EUROPA/LITAUEN - „50 Jahre Atheismus konnten den Glauben dieser Menschen nicht auslöschen“: Der argentinische Pater Marco Mikalonis, der seit kurzem als Missionar in Litauen tätig ist, berichtet von seinem ersten Osterfest im Land.

Freitag, 14 Mai 2004

Pumpenai (Fidesdienst) - „Es war sehr berührend in der Morgenröte des Ostersonntags den Sieg Christi an einem Ort zu erleben, an dem 50 Jahre Atheismus den Glauben der Menschen nicht auslöschen konnte“, so der junge argentinische Missionar Marco Mikalonis IVE in einem Beitrag für den Fidesdienst, in dem er über sein erstes Osterfest in Pumpenai (Litauen) beschreibt. Es war auch sein erstes Osterfest als Priester.
„Gott sei dank, konnten wir mehr tun als wir anfangs dachten, als wir vor drei Monaten nach Pumpenai kamen, was Krankenbesuche, Predigten und Gottesdienste anbelangt“, so Pater Marco, der vor allem von den symbolträchtigen und bunten Osterbräuchen der Menschen in Litauen beeindruckt war. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Kultur und Kunst, die den Feiern eine besondere Ausdruckskraft verleihen.
„In allen Kirchen wird neben dem Altar als Ort für die Aufbewahrung des Allerheiligsten Sakraments am Donnerstag in der Karwoche auch ein anderer Ort in der Kirche vorbereitet, nämlich das „Grab Jesu“ in Erinnerung an das Heilige Grab. Das Evangelium berichtet davon, dass sich das Grab Jesu in einem Garten befand, weshalb die Litauer das Grab mit Blumen schmücken, so dass unsere Kirche wirklich aussah wie ein Garten. Hier wird das Allerheiligste Sakrament nach dem Karfreitag aufbewahrt“. Eine weitere beliebte Tradition ist die Prozession bei Morgendämmerung am Ostersonntag. Vor der Heiligen Messe geht der Pfarrer zum „Grab“ und geht in der Prozession mit dem Allerheiligsten Sakrament aus der Kirche, wobei er von den Gläubigen begleitet wird. Die Prozession geht dreimal um die Kirche herum und folgt dabei einem präzisen Ablauf: „An der Spitze der Prozession wird ein Bild des auferstandenen Christus getragen, danach gehen Gläubige in den landestypischen Trachten, die Fahnen mit den Bildern der Gottesmutter und anderer Schutzheiliger tragen. Dahinter gehen die Ministranten und eine Gruppe Mädchen, die Blätter der Bäume auf den Weg vor dem Allerheiligsten streuen. Danach kommt der Pfarrer mit dem Allerheiligsten Sakrament und danach die anderen Gläubigen.“
„Es waren so viele Menschen dabei“, so der Missionar, „dass die Spitze und das Ende der Prozession sich berührten. Während der Prozession läuten die Kirchenglocken und auch die Ministranten lassen ihre Glocken läuten, während die Menschen Osterlieder singen. Wenn man dann im Hintergrund noch die aufgehende Ostersonne sieht, ist das Ganze wirklich ein berührendes Erlebnis. ‚Das ist die Armee Jesu Christi!’ freute sich eine der älteren Dorfbewohnerinnen, die an der Organisation der Prozession teilnahm“.
Auch die Ostereier sind in Litauen von großer Bedeutung. „Als wir sagten, dass es einen solchen Brauch in Argentinien nicht gebe, waren viele erstaunt“, so Pater Marco. „Manche Ostereier sind richtige Kunstwerke. Sie werden am Karsamstag gekocht und bemalt und jede Familie hat einen eigenen Stil und Techniken, die über Generationen hinweg weitergegeben werden: Alles ist natürlich, die Farben werden mit Zwiebelschalen und Blättern zubereitet und man darf die Eier erst nach der Ostermesse essen. Die Eier sind ein Symbol des Lebens und durch die Schönheit, die ihnen die Menschen durch das Bemalen verleihen, sind sie auch ein Zeichen der Auferstehung unseres Herrn als Quelle des Lebens und der Schönheit.
Pater Marco schließt seinen Bericht zum Osterfest in Pumpenai mit dem Wunsch, dass diese Menschen nie wieder die schrecklichen Erfahrungen der Vergangenheit erleben müssen, als die Fahnen des Herrn verboten waren und ein Kreuz, das der Tradition entsprechend am Hauseingang aufgehängt war, ein sicherer Anlass für den Märtyrertod oder zumindest eine Fahrkarte nach Sibirien bedeutete… Abschließend bittet Pater Marco um das Gebet für Litauen in einem für das Land so historischen Augenblick wie das der Beitritt zur Europäischen Union ist. Damit es ein Europa geben wird, das dem von Papst Johannes Paul II. gewünschten Europa entspricht: „Ein Europa, dessen wissenschaftlicher und sozialer Fortschritt und dessen soziales Wohlergehen sich nicht an einem sinnlosen Konsumdenken ausrichten, sondern in den Dienst des einzelnen Menschen gestellt werden“. (RZ) (Fidesdienst, 14/5/2004 - 48 Zeilen, 624 Worte)


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