sollen sich von einem Sondergericht zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Demokratische Republik Osttimor wurde offiziell am 20. Mai 2002 nach Ablaufen einer Übergangsverwaltung durch die Vereinten Nationen gegründet. Mit 95% katholischen Gläubigen ist Osttimor das asiatischen Land mit dem größten Anteil an Katholiken unter der Gesamtbevölkerung. Aus diesem Grund spielt die Kirche auch eine wichtige Rolle bei der Bewusstseinsbildung der timoresischen Bürger. Das Land engagiert sich heute im Rahmen des „nationalen Dialogs“ für Gerechtigkeit und Versöhnung. An diesem Dialog nehmen das Parlament, die Gewerkschaften und Vertreter der katholischen Kirche teil. Die Ortskirche betonte dabei stets die Notwendigkeit der „Vergebung auf der Grundalge der Wahrheit und der Gerechtigkeit“ als Voraussetzung für die Stärkung der nationalen Einheit. (PA) (Fidesdienst, 25/5/2004 - 44 Zeilen, 510 Worte)


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