EUROPA/ITALIEN - Zuwanderung und Religionen in Italien im Jahr 2004: Die Zahl der Christen steigt, insbesondere handelt es sich dabei um orthodoxe Christen.

Montag, 24 Mai 2004

Rom (Fidesdienst) - Infolge der neuen Zuwanderungsgesetzgebung in Italien (2002) kamen vor allem Einwanderer aus Osteuropa nach Italien, darunter 400.000 Christen (zwei Drittel Orthodoxe) und 180.000 Muslime. Wie aus einem vom italienischen Caritas-Verband in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Migrantes“ und der Caritaszentrale in Rom veröffentlichten Dossier zur Zuwanderung hervorgeht, wirkt sich Zuwanderung nicht nur auf den Arbeitsmarkt, sondern auch auf das Zusammenleben der Religionen aus. Dabei gibt es zwei Haupttendenzen: die stetige Zunahme der Christen und insbesondere orthodoxer Christen und die Ankunft von Muslimen antiker europäischer Abstammung.
Von 2,5 Millionen Zuwanderern mit regulärer Aufenthaltsgenehmigung sind 1.281.000 Christen und stellen damit erstmals mehr als die Hälfte aller Einwanderer dar, wobei es unter ihnen fünfmal mehr Orthodoxe als Protestanten gibt, und deren Anteil voraussichtlich weiter stark ansteigen wird. Die Zahl der Muslime beträgt insgesamt 824.000 (ein Drittel), während es sich bei einem weiteren Drittel um Anhänger orientalischer Religionen handelt.
Während der vergangenen 14 Jahre ist die Zahl der Mitglieder aller Religionen angestiegen, da sich die Zahl der Zuwanderer fast vervierfacht hat: von insgesamt 657.000 Einwanderern im Jahr 1991 ist deren Zahl auf gegenwärtig 2.548.000 angestiegen. Im Einzelnen ergibt sich folgendes Bild: der Anteil der Christen ist von 44,6% auf 50,3% angestiegen, der Anteil der Muslime ist von 38 % auf 32,4% gesunken. Im selben Zeitraum - und darin liegt die größte Veränderung - ist die Zahl der Orthodoxen um das Elffache angestiegen, von 43.000 auf 515.000. Unter den Muslimen sind weiterhin viele arabischer Abstammung (47%) doch auch die Muslime europäischer Abstammung (26%) werden immer mehr.
„Dies ist eine Aufforderung, sich zunehmend mit der religiöse Dimension und dem geistigen Hintergrund des eigenen Kontinents zu befassen“, so der Vorsitzende der Caritas Italiana, Mgr. Vittorio Nozha, „damit wir besser auf die Aufnahme der frischen Glaubenserfahrung der jungen Kirchen und auf den interreligiösen Dialog vorbereitet sind“. Nach Ansicht des Leiters der Caritaszentrale in Rom, Mgr. Guerino Di Tora, sollten die christlichen Einwanderer nicht nur eine oberflächliche Aufnahme erfahren, „wobei man sowohl Katholiken aus Osteuropa als auch Orthodoxe berücksichtigen sollte.“ Auch Pater Bruno Mioli von der Stiftung „Migrantes“ betont die Notwendigkeit des Dialogs, wobei er jedoch auch darauf hinweist, dass Unterschiede und Schwierigkeiten nicht unterbewertet werden dürfen. „Es überrascht mich, dass das kürzlich vom Vatikan zur Seelsorge unter den Migranten veröffentlichte Dokument als Verschließung gegenüber dem Islam ausgelegt wurde, nur weil auf ernsthafte Probleme hingewiesen wurde, die in Mischehen entstehen können“, fügt er hinzu.
In seiner Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rates für die Pastoral unter Migranten und Menschen unterwegs sprach der Heilige Vater zunächst über das christliche Zeugnis und das missionarische Engagement und wies darauf hin, dass „der Prozess der Globalisierung nicht nur den interkulturellen sondern auch den interreligiösen Dialog erforderlich macht“. „Denn die Menschen des dritten Jahrtausends brauchen dringend wieder geistige Werte, auf denen ein Projekt für eine menschenwürdige Gesellschaft gründen kann“. (SL) (Fidesdienst, 24/5/2004 - 44 Zeilen, 489 Worte)


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