AFRIKA/TSCHAD - „Der Aufstand der tschadischen Soldaten hängt mit dem Konflikt im Osten des Sudan zusammen“. Beobachter aus Kreisen der Ortskirche zum Aufstand der Soldaten in der Landeshauptstadt.

Mittwoch, 19 Mai 2004

N’Djamena (Fidesdienst) - „Die Situation hat sich inzwischen wieder beruhigt. Es gibt keine Schießereien mehr, doch die Ausgehsperre ist immer noch in Kraft“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad, wo es zu einem Aufstand einiger Militäreinheiten gekommen war. In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai hatte es Auseinandersetzungen zwischen aufständischen Rebellen und den Sicherheitskräften des Präsidenten gegeben.
„Der Präsident Iris Déby hat den Ministerrat einberufen und eine Verlautbarung veröffentlicht, in denen die Ereignisse relativiert werden. Nach Aussage des Präsidenten handelt es sich um eine Frage der verspäteten Auszahlung von Gehältern“, so die Beobachter.
„In Wirklichkeit ist die Situation viel komplizierter“, so die Fidesquellen. „Der Militäraufstand ist nur ein Symptom der tief greifenden Spaltung in den Reihen der Regierung hinsichtlich der Frage des Konflikts in Darfur“. In der westsudanesischen Region Darfur an der Grenze zum Tschad kämpfen seit Februar 2003 sudanesische Regierungssoldaten und regierungstreue Milizen gegen die Rebellen der Befreiungsarmee SLA und der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung JEM. Die beiden Rebellenbewegungen fordern größeres Interesse der Regierung für die Region, die sie als „ausgegrenzt“ bezeichnen. Infolge der Gefechte haben Hunderttausende Sudanesen im benachbarten Tschad Zuflucht gesucht. Regierungstreue Milizen waren auch in tschadisches Staatsgebiet vorgedrungen und dort in Flüchtlingslager eingefallen. Die Spannungen zwischen dem Sudan und dem Tschad hatten deshalb in den vergangenen Wochen zugenommen.
Die meisten sudanesischen Rebellen in Darfur gehören dem Volksstamm des tschadischen Präsidenten (Zaghawa-Volk) an. Die Mitglieder dieses Volkes leben vorwiegend an der Grenze zum Tschad. „einige Mitglieder der Partei des Präsidenten Déby werfen dem tschadischen Staatsoberhaupt vor, er habe sein Volk nicht genügend geschützt“, so der Beobachter. Der Präsident hatte bisher ohne Erfolg versucht zwischen der sudanesischen Regierung und den Rebellen in Darfur zu vermitteln. „An der Grenze zum Sudan gibt es tschadische Milizen, die die Rebellen in Darfur unterstützten“, so der Beobachter. „In den Reihen der tschadischen Regierung ist man sich uneinig, was die Unterstützung anbelangt, die dieser Milizen den Rebellen im Sudan zukommen lassen“. (LM) (Fidesdienst, 19/5/2004 - 35 Zeilen, 353 Worte)


Teilen: