VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE von Don Nicola Bux und Don Salvatore Vitiello - Heiliges, Profanes und Konzerte in Kirchen

Donnerstag, 8 Januar 2009

Vatikanstadt (Fidesdienst) Am Weihnachtsfest (aber nicht nur) hat sich die Verbreitung des Phänomens gezeigt, die Kirchen als Konzerträume nicht nur für Kirchenmusik, sondern auch für profane Musik zu benutzen.
Offensichtlich haben die Bischöfe und der Klerus vergessen, dass dieser oft mit Opfern der Gläubigen errichtete Ort einmal „geweiht“ wurde – ein Wort, dass an den Akt erinnert, mit dem man jemandem, den man liebt, etwas sehr persönliches schenkt. „Weihen“ heißt, dass etwas nicht mehr mir gehört, sondern dem anderen. Wenn ich es mir wieder nehmen würde, würde das einen Verrat darstellen.
Also ist das Ausführen von nicht sakralen Akten, die man normalerweise anderorts ausführt, eine Profanierung, ein aus dem „fanum“ – dem Tempel –herausgehen. Das ist schwerwiegend, denn wir nehmen Gott das weg, was Ihm gehört; das, was wir selbst Ihm versprochen haben zu geben. Dass es ein Versprechen ist, bezeugt der Ritus der Kirchweihe. Wozu wäre ein solch feierlicher Ritus nötig, wenn der heilige Ort dann für Profanes genutzt wird?
Aber wie viele wissen den n heute noch, was heilig und sakral bedeutet? Man könnte einen Exkurs in die Geschichte der Religionen unternehmen, vor allem in das Judentum – gerade zur Zeit des Weihnachtsfeste feiern die Juden das Hannuccah, das Fest der Tempelweihe nach der heidnischen Profanierung - aber bleiben wir beim Christentum.
Die Jünger des Herrn, die sich zu den heiligen Geheimnissen versammelten, kreierten einen „heiligen Raum“, der nach kurzer Zeit aufgrund der Beständigkeit der Versammlungen die Konstruktion eines Gebäudes für den Kult implizierte. So ging der Name „Kirche“, der die vom Herrn zusammengerufene Gemeinde bezeichnete, auf bedeutsame Weise auch auf die Bezeichnung des heiligen Ortes über. Von Anfang an hat die christliche Gemeinde entschieden, ihn für den exklusiven Dienst des göttlichen Kultes zu reservieren und sie unterstreicht diese Entscheidung durch eine feierliche Handlung - ein für alle mal - bei der sie vor allem die Gnade Gottes erbittet.
Dieser außerordentliche Ritus mit seinen ehrwürdigen Gesten und Texten bietet den Christen die Gelegenheit, über sich selbst nachzudenken als dem Herrn geweihten mystischen Leib und über die Authentizität des Kultes und die Ernsthaftigkeit der mit Gott eingegangenen Verpflichtung: d.h. des neuen und ewigen Bundes. Die Liturgiewissenschaftler würden sagen, dass „um der Wahrheit des Zeichens willen“ die Kirche nicht zu etwas anderem genutzt werden kann, als für den Kult, wenn Gott nicht schwer beleidigt werden soll, dem die Kirche geweiht worden war. Ist es möglich, dass man trotz der Liturgiereform das Gegenteil tut? Gibt es denn keine anderen Orte, um Konzerte, Theateraufführungen und anderes zu machen? Dann darf man sich auch nicht wundern, dass der Sinn für das Heilige und für die göttliche Gegenwart verloren gegangen ist. Wenn eine Kirche zum Theater wird, bei dem an lacht, applaudiert und schreit, dann ist es schwer, im gleichen Raum die dem Kult eigenen Verhaltensweisen zu fordern: Sammlung, Stille, Anbetung. Nur in den totalitären Regimes wurden die Orte des Kultes in Theater, Turnhallen und Lager verwandelt.
Mancher mag einwenden, dass die Christen für ihren Kult keinen Tempel benötigen. Es stimmt, dass der geistige Kult genügt. Also bauen wir keine Kirchen mehr und versammeln und im Freien, wenn es die Hitze oder die Kälte erlauben. Wenn wir es weiterhin tun müssen, müssen wir kohärent sein. Sind die Christen nicht lebendige Steine im geistigen Gebäude, wie der heilige Petrus sagt (1 Petr. 2,5)? Und ist diese Wahrheit nicht mystisch angedeutet im Zeichen des Tempels? Oder treffen uns die Worte des heiligen Paulus an die Korinther nicht mehr: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?
Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr.“ (1 Kor 3, 16-17)
Die Riten der Weihe: Prozession, Besprengung mit Wasser, Salbung des Altars, der Wände und der Türe mit dem Chrisam, Darbringung des heiligen Opfers, sprechen von ganz alleine über die Bedeutung des gottgeweihten Raumes, nachdem der Böse aus ihm exorziert worden ist, d.h. nach draußen ins Profane vertrieben worden ist. Wie der Christ in der Initiierung nach dem Exorzismus sich selbst Gott weiht, so wird der heilige Ort mit der Kirchweih Gott geweiht, nachdem er dem Einfluss des Bösen entzogen wurde, der mit all seinen Handlungen außerhalb des Tempels bleiben muss. Man kann nicht diese oder jene einfach profane Handlungen dort aufnehmen, wo die heiligen Geheimnisse gefeiert werden.
Im 1977 erneuerten römischen Pontifikale unterstreicht die Messe der Kirchweih den Willen der kirchlichen Gemeinde, dieses neue Gebäude auf exklusive und immerwährende Weise dem göttlichen Kult zu weihen. Besonders die Gegenwart des Altarsakramentes verbietet jeden anderen Gebrauch. Sie erinnert daran, dass die Kirche das Zeichen des himmlischen Heiligtums ist, in das Jesus hineingegangen ist „um für uns vor Gottes Angesicht zu erscheinen“ (Hebr 9,24). (Fidesdienst 8/1/2009).


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